Das Psychologiestudium klappte nicht, also wurde Juliane Bittner Volkswirtin, später wechselte sie zu den katholischen Medien im Erzbistum Berlin. Die prägte sie seit 1980 mit. Jetzt geht Bittner in den Ruhestand – hört aber deshalb noch lange nicht auf.
Eigentlich wollte sie Psychologie studieren, aber das durfte sie in der DDR nicht. Dabei war es für die 1951 in Leipzig geborene Frau schon ungewöhnlich, Abitur machen und studieren zu dürfen. „Ich wurde katholisch erzogen: Sonntagsmesse, Religionsunterricht, Gruppenstunde, Kreuzzeichen auf die Stirn für den Schulweg“, erzählt sie über die Kindheit. Das Pfarrhaus war bald das zweite Zuhause. Wieso sich die Tür zur höheren Bildung ohne FDJ und Jugendweihe öffnete? „Das bleibt ein Geheimnis des Glaubens“, sagt sie.
Volkswirtin ohne Volkswirtschaft
Für das gewünschte Psychologie- Studium hätte es dann aber doch einer gewissen Linientreue bedurft und so studierte Juliane Bittner stattdessen an der Hochschule für Ökonomie: „Ich bin eine Volkswirtin, der 1990 die Volkswirtschaft abhanden kam“, sagt sie ironisch. Auf das Studium folgten eine Abteilungsleitung an der Medizinischen Akademie in Dresden und der Mitaufbau der Poliklinik am Helene-Weigel-Platz in Marzahn. Immer dabei: Der Glaube. Der fand in Berlin eine Heimat in der Gemeinde St. Marien Karlshorst, wo Juliane Bittner mit Mann und Kindern unter anderem in einem Familienkreis aktiv wurde: „Den gibt es übrigens bis heute.“ Und dann waren da plötzlich die katholischen Medien. Es begann mit dem St. Benno Verlag: „Sein Chef, Prälat Hermann-Joseph Weisbender, hatte mich aufgefordert, ein Buch zu schreiben. Keine Ahnung, wie sowas geht.“ Es ging gut: Das Buch über junge Liebe aus christlicher Sicht wurde auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Weitere fünf Bücher folgten. Mitte der 1980er Jahre kam der Hörfunk hinzu: Juliane Bittner wurde „DDR-Korrespondentin“ für Radio Vatikan. Die sächsische Ausprache störte nicht und so erinnert sich Bittner heute: „Vom Wohnzimmersofa aus berichtete ich telefonisch, was sich tut in den Gemeinden und Gemeinschaften. Das war spannend, auch hinsichtlich einer möglichen Intervention der Stasi.“ Die blieb aber aus: „Noch ein Geheimnis des Glaubens.“ Nach der Wende machte Juliane Bittner dann eine Journalistenausbildung, im Alter von 41 Jahren, und 1993 konnte sie als Redakteurin bei der Hörfunk- und Fernseharbeit des Erzbistums beginnen. Eine spannende Zeit: „Ich konnte die Verkündigungssendungen im Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg mit entwickeln; manche Formate wie ‚Apropos Sonntag‘ auf Antenne Brandenburg gibts bis heute.“ Auch der Dreh von „Gott und die Welt“ für die ARD oder die Betreuung des „Worts zum Sonntag“ blieben in Erinnerung. Wichtig war die Verbindung zum Glauben: „Ich muss ehrlich und klar Gott zur Sprache bringen.“
Einmal Zeitung und zurück
Doch 2003 überrollte die Finanzkrise das Erzbistum und wie viele andere wurde Juliane Bittner entlassen. Beklagen will sie sich aber nicht, denn sie bekam eine Anschlussbeschäftigung als Redakteurin der „Katholischen Sonntagszeitung“: „Den Ereignissen und Entwicklungen im Erzbistum ein Forum zu bieten, hat Spaß gemacht.“ Als dann die Berichterstattung aus dem Erzbistum wieder an den Tag des Herrn überging, ging auch Juliane Bittner zurück in die „alte“ Abteilung Hörfunk und Fernsehen: „Als Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für das Deutschlandradio Kultur und die Deutsche Welle Fernsehen weitete sich für mich in vielerlei Hinsicht der Horizont.“ Langweilig wird es für Juliane Bittner auch nach Ende der Berufstätigkeit nicht: Sie wird weiter als freie Journalistin tätig sein. Darüber hinaus hat sie bereits ein Ehrenamt als Moderatorin in zwei Pastoralen Räumen. „Außerdem habe ich inzwischen fünf Enkelkinder zwischen fast 18 und drei, das hält frisch.“