Mütter sind immer um ihren Nachwuchs besorgt. Das haben sich Frauen zum Anlass genommen, die Gebetsbewegung „Mütter-Gebete“ zu gründen. Die Berlinerin Florentine Liechtenstein koordiniert sie in Deutschland.
Frau Liechtenstein, wie sind Sie selbst auf „Mothers Prayers – Mütter-Gebete“ aufmerksam geworden?
Bei einem Familienforum in Altötting 2005 hörte ich einen Vortrag der Gründerin von „Mothers Prayers – Mütter-Gebete“, Veronica Williams. Wir Mütter sind ja immer um unsere Kinder besorgt und beten für sie. Angesprochen hat mich, dass man die Kinder Jesus übergibt und sagt: „Du hast sie mir geschenkt, sie gehören dir und du hast sicher einen Plan. Ich vertraue sie dir an, du kannst aus Allem etwas Gutes machen.“ Dieser Akt der Hingabe und des Vertrauens ist ein wesentlicher Baustein unserer Spiritualität.
Wie weit verbreitet sind „Mütter- Gebete“ in Deutschland?
Ich habe mit meiner Cousine alleine angefangen, und das hat dann Kreise gezogen. In Deutschland sind wir 500 bis 600 Frauen. Wir wachsen langsam, machen aber bewusst keine Werbung, denn es soll das Werk des Herrn sein. Er sorgt selbst dafür, dass es verbreitet wird. Ich würde mich freuen, wenn „Mütter-Gebete“ in Deutschland noch mehr wachsen würden, aber das liegt nicht an mir, ich bete dafür.
Wie bereiten Sie ein Gebetstreffen vor?
Man trifft sich regelmäßig in einer Wohnung oder der Kirche für etwa eine Stunde. Bei jedem Treffen wird auf einen kleinen Tisch ein Kreuz gestellt, um an Jesus den Erlöser zu erinnern, sowie eine Kerze, denn Jesus ist das Licht der Welt. Ferner gibt es eine Bibel, da Jesus das lebendige Wort ist, und einen kleinen Korb, in den später Papierscheiben mit den Namen der Kinder, für die gebetet wird, gelegt werden.
Wie ist der Ablauf des Gebetstreffens?
Wir beginnen mit einem Lied und Gebet zum Heiligen Geist, beten um Schutz vor allem Bösen und um die Einheit der Gruppe. Darauf singen wir ein Loblied, beten für alle Gruppen weltweit, lesen eine Stelle aus der Bibel und tauschen uns darüber aus. Dann danken wir Gott für das Geschenk des Mutterseins und schreiben Namen der Kinder, für die gebetet wird, auf eine kleine Papierscheibe. Die runde Scheibe symbolisiert die Liebe Gottes, ohne Anfang und ohne Ende. Dann kniet sich jede Mutter nacheinander vor das Kreuz und bringt jedes Kind einzeln vor den Herrn, indem sie den Zettel in den Korb legt. Der Korb ist das Symbol für die Hände Jesu. Anschließend wird für die Väter gebetet und es endet mit einem Dankgebet oder -lied. Diese Struktur hat sich bewährt.
Haben Sie Gebetserhörungen erlebt?
Ich weiß von einer Frau, deren Tochter magersüchtig war, die geheilt wurde. Kinder kamen von Drogen los oder haben sich bekehrt und gehen nun mit feurigem Herzen den Weg mit Jesus. Oder es geschieht Versöhnung mit einem Kind. Durch eine tiefere Beziehung zum Herrn wird man freier und das Verhältnis zum Kind ändert sich.
Was ist mit den Bitten, die nicht erfüllt werden?
Wir bemühen uns um den Akt der Hingabe: Der Plan des Herrn soll sich verwirklichen. Ich möchte lernen, was Gott mit diesem Kind vorhat. Wir beten am Ende unserer Zusammenkünfte um Verständnis für Gottes Willen, um nicht von dem eingenommen zu sein, wovon wir glauben, dass es für die Kinder das Beste sei.
Wie wichtig ist das Vertrauen beim Beten? Beim Beten geschieht ein Hineinwachsen ins Vertrauen in die Liebe Gottes, in seinen Plan für unsere Kinder. Auch wenn Dinge passieren, die wehtun und die ich nicht verstehe. Aber ich weiß: Wenn ich es Gott gebe, hat es seinen Platz und ist für meine Kinder und ihr Wachstum wichtig.
Gibt es bei den Gebetstreffen viele vorformulierte Gebete?
Es gibt feste Gebete, die in einem Gebetbüchlein festgehalten sind und bei den Gebetstreffen benutzt werden. Das Schöne daran ist, dass wir auf der ganzen Welt in den Gruppen das Gleiche beten. Dann fühlt man sich vereint mit den anderen. Und trotzdem wird es einem nicht langweilig, es spricht einen immer wieder etwas anderes an, zumal wir versuchen, immer „langsam“ zu beten. Dabei wird es immer tiefer und sinkt ins Herz.
ZUR SACHE
Gebetsgruppe in 120 Ländern
Seit über 20 Jahren gibt es Gebetsgruppen von zwei bis acht Müttern aus verschiedenen Konfessionen (Katholiken, Protestanten, Orthodoxe), die in über 120 Ländern für ihre Kinder und Enkelkinder.