Mit Waffen kam die Gemeinde

Die prächtige Stüler-Kirche von 1870 ist der zweite Bau der Gemeinde St. Peter und Paul in Potsdam. Foto: Peter Rogge

Die Propsteigemeinde St. Peter und Paul in Potsdam feiert mit einem großen Festjahr ihr 300-jähriges Bestehen. Ab 1722 siedelten sich katholische Waffenhandwerker aus Belgien hier an und erhielten Religionsfreiheit.

Die katholische Propsteigemeinde St. Peter und Paul kommt in diesen Zeiten aus dem Feiern nicht mehr heraus. Konnte sie vor zwei Jahren den 150. Weihetag ihrer prächtigen Kirche mit einem Festprogramm begehen, steht in diesem Jahr das nächste Jubiläum im Kalender: Seit 300 Jahren existiert in der heutigen Landeshautpstadt von Brandenburg wieder eine katholische Gemeinde.

Belgier durften ihren Glauben frei ausüben

Diesmal – nach dem Wegfall der Corona-Bestimmungen – wird das Jubiläum mit einem kompletten Festjahr gefeiert. Und eine Ausstellung am Zaun des Kirchengeländes zeigt derzeit die bewegte Geschichte der Pfarrei. Begonnen hat alles – typisch für eine preußische Garnisonsstadt – mit Waffen. Die brauchte König Friedrich Wilhelm I. reichlich, um die Soldaten seines noch jungen Königreichs auszurüsten und er fand die notwendigen Gewehrbauer und Waffenhandwerker im belgischen Lüttich. Die wollten aber nur ins protestantische Preußen kommen, wenn ihnen der König die freie Religionsausübung gewährte. Dies tat er per Dekret am 2. September 1722 – damit entstand die erste zivilrechtlich anerkannte katholische Gemeinde in Preußen seit der Reformation.

Ein Jahr später ließ Friedrich Wilhelm I. dann auch eine katholische Kirche errichten, die 1738 der heiligen Jungfrau Maria und den Aposteln Petrus und Paulus geweiht wurde. Erst 1870 erhielt die katholische Pfarrei den bis heute erhaltenen Nachfolgerbau.

Eine lebendige Gemeinde – auch heute

Aktiv und lebendig ist die Gemeinde bis heute – das soll auch die Ausstellung zeigen, die derzeit buchstäblich „am Zaun hängt“. Bunt gestaltete Bilder sollen ein Zeugnis von dieser Lebendigkeit geben. Kinder und Erwachsene waren zuvor aufgerufen, besondere Erlebnisse in der Gemeinde – Feste, Aktivitäten, Glaubenserfahrungen – auf ein Blatt Papier zu malen. Diese wurden dann vom Grafiker Peter Rogge auf Planen gedruckt und mit Informationen zum Pfarreijubiläum versehen.

Seit Anfang dieses Monats hat das offizielle Festprogramm begonnen. Neben Konzerten oder einer Predigtreihe zu ausgewählten Kunstwerken wird es beispielsweise ein Filmprojekt mit Jugendlichen aus der Pfarrei zu Heiligen der heutigen Zeit geben. Wer sollte heute, 2022, auf dem Sockel stehen? Darum soll es in dem Filmclip gehen, der am großen Jubiläumswochenende vom 2. bis 4. September gezeigt wird.

Dann wird zum Jahrestag der Pfarreigründung ganze drei Tage lang groß gefeiert: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, der Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert und der belgische Botschafter Geert Muylle haben bereits ihr Kommen zugesagt. Den Festgottesdienst am 4. September zelebrieren Erzbischof Heiner Koch, der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, und der Bischof von Lüttich, Jean-Pierre Delville.

Informationen zum Festjahr erhalten Sie online unter www.potsdam1722.de