Die katholische Jugendeinrichtung „Manege“ betreibt im Berliner Norden ein „Mobiles Familienbüro“: Ein Beratungsangebot, das direkt zu den Menschen kommt, die es brauchen.
Das Märkische Viertel im Norden Berlins, schier endlos reihen sich riesige Hochhausblöcke aneinander. Seit den 1960er Jahren entstand die Großraumsiedlung im Bezirk Reinickendorf – und kämpft seit Jahrzehnten mit ihrem Ruf als sozialer Brennpunkt. Der Rapper Sido widmete dem Stadtteil in den 90er Jahren seine Hymne „Mein Block“. Inzwischen gibt es dort ein verzweigtes Netz an Jugend- und Familienzentren sowie diversen Beratungsstellen.
Eine davon ist sogar auf Rädern unterwegs: Auf dem „Campus Hannah Höch“, einer Gemeinschaftsschule mit viel Sozialarbeit und individueller Förderung, steht an diesem Dienstagnachmittag ein grüner Bus mit den Aufschriften „Familienbüro“ und „Schön, dass du da bist“. Der Bezirk Reinickendorf betreibt das „Mobile Familienbüro“ mit der „Manege“, einer Jugendeinrichtung der Salesianer Don Boscos und der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Berlin-Marzahn. Seit Dezember 2020 fährt der Bus mehrmals pro Woche verschiedene Stationen im Bezirk an, um Familien in allen Lebenslagen zu beraten und zu unterstützen.
Marie Dunkel und Claudia Fulhorst stehen vor dem Eingang und erwarten ihre heutigen Besucher. Corona-bedingt läuft auch hier nichts ohne Termin. „Wir schicken niemanden weg, der zu uns kommt. Aber wer keinen Termin hat, muss sich eventuell länger gedulden“, erzählt Marie Dunkel.
Innen warten auf die Besucher gemütliche Reisebus-Sofas. Nur die Plexiglas-Scheibe in der Mitte der Tische schafft eine gewisse Distanz. Auch ein Babybett und ein Wickeltisch stehen bereit, Laptops mit W-Lan, Kopierer und Drucker.
Viele trauen sich eher ins mobile Büro als aufs Amt
Eltern können hier all die Fragen loswerden, die sie beschäftigen: Wo finde ich einen Kitaplatz? Wo gibt es Ferien- oder Freizeitprogramme? Auch Anträge können direkt im Bus gestellt werden, beispielsweise auf Elterngeld, Unterhaltsvorschuss oder Zuschüssen zu Kita-Beiträgen. „Hier sind die Hürden nicht so hoch, viele haben Angst, ins Jugendamt zu gehen“, erzählt Marie Dunkel. Während des Lockdowns seien zudem viele Behörden zu. Manche suchten einfach nur mal jemanden zum Reden – denn Kurzarbeit oder Schulschließungen haben die Situation in vielen Familien verschärft. Die beiden Sozialarbeiterinnen setzen auf Vernetzung mit anderen Hilfsprojekten der Stadt und der Kirchen.
An diesem Dienstag sind zwei „Stadtteilmütter“ zu Besuch. Die Syrerin Fatima Mahmoud und die Nigerianerin Grace Rydl-Agidigbi sind im Kiez unterwegs und halten gezielt Ausschau nach hilfsbedürftigen Familien aus anderen Kulturkreisen. Die „Stadtteilmütter“ gehören zum Familienzentrum „FACE“ beim Evangelischen Kirchenkreis Reinickendorf.
Finanziert wird das „Mobile Familienbüro“ aus Senats- und Bezirksmitteln. Das Projekt ist vorerst auf ein Jahr befristet. Dann, weiß Marie Dunkel, werden die Beteiligten gemeinsam schauen, ob und wie es weitergehen soll.
Kontakt: Montag bis Freitag unter Telefon 030/85 60 68 62 58