Ein Diplomat der klaren Worte Tobias Przytarski zum Berliner Diözesanadministrator gewählt

Foto: Walter Wetzler

Das Erzbistum Berlin wird seit Montag übergangsweise vom früheren Generalvikar Tobias Przytarski (54) geleitet. Das Metropolitankapitel der St.-Hedwigs-Kathedrale wählte ihn zum Diözesanadministrator, wie das Erzbistum bekannt gab.

Tobias Przytarski hat vieles von einem Diplomaten. Verbindlich im Ton, doch entschieden in der Sache war er mehr als zwei Jahre Generalvikar und damit Verwaltungschef des Erzbistums Berlin. Nach der Berufung von Kardinal Rainer Maria Woelki zum Kölner Erzbischof rückt Przytarski nun – wenn auch übergangsweise – an die Spitze des Hauptstadtbistums. Sein Stellvertreter wurde Domkapitular Stefan Dybowski (58). Mit seiner Wahl hat Przytarski viele bischöfliche Rechte und Pflichten. So vertritt er die Erzdiözese in der Deutschen Bischofskonferenz. Entscheidungen grundsätzlicher Art, die den künftigen Erzbischof langfristig binden würden, dürfen jedoch nicht vom Diözesanadministrator getroffen werden. Seine Befugnisse enden, wenn der neue Erzbischof, der in den kommenden Monaten in einem mehrstufigen Verfahren gewählt wird, sein Amt antritt.

Für seine neue Aufgabe ist Przytarski gut gerüstet. In die Führungsebene des Erzbistums rückte der gebürtige Berliner bereits unter Kardinal Georg Sterzinsky auf. Nach Jahren als Gemeindepfarrer und Krankenhausseelsorger in Berlin ernannte ihn der damalige Erzbischof 2001 zum Offizial. Damit übertrug er ihm die Verantwortung für die Kirchengerichte im Erzbistum. Von 2005 bis 2012 leitete Przytarski zusätzlich das Katholische Büro Berlin-Brandenburg, das die Kirche in der Landespolitik vertritt. 2006 berief Sterzinsky ihn ins Metropolitankapitel. Das Gremium berät den Berliner Erzbischof und ist für die Gottesdienste an der Kathedrale zuständig.

Leiter des Steuerkreises „Wo Glauben Raum gewinnt“

Unter Sterzinskys Nachfolger Woelki bekam Przytarskis noch mehr zu tun. Woelki machte ihn im März 2012 zu seinem Generalvikar, im April 2013 auch zum Vorsitzenden des Diözesancaritasverbands. Nach seiner Ernennung zum Kölner Erzbischof am 11. Juli berief Woelki ihn zum stellvertretenden Diözesanadministrator. Als weiteren Vertrauensbeweis hatte der Kardinal ihn zuvor beauftragt, den Steuerkreis der laufenden Bistumsreform „Wo Glauben Raum gewinnt“ zu leiten.

Sanierungskonzept sei eine „überzeugende Lösung“

In dieser Funktion steht Przytarski vor der Herausforderung, zwischen unterschiedlichen Vorstellungen zu moderieren. Umstritten ist vor allem der Plan, die derzeit 105 Kirchengemeinden zu rund 30 Großpfarreien zusammenzulegen. Bei aller bekundeten Bereitschaft zum Dialog beharrt Przytarski auf dem eingeschlagenen Weg in der Überzeugung, „dass es der richtige ist“. Gleiches gilt für die geplante Sanierung der St.-Hedwigs-Kathedrale. Das Konzept dafür hält er ungeachtet kritischer Stimmen für eine „überzeugende Lösung“.

Ein offenes Wort scheute Przytarski auch bei Woelkis Verabschiedung aus Berlin nicht. Die Schlüsselstellung Berlins für die katholische Kirche in Deutschland werde nicht überall erkannt, wenn nun zum wiederholten Mal ein Bischof in ein anderes Bistum abberufen werde, monierte er. „Ist es wirklich klug, den Berliner Bischofssitz für weniger wichtig zu halten als den Kölner?“, fragte Przytarski zum Missfallen mancher kirchlicher Spitzenvertreter.