Sakralbauten zeigen, verstehen, entdecken: In einem ökumenischen Jahreskurs werden jetzt Kirchenführer ausgebildet. Sie sollen befähigt werden, sich Bauten selbstständig zu erschließen und das Wissen weiterzugeben.
„Unser Traum ist, ein Netzwerk von Kirchenführern zu haben, die aktiv in die Gemeinden gehen und sich zum Beispiel zum Tag des offenen Denkmals anbieten.“ Konstantin Manthey weiß um die heutige Situation, was Kirchenführungen im Erzbistum Berlin angeht: Es ist schwierig, jemanden zu finden, der es machen kann. „Zum Beispiel zum Tag des offenen Denkmals sagen viele Pfarrer, dass es nicht das Problem sei, die Kirche aufzuschließen.“ Die Idee wurde aus dem Bedarf geboren: Der Potsdamer Pastoralreferentin Eva Wawrzyniak fiel auf, dass immer wieder Besuchergruppen in die Propsteikirche St.
Peter und Paul kamen und, dass diesen Gruppen niemand so recht etwas über das Gotteshaus erzählen
konnte.
Im Gespräch mit Konstantin Manthey, Referent an der Katholischen Akademie und selbst Kirchenführer, entwickelte sich dann das, was jetzt zum Projekt „Ausbildung zum Kirchenführer“ geworden ist. Bevor sie den Kurs ausschrieben, informierten sich Manthey und Wawrzyniak erst einmal ausführlich über Erfahrungen in anderen Bistümern. Jetzt haben sie die Ausbildung so gestaltet, dass es möglich ist, am Ende durch eine Prüfung das „Zertifikat Kirchenführung“ des Bundesverbands Kirchenpädagogik zu erwerben. Es sei aber auch möglich, den Kurs ohne Zertifikat zu beenden. Bis dahin ist es allerdings ein
weiter Weg: 120 Unterrichtsstunden in acht Blockseminaren an Sonnabenden sowie einer dreitägigen
Exkursion in den Raum München erwarten die Teilnehmer.
„Zuerst haben wir uns gefragt, wie wir diese Stunden füllen sollen, aber dann zeigte sich bald, dass das Problem eher andersherum gelagert ist“, erzählt Manthey schmunzelnd. Die Teilnehmer werden sich mit Kirchenund Bistumsgeschichte, christlicher Kunstgeschichte, Architekturgeschichte und Kirchenbau genauso befassen wie mit theologischen Grundlagen, einer Schule des Sehens, Kirchenpädagogik und Methodik. Darüber hinaus lernen sie etwas über rechtliche Fragen, Hilfsmittel und Kommunikation und besuchen Sakralbauten, in denen sie auch bereits Kirchenführungspraxis erwerben werden. „Vieles können wir in den Unterrichtsstunden nur anreißen“, erklärt Manthey.
„Feuer fangen und sich begeistern“
Die Teilnehmer sollen „Feuer fangen und sich begeistern“, denn ein begleitendes Selbststudium und Treffen in Regionalgruppen gehören dazu. Ziel des Kurses ist, dass sich die Teilnehmer Kirchenbauten
selbst erschließen können. Manthey rechnet, wenn er sein Repertoire um ein weiteres Gotteshaus erweitert, einen halben Tag im Pfarrarchiv und insgesamt etwa acht bis zehn Stunden Vorbereitung.
Die Kosten des Kurses betragen inklusive Exkursion 900 Euro. Dass das viel Geld ist, ist Manthey bewusst. „Wer den Betrag gar nicht aufbringen kann, soll sich ruhig mutig an uns wenden“. Aber es gehe ja auch um eine qualitativ hochwertige Ausbildung. „Und ich hoffe, am Ende sagen die Teilnehmer: Das war es wert.“
Kontakt: manthey(ät)katholische-akademieberlin.de
Zur Sache
Infotage und Bewerbung
Um an der Kirchenführerausbildung teilzunehmen, müssen Interessenten verpflichtend einen der beiden Infotage besuchen. Der erste findet am 11. März von 9 bis 12 Uhr in der VHS Potsdam, Am Kanal 47, Potsdam (Anmeldung: 03 31 / 28 94 566, Kursnummer W17-05101), der andere am 14. März von 18
bis 21 Uhr in der Katholischen Akademie, Hannoversche Straße 5, Berlin-Mitte (Anmeldung 030 / 28 30 950) statt.
Nach der Teilnahme an einem Infotag bewerben sich Interessenten mit einem Motivationsschreiben.