Eigenes und Gemeinsames

Erzbischof Heiner Koch und der evangelische Bischof Markus Dröge haben eine Vereinbarung für ein konfessionell-kooperatives Modell des Religionsunterrichts unterschrieben. Das ist mancherorts schon Praxis.

Regina Vertgewall und Sarah Venus kooperieren schon seit acht Jahren. Sie unterrichten Religion an der Grundschule am Teutoburger Platz im Berliner Prenzlauer Berg, Vertgewall katholische, Venus evangelische. Beide sind in ihrer jeweiligen Konfession verankert und vermitteln die Inhalte des Christentums auch entsprechend der damit verbundenen Besonderheiten. Aber sie machen auch vieles zusammen und wechseln sich in den Klassen im Jahresrhythmus ab.

Der Grund für diese konfessionsübergreifende Zusammenarbeit war zunächst ein ganz praktischer. In die Grundschule am Teutoburger Platz gehen 80 Prozent nicht kirchlich gebundene Kinder. Die besuchten zunächst mehrheitlich den Lebenskundeunterricht. In den Religionsunterricht kamen nur wenige. So war es sinnvoll, sich zusammenzutun, um ausreichend große Gruppen zu haben.

Es war aber auch inhaltlich sinnvoll, gemeinsam zu arbeiten. Bei Kindern, die mehrheitlich aus kirchenfernen Haushalten kommen, ist es zunächst vorrangig, einen allgemeinen Zugang zum Christentum zu ermöglichen. Den vermitteln Vertgewall und Venus durch Rituale am Unterrichtsbeginn und ein Ablaufschema, an das sie sich beide halten, und durch eine Vielzahl gemeinsamer Projekte und Fahrten mit den Kindern.

Auf offizielle Füße gestellt

Was sie von sich aus praktiziert haben, ist nun offiziell von katholischer und evangelischer Seite beschlossen und eingeführt worden. Bischof Markus Dröge für die Evangelische Kirche Berlin- Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Erzbischof Heiner Koch für das Erzbistum Berlin unterschrieben die Vereinbarung über ein „Konfessionell-kooperatives Modell für Schulen“.

Erzbischof Koch kommentierte seine Freude über diesen Schritt mit den Worten: „Wir haben großes Vertrauen, dass das gutgeht.“ Bischof Dröge bezeichnete den zukünftig in konfessioneller Kooperation vorgesehenen Religionsunterricht als „Ausdruck eines dialogisch gelebten Glaubens“, mit dem die Christen zeigen könnten, dass es auch bei Beibehaltung der eigenen Position möglich sei, im Dialog mit anderen zu sein.

Das konfessionell-kooperative Modell sieht gemeinsame Fortbildungen der Lehrkräfte für Religion, die Erprobung verschiedener Unterrichtsmodelle und die Entwicklung von entsprechenden Lehrplänen vor. Das ist wichtig, um die Lehrkräfte zu befähigen, bei der Vermittlung des Christentums auch beiden Konfessionen kompetent gerecht werden zu können. Das neue Modell wird zunächst an etwa 150 staatlichen Schulen in Berlin umgesetzt.

Im Anschluss an die Unterzeichnung der Vereinbarung waren Bischof Dröge und Erzbischof Koch zu Gast in einer Unterrichtseinheit, die Regina Vertgewall und Sarah Venus mit Schülern zweier sechster Klassen vorbereitet hatten. Dies und die getroffene Vereinbarung zeigten Vertgewall, dass das, was sie und ihre evangelische Kollegin praktizieren, „von den Kirchen gewollt ist“. Bestätigt werden sie und ihre Kollegin länger schon durch den großen Zulauf. Nach den mühsamen Anfängen vor acht Jahren kommen mittlerweile etwa die Hälfte aller Kinder zu ihnen in den Religionsunterricht.