Kleinod mit Kloster

Der „Garten des Buches“ ist einer der ersten in Deutschland, der auch den Tanach und den Koran berücksichtigt.

Was schon Fontane wusste, gilt bis heute: Das Städtchen Lindow in der Mark Brandenburg ist eine Reise wert. Kürzlich eröffnete hier als weiterer Anziehungspunkt der „Garten des Buches“.

„Lindow ist so reizend wie sein Name. Zwischen drei Seen wächst es auf, und alte Linden nehmen es unter ihren Schatten.“ Mehrfach besuchte Theodor Fontane das Kleinod. In seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ und im Roman „Der Stechlin“ schreibt der Dichter über den Ort und das Kloster.

Vom Kloster schreibt Fontane, es sei „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ eher da gewesen als die Stadt. Zisterzienserinnen beteten und arbeiteten hier etwa ab 1230. Man geht davon aus, dass die Klosteranlage 35 Nonnen beherbergte, Priorin und Äbtissin ebensowenig mitgerechnet wie den Klostergeistlichen. Bis heute sind Teile der Klosterruinen, etwa der Boden des Eiskellers neben der Küche, original aus ihrer Zeit. Ab 1542, mit der Reformation, wurde das Kloster umgewandelt in ein evangelisches Damenstift.

 

Malerische Ruinen stehen bis heute

Aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Landesherrn, der die Konventualinnen recht knapp hielt, verringerte sich die Anzahl der Bewohnerinnen. Aus wirtschaftlicher Not wurden immer wieder Teile des Besitzes verkauft. Im Dreißigjährigen Krieg, – am 18. Oktober 1638 – wurden die Klosteranlagen zerstört, und auch das Archiv fiel den Flammen zum Opfer. Deshalb ist heute insgesamt wenig über die Geschichte bekannt. Die malerischen Ruinen aber stehen bis heute am Wutzsee und erinnern an vergangene Glorie.

Aber nicht nur das: Das Evangelische Stift Kloster Lindow setzt sich für die Erhaltung der Anlagen inklusive des sehenswerten Friedhofs ein. Sie führen Interessierte durch die Klosteranlagen, gern auch in passender Gewandung, etwa als Nonne oder Diakonisse. Das Stift schafft aber unter der Leitung seines Vorsitzenden Horst Borgmann auch Neues: So eröffnete jetzt der „Garten des Buches“ als jüdisch- christlich-muslimischer Lehr- und Schaugarten. Das begehbare Labyrinth zeigt etwa 70 Pflanzenarten aus Tanach, Neuem Testament und Koran – vom Taumel-Lolch über den Olivenbaum bis hin zum Kürbis. Auf den Schildern sind auch die jeweiligen Schriftworte mit angegeben, sowie der Name der Pflanzen in Brailleschrift. Ein Apfelbaum steht für die gemeinsame Wurzel der Buchreligionen und trägt durch dreifache Veredlung unterschiedliche Früchte.

Zu einem guten Ausflugsziel, gerade für religiös interessierte Gruppen, macht den mit hinreichend Gastronomie und schönen Wanderwegen an den Seen ausgestatteten Ort auch die wenige hundert Meter entfernte Klause St. Bernhard, in der Pater Jürgen Knobel, Diözesaneremit des Erzbistums Berlin (siehe Kasten) lebt. Erreichbar ist Lindow von Berlin aus mit Bahn und Bus durch den sehr passend getakteten Umstieg in Neuruppin in guten eineinhalb Stunden.
Führungen werden vom Klosterstift angeboten.

Kontakt Horst Borgmann: 0177 / 8 70 09 17

 

Gastfreundlicher Eremit

Auch er hat einen Garten angelegt, wenn auch noch manches wachsen muss, bis es so ist, wie es einmal sein soll: „Meinen Garten der Mystik sehe ich als gute Ergänzung zum Garten des Buches bei den Klosterruinen“, sagt Pater Jürgen Knobel. Seit Sommer 2014 bewohnt der vom Bodensee stammende katholische Priester die Klause St. Bernhard in Lindow und kümmert sich um die Kirche St. Joseph. „Auch wenn ich mich in die Stille zurückgezogen habe, empfange ich auf Anfrage gern Besucher, denen ich die Kirche und den Garten der Mystik zeige und über eremitisches Leben erzähle“, sagt der zugewandte Mann, der ansonsten auch Beichtvater und Exerzitienbegleiter ist.
Kontakt: juergen.knobel@gmx.de