In Berlin wurde am 4. November ein besonderer Pfad eingeweiht. Seine Stationen weisen auf Orte der Erinnerung hin. Diese sind Mahnmale gegen die Unmenschlichkeit.
Zeit Todesurteile am laufenden Band vollstreckt wurden, steht heute ein Heiligtum zu Ehren der Regina Martyrum und zum Gedächtnis derer, die ihr Einstehen für die Rechte Gottes mit ihrem Blute besiegelten.“ Mit diesen Worten verwies Pfarrer Lutz Nehk bei der Einweihung eines Pfades der Erinnerung auf eine Botschaft des Papstes Pius XII..
Im Vorfeld des Gedenktages des seligen Bernhard Lichtenberg wurde am 4. November dieser Pfad eröffnet. Er erstreckt sich von der evangelischen Sühne- Christi-Kirche, über das Karmelitinnen- Kloster Maria Regina Martyrum, quer durch die Kleingartenkolonien entlang des Heckerdamms. Der Weg endet an der Gedenkstätte Plötzensee. Im dortigen Gefängnis wurde auch Lichtenberg festgehalten, nachdem er als Dompropst öffentlich für Juden und andere Verfolgte des Nationalsozialismus betete.
Die Gegend wieder neu in den Fokus rücken
Früher – zu West-Berliner Zeiten – hielten die Busse der Stadtrundfahrten noch in der Paul-Hertz- Siedlung, doch seit dem Fall der Mauer fahren die Busse andere Ziele an und kommen nicht mehr in die Schlafstadt. „Gut für die Bewohner, aber schlecht für die Erinnerung”, so Reinhard Naumann, Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf. Er lobte das Projekt, da seinetwegen Forschung betrieben wurde. Außerdem rücke es die Siedlung wieder in das Bewusstsein. Auch Naumanns Vater war anwesend – er war einst Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Charlottenburg- Nord. Dompropst Tobias Przytarski war ebenfalls gekommen.
Bei der Eröffnung wurden Worte der Erinnerung vorgetragen, aber auch mahnende Worte mit aktuellem Bezug. Pastor Michael Maillard forderte etwa auf: „Wir müssen die Täter von damals ehren, die Täter des Gerechten“, wie er das Handeln der damals widerstehenden Aufrichtigen beschrieb. „Im Schatten des Galgens von Plötzensee“, fuhr der evangelische Theologe fort, „haben wir nun auch touristisch sichtbare Mahnmale gegen die Unmenschlichkeit.“
Pfarrer Lutz Nehk, beauftragt vom Erzbistum für die Erinnerungskultur und die Gedenkstättenarbeit, zitierte eine Rede des damaligen Bischofs Weskamm, welche dieser anlässlich des 75. Katholikentages in den Rehbergen hielt: „Die Gedenkstunde vergeht und jedes Gedenkwort verweht.“ Die Berliner Gedenkkirchen mit ihrem ökumenischen Glockenturm sollten aber schon damals ein lebendiges Mahnmal sein.
Selbstredend war die politische Prominenz des Bezirks und auch der Inhaber des Bundestagsdirektmandates dabei, um das neue Schild am Tag der Enthüllung zu besichtigen. Neben ihnen waren rund 30 Interessierte aus den umliegenden Straßen und dem benachbarten Kloster dabei, als das Schild, stellvertretend für die anderen, enthüllt wurde.
Steuer ermöglichte Pfad der Erinnerung
Durch die 2014 eingeführte Übernachtungssteuer wurde das Kenntlichmachen des Gedenkpfades ermöglicht. Rund 40 000 Euro flossen in einer ersten Tranche aus den Mitteln des Stadtmarketings. Mit Hilfe einer zweiten gleichdotierten Runde sollen ungefähr sieben Informationssäulen entlang der nach Mitgliedern des deutschen Widerstandes benannten Straßen aufgestellt werden. Betreut wird die Erschließung von der Wirtschaftsförderung des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf.