Erzbischof Heiner Koch hat neue „Leitlinien für das Erzbistum Berlin“ in Kraft gesetzt. Damit werden im Zuge des Pastoralen Prozesses die künftigen Verhältnisse in den neuen Pfarreien geregelt.
In wenigen Wochen endet die Findungsphase im Pastoralen Prozess „Wo Glauben Raum gewinnt“. Über 80 von 105 Pfarreien haben bereits zu Pastoralen Räumen zusammengefunden. Nun rückt die Frage nach der Gestalt der neuen Pfarrei in den Fokus, die am Ende der Entwicklungsphase aus einem Pastoralen Raum entstehen soll. Erzbischof Heiner Koch hat jetzt mit den „Leitlinien für das Erzbistum Berlin“ einen Rahmen vorgegeben.
Sie verstehen sich als offene Sammlung zentraler Texte zur Entwicklung des Erzbistums. Die ersten drei Dokumente, die mit der Veröffentlichung im Amtsblatt (vom 1. November) in Kraft getreten sind, umfassen zentrale Leitgedanken und zwei Regeltexte zum Verhältnis von Pfarrei, Gemeinden und Orten kirchlichen Lebens sowie zum priesterlichen Dienst in einer neuen Pfarrei. Weitere Dokumente werden in den kommenden Monaten folgen.
Leitmotiv: Gottgeprägte Gemeinschaft
Die vorangestellten Leitgedanken bilden eine geistliche Grundlegung. Sie sollen den Pastoralen Prozess auf allen Ebenen prägen. Mit „Communio“ – der gottgeprägten Gemeinschaft – führen sie ein zentrales Leitmotiv ein. Es gilt als Antwort auf die vielfältigen Lebenssituationen im Erzbistum.
„Die Förderung der Einheit in der Vielfalt stellt eine besondere Herausforderung dar“, heißt es daher in den Leitgedanken. Am Leitmotiv der „Communio“ müssen sich künftig alle Entscheidungen messen lassen, was sich bereits sehr deutlich in den ersten beiden Regeltexten zeigt.
So beschreibt das Dokument „Pfarrei, Gemeinde und Orte kirchlichen Lebens im Kontext der einen Kirche“ das Mit- und Zueinander in einer neuen Pfarrei. Es geht unter anderem auf das Wesen und die Aufgaben der Pfarreiebene ein. Die Pfarrei stehe im Verhältnis zu ihren Gemeinden und den Orten kirchlichen Lebens für das Ganze, für die gemeinsame Sendung. Eine ihrer maßgeblichen Aufgaben: die Sorge um die Einheit und Gemeinschaft ihrer Glieder.
Und was ist unter einer Gemeinde in einer Pfarrei zu verstehen? Gemeinden leben Kirche konkret vor Ort, macht das Dokument deutlich. Sie handeln eigenständig in dem Rahmen, der für sie im Pastoralkonzept der Pfarrei abgesteckt ist, und nehmen sich als Teil der Pfarrei wahr. „In der Gemeinde versammeln sich aus dem Glauben heraus Menschen öffentlich und erkennbar an einem Ort“, nennt das Dokument Anforderungen, die Gemeinden erfüllen müssen, um als solche anerkannt zu werden: „Die Gemeinde feiert regelmäßige Gottesdienste und steht in Verbindung mit den sonntäglichen Eucharistiefeiern in der Pfarrei. Sie verkündigt den Glauben in Wort und Tat.“ Deutlich wird: Gemeinden können sowohl ehemalige Pfarreien als auch ganz neue Gemeinschaften sein. Orte kirchlichen Lebens zeichnen sich durch „Eigenständigkeit und Kirchlichkeit“ aus – beispielsweise Einrichtungen der Caritas oder der Ordensgemeinschaften. Das Dokument würdigt, dass dort Menschen mit Kirche in Berührung kommen, die sonst kaum Kontakt zu Gemeinde und Pfarrei haben: „Orte kirchlichen Lebens bieten besonders gute Voraussetzungen für einen ersten Kontakt mit dem Glauben und mit Menschen, denen der Glauben in ihrem Leben wichtig ist.“
Verhältnis von Pfarrer und Pfarrvikar
Das zweite Dokument, „Grundlagen für Dienst und Einsatz von Priestern als Pfarrer, Pfarrvikar und Kaplan im Erzbistum Berlin“, nimmt die Gemeinschaft der Priester einer „neuen Pfarrei“ in den Blick. Es weist den Pfarrer als Leiter der Pfarrei aus, der die Einheit der Pfarrei repräsentiert und das kollegiale Pastoralteam leitet. Hauptaufgaben bilden die Förderung der Einheit der Pfarrei sowie die seelsorgliche „Begleitung von Gremien und Gruppen sowie von ehrenamtlichen und hauptberuflichen pastoralen Diensten“.
Der Pfarrvikar hat laut Dokument Anteil am Leitungs-, Priester- und Hirtenamt des Pfarrers. Befreit von Verwaltungsaufgaben kann der Pfarrvikar sich vordringlich auf die Seelsorge bei den Menschen konzentrieren. Beauftragt durch den Pfarrer „verantwortet er selbstständig einzelne Handlungsfelder“. So kann er zum Beispiel die priesterliche Leitung einer Gemeinde übernehmen.
Alle Texte zum Nachlesen im Internet: www.woglaubenraumgewinnt.de/materialien