Geladene Gäste kommen nichtKatholische Rumänenseelsorge in Berlin wird 2015 eingestellt

Oft müssen stark nachgefragte Angebote enden, weil das Geld fehlt. Doch das Erzbistum könnte die katholische Rumänenseelsorge in Berlin weiter finanzieren – hier mangelt es allein an der Nachfrage. Deswegen wird ab kommendem Jahr die Rumänenseelsorge eingestellt.

1964 beauftragte das damalige Berliner Bischöfliche Ordinariat Pater Augustin Maura aus Köln offiziell, die Seelsorge an den katholischen Rumänen in Berlin zu übernehmen. Es gibt die Rumänenseelsorge also seit genau 50 Jahren.

Jeden Monat für die Messe nach Berlin gereist

„Sowohl er als auch sein Nachfolger, Pfarrer Karl Heinrich Jung aus Mannheim, kamen vier bis fünf Mal im Jahr nach Berlin, um die Messe zu feiern“, erzählt der jetzige Rumänenseelsorger Mihai Caitar aus Münster. „Ich hatte gehofft, dass mehr Leute kommen, wenn ich die Messe jeden Monat feiere.“ Pfarrer Caitar kümmert sich inzwischen seit mehr als zehn Jahren um die Seelsorge an den katholischen Rumänen in der Bundeshauptstadt.

Seit sechs Jahren kommt er jeden Monat von Münster nach Berlin. Meist feiert er die Liturgie im römisch-katholischen Ritus, jeden fünften Sonntag im Monat in der byzantinischen Ordnung. „Leider hatte ich nicht Recht“, fügt der 72-Jährige hinzu. „Von den 75 Mitgliedern meiner Gemeinde kommen maximal 25 zur Messe.“ Manchmal sei es auch nur ein einziger gewesen: Ernst Meinhardt, der Sprecher der Rumänischen Katholischen Seelsorgegruppe im Erzbistum Berlin. „Da gilt auch für uns das berühmte Gleichnis aus dem Matthäus- und Lukasevangelium, in dem Jesus von den vielen geladenen Gästen erzählt, die alle eine Ausrede finden, weshalb sie die Einladung ihres Herrn nicht annehmen können“, meint Meinhardt. „Auch wenn das ein Wermutstropfen ist, sind wir doch dankbar für alles Schöne und Gute, das wir in den zurückliegenden 50 Jahren erfahren durften, aber auch dafür, dass wir nach Enttäuschungen und leidvollen Erfahrungen immer wieder Trost fanden und aufgerichtet wurden.“

Wohnungssegnungen, Kranken- und Hausbesuche

Obwohl er fast 1000 Kilometer hin und zurückfahren muss, beschränkt Caitar seine Aufgabe als Seelsorger nicht allein auf das Zelebrieren der Messe. „Ich versuche, einige Familien zu besuchen, die in die Gottesdienste kommen“, nennt er ein Beispiel. „Und auch wenn es wegen der weiten Strecken hier schwierig ist, führe ich Kranken- und Hausbesuche durch. Einmal im Jahr segne ich auf Wunsch Wohnungen.“ So kämen schnell 45 000 Kilometer im Jahr zusammen. Dennoch bedauert er, sich nicht noch mehr um die sozialen Probleme seiner Schützlinge kümmern zu können.

In Nordrhein-Westfalen hat der Rumäne sieben Gemeinden gegründet. Und obwohl Caitar an Sonntagen teilweise einmal morgens und einmal abends Messe feiert, findet er, dass es leichter ist, vor allem in Münster den Kontakt zu halten. Dort fährt er mit den rumänischen Gemeindemitgliedern zum Sozial- und Ausländeramt, ist im Dolmetscherdienst vor Gericht tätig und kennt durch die Seelsorge „auch alle Gefängnisse in Nordrhein-Westfalen.“ In Berlin hingegen sei es gar nicht so einfach, Kontakt zu dem Einzelnen aufzunehmen. Und das ist für ihn auch die Hauptursache, weswegen so wenige Menschen zu seinen Gottesdiensten kommen – ein Teufelskreis. Die Säkularisierung hält er für einen weiteren Grund.

Hilfe bei der Wohnungssuche

Immerhin sei es ihm gelungen, einem Gemeindemitglied bei der Wohnungssuche zu helfen und auch, wenn er im Dezember die letzte Messe feiern wird – einen Koffer wird er wohl immer noch in Berlin haben: Für den Jahresempfang des Erzbischöflichen Ordinariats, den Bußgang im März und das Seelsorgertreffen für muttersprachliche Gemeinden im September wird er auch 2015 wieder in die Bundeshauptstadt kommen.

Termine

Die nächsten Gottesdienste in rumänischer Sprache feiert Pfarrer Mihai Caitar am 19. Oktober, 11.30 Uhr, am 30. November, 11 Uhr und am 7. Dezember, 11.30 Uhr, jeweils in der Klosterkirche der Christkönigschwestern, Alt-Lankwitz 37-39 in Berlin- Lankwitz.