Leeres Grab in der Friedenskirche

Julian aus der Friedensgemeinde veranschaulicht in der Rolle des Pilatus das Geschehen bei Jesu Verurteilung. Kinder aus der Besuchergruppe werden als Jesus, Barrabas und Soldaten mit einbezogen. Foto: Andrea von Fournier

Der Ostergarten der Baptisten in Berlin-Charlottenburg ist seit vielen Jahren ein Anziehungspunkt für Besucher aller Generationen. Auch die Erstkommunionkinder aus Lichterfelde waren vergangene Woche zu Gast.

Was der Osterhase mit dem Osterfest zu tun hat, wissen die Kinder nach der Führung durch den „Ostergarten“ genau: „Nichts!“, rufen sie. „Und die Ostereier?“, fragt Daniela Spielmann in die Runde. „Die bedeuten neues Leben!“, sagt Marie (9). Daniela Spielmann nickt und ergänzt, dass sie im Christentum für die Auferstehung Jesu stünden.

Einen Ostergarten baut die baptistische Gemeinde Berlin- Charlottenburg seit 15 Jahren in der Friedenskirche an der Bismarckstraße auf: Der Weg Christi vom frenetischen Empfang zum Passahfest in Jerusalem bis zur Kreuzigung und Auferstehung wird an acht Stationen bildhaft gezeigt. Dabei wird ein Bogen zu heutigen Oster-Feiern geschlagen. Ereignisse und Zusammenhänge werden auch für Kinder erlebbar.

Die Friedensgemeinde der Baptisten bringt einen großen Schatz an Erfahrungen in die aktuelle 16. Garteninstallation ein. Manches wurde überarbeitet und erneuert. Die Gemeinde öffnet mit diesem und einem ähnlichen Angebot zu Weihnachten ihre Türen für Berliner und Brandenburger, für Christen und Nichtchristen. Die Nachfrage ist groß. Eine ganze Logistik musste dafür entstehen. Kindergartengruppen, Schulklassen, Konfirmanden oder Kommunionkinder, Familien, Senioren, geführt oder selbstständig, können der Auferstehung nachspüren.

Neuerdings gib es auch digitale Führungen durch den Garten

Seit kurzem ist das auch digital möglich, erklärt Projektleiterin Charline Charpentier: „Mit Smartphone und Laufzettel kann man die Ostergeschichte auf eigene Faust erkunden. An den Stationen des Parcours befinden sich QR-Codes, die man einscannen und dann nachlesen kann, was in den dargestellten Szenen passiert“.

Donnerstags bieten Gemeindemitglieder liturgische Führungen für Erwachsene sowie Familienführungen an. Die meisten Anmeldungen hat das Team des Ostergartens für klassische Führungen am Tage und für Gruppen von Kindern und Jugendlichen.

Die Stationen verteilen sich über die ganze Kirche samt Empore und Zugangsräumen sowie angrenzende Refugien wie das Kinderzimmer. Dafür haben die Teammitglieder vieles herangeschafft. Sie haben Fenster verhängt, Räume durch Tücher und Netze unterteilt, große Kunstpflanzen, Mulch und die Ausstattung für ein Festmahl besorgt. Sie haben Innenszenen wie das Amtszimmer Pilatus oder eine Grabkammer gestaltet und mit Hilfe eines Lichtkonzepts inszeniert, aber auch Außenszenen wie den Kreuzweg oder den mehrere Meter hohen Berg Golgota.

Mehrere Darsteller, so Konstantin als Soldat, Philine als Maria oder Julian als Pilatus, machen das Geschehen mit kleinen Spielszenen für die Jüngsten anschaulich. Oft werden die Kinder als Darsteller eingebunden. Unter den Guides, die die Gruppen empfangen, einführen und mit ihnen den Pfad ablaufen, ist auch der Pastor der Gemeinde, Hendrik Kissel. Die Familienführung liegt Daniela Spielmann besonders am Herzen. „Ihr Herz brennt dafür und ich teile sie auch stets dafür ein“, sagt Charline Charpentier.

Für Kinder beginnt die Zeitreise hinter der Zaubertür

Diesmal kommt Daniela Spielmann „auf den letzten Drücker“ von ihrer Arbeit. Rasch haben die beiden Frauen das aktuellste abgesprochen. Daniela Spielmann wendet sich nun der Gruppe zu, die im Kinderzimmer erwartungsvoll im Kreis sitzt.

Mit dabei ist Kerstin Fenski von der katholischen St. Annen-Gemeinde Lichterfelde mit Kommunionkindern. Die Gemeindereferentin schätzt dieses Angebot sehr und kommt seit vielen Jahren her. Im Kreis stehen österliche Süßigkeiten und Dekorationsmaterialien, die die Kinder eifrig inspizieren. Behutsam bereitet Daniela Spielmann auf das Kommende vor: Es wird manchmal dunkel sein, da sollen die Kleinen an die Hand genommen werden. Niemand muss Angst haben. Sie erzählt, wo und wann sich die Kreuzigungs- und Auferstehungsgeschichte zugetragen hat. „Deshalb machen wir eine Zeitreise und gehen durch eine Zaubertür“, sagt sie, lässt die Kinder laut von zehn runterzählen und - voilá! – eine Tür öffnet sich.

Dahinter ist es dunkel. Ein Lichtstrahl fällt auf einen Rollstuhl, Gehhilfen und Wundpflaster. Die Besucher gruppieren sich um Daniela Spielmann. Sie erzählt von Jesus‘ außergewöhnlichen Fähigkeiten, Kranke zu heilen und dass er deshalb wie ein Star in Jerusalem empfangen wurde.

Schönes Beisammensein in Getsemani unter dem Sternengefunkel

Hier wie auch an den anderen Stationen knüpft Daniela Spielmann an die Erfahrungswelt der Kinder an, fragt, was einen Star ausmacht, warum man ihm zujubelt, Autogramme haben will. Romantisch fühlt sich das Zusammensein der Jünger mit Christus im Garten Getsemani an: Unter einem mit künstlichen Lichtern simulierten Sternenhimmel wird erzählt und gelacht. Die Gruppe hört von den Gepflogenheiten damals.

Über einen schmalen Steg balancieren alle später ins Kircheninnere. Es ist kaum zu merken, dass man jetzt in der Kirche ist, denn Netze und Tücher verhüllen alles ringsum. Auf der Empore wartet eine Festtafel, alle setzen sich und der Guide verteilt Brot. Das Abendmahl und dessen Bedeutung werden erläutert.

Eine Erwachsene flüstert, dass es in der katholischen Kirche aber eine etwas andere Bedeutung hat als in der evangelischen. Nach dem Abstieg ins Kirchenschiff geht es in Pilatus’ Amtszimmer, wo Emil Jesus spielen darf. Über die Via Dolorosa und den Berg Golgota mit drei Kreuzen geht es zur Grabkammer. Dort ist es hell, und den Kindern Erleichterung anzumerken. Die letzte Spielszene zeigt den Besuchern, dass die Grabkammer leer ist. Fröhlich nehmen die Besucher Abschied von Daniela Spielmann und dem Ostergarten. Draußen gibt es noch viele Gespräche.

Nähere Informationen unter www.die-friedenskirche.de/ostergarten-konzeption