Jesus’ Oma inspiriert Pilger

In Bölzke haben Pilger ein Labyrinth angelegt.

Vor zehn Jahren wurde in der Prignitz der Annenpfad eröffnet. Für Pilger gibt es einen Jubiläumsstempel.

Durch die ursprüngliche Natur der Prignitz mit weiten Ebenen, Waldgebieten, beschaulichen Städten und alten Dörfern führt nicht nur das letzte Stück des berühmten Pilgerwegs Berlin – Wilsnack zum einstigen „Santiago des Nordens“. Hier gibt es seit 2011 mit dem Annenpfad einen zweiten Pilgerweg, der sich mit 22 Kilometern Länge als Tagestour eignet. Das gemeinsame „Anpilgern“ am Gründonnerstag fällt 2021 trotz Jubiläum coronabedingt aus, aber man kann rund ums Jahr individuell auf dem Annenpfad pilgern – abseits von großen Menschenmengen.

Der Annenpfad ist einer der beliebtesten Heiligen des Spätmittelalters gewidmet und verbindet die Dorfkirche Bölzke mit den Wallfahrtskirchen in Heiligengrabe und Alt Krüssow. Seinen Namen erhielt der Pilgerweg in Anlehnung an die mittelalterliche Wallfahrt zur Kirche St. Anna in Alt Krüssow. Mike Laskewitz, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Prignitz, setzt in den Pilgerweg touristische Hoff nungen: „Wir empfehlen als Startpunkt insbesondere für Bahnreisende das Kloster Stift zum Heiligengrabe, Brandenburgs einzige fast vollständige Zisterzienserinnen- Klosteranlage. Da der Annenpfad ein Rundweg ist, kann man an jeder beliebigen Stelle einsteigen und in beiden Richtungen laufen. Markierte Feldsteine dienen dabei als Wegweiser“.

Das alte Zisterzienserinnenkloster ist der Höhepunkt des Annenpfades: Heiligengrabe wurde im Jahr 1287 gestiftet. Im Mittelalter war Heiligengrabe ein Wallfahrtsort. Seit der Reformation beleben evangelische Stiftsdamen das Kloster. Heute steht das Klostergelände Besuchern jederzeit für Spaziergänge off en. 18 Informationsstelen berichten über das Leben der Stiftsfrauen und stellen wichtige Bewohnerinnen vor. Das Museum hat eine Dauerausstellung „Vom Nonnenchor zum Damenplatz“ und öff - net momentan nach vorheriger Anmeldung die Pforten.

Weiter geht es von Heiligengrabe aus zur ehemaligen Wallfahrtskirche St. Anna in Alt Krüssow. Sie steht in einem jener kleinen Rundlingsdörfer slawischen Ursprungs, wie sie in der Prignitz häufi g vorkommen. „Es ist heute fast völlig vergessen, dass diese Kirche neben der von Wilsnack ein wichtiges Pilgerziel war. Der imposante Hallenbau wurde 1520 geweiht, es blieben ihr also nicht viele Jahre, bis die Reformation das Pilgerwesen schon wieder beendete“, so Laskewitz. Ein wundertätiges Annenbild soll sich in der Alt Krüssower Kirche befunden haben, so dass das kleine Dorf in der Nähe von Pritzwalk neben Wilsnack und Heiligengrabe zum dritten bedeutenden Wallfahrtsort der Prignitz wurde. Von den Pilgerströmen vergangener Zeiten und ihren Almosen kündet noch heute die eindrucksvolle Wallfahrtskirche – ein spätgotischer Saalbau mit einer nördlich angefügten Kapelle.

Die Dorfkirche Bölzke ist ein schlichter Fachwerkbau. Eine Besonderheit ist der von Meister Groth signierte Kanzelaltar von 1757. Nach erfolgreicher Restaurierung auf Initiative eines Fördervereins wurde die Kirche 2011 wiedereröffnet. Pilger können hier eine kleine Ausstellung über das Pilgerwesen besuchen. Darüber hinaus gibt es Infostelen, ein meditatives Labyrinth sowie eine „Bücherzelle“ vor der Kirche.

„Für alle, die Nahrung für die Seele suchen, stehen an allen drei Orten die Kirchentüren für ein stilles Gebet off en“, sagt Elisabeth Hackstein, Konventualin des Klosters Stift zum Heiligengrabe. (tdh)