Seit rund zwei Jahren diskutieren die deutschen Katholiken auf dem Synodalen Weg Erneuerungen ihrer Kirche. Auf einer Podiumsveranstaltung erklärten Teilnehmer aus dem Erzbistum Berlin, worum es dabei geht.
„Als Bischof kann und möchte ich mich nicht gegen den Papst stellen“, sagte Erzbischof Heiner Koch. Eine Zuschauerin hatte ihn gefragt, wie er zur Weihe von Frauen stehe. Was er sich durchaus vorstellen könne, sei die Weihe von Frauen zu Diakoninnen. Bedenken habe er hingegen, was die theologische Rechtfertigung betrifft: „Warum sollte die Weihe zur Diakonin möglich sein, zur Priesterin oder Bischöfin jedoch nicht?“
Überlegungen wie diese sind es, die beim Synodalen Weg im Mittelpunkt stehen. Vor zwei Jahren war er von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomittee der deutschen Katholiken (ZdK) ausgerufen worden.
Anlass war die sogenannte MHG-Studie aus dem Jahr 2018 über den Umgang mit sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland.
„Wir wollen gemeinsam erarbeiten, wie wir uns als Kirche den Herausforderungen der Gesellschaft stellen“, sagte Erzbischof Koch. „Und zu schauen, wie das in den Bistümern, in den Pfarreien konkret umgesetzt werden kann.“
Auf der Podiumsveranstaltung, die im Online-Livestream übertragen wurde, erfuhren interessierte Christen und Nicht-Christen, was es mit dem Synodalen Weg eigentlich auf sich hat. Wo steht die Karawane derzeit, wohin führt die Reise und wo hängt es noch? Zudem konnten sie ihre Fragen direkt an die Protagonisten aus dem Erzbistum Berlin richten. Aus den Fragestellungen ging hervor, wie verschieden die Perspektiven auf die Thematik sind – und wie sehr den Gläubigen ihre Kirche am Herzen liegt.
Sich nicht vor der Realität verschließen
Mit welchen Themen man sich auf dem Synodalen Weg befassen wollte, war und ist denn auch keineswegs unumstritten. Kritiker meinen, die Evangelisierung müsse mehr im Fokus stehen, also die Frage, wie man Gott den Menschen wieder näherbringen kann. „Natürlich müssen auch diese Fragen beantwortet werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass es uns als Kirche gelingt, unsere Glaubwürdigkeit wiederherzustellen“, sagte Erzbischof Koch.
Hierfür müsse man den Anschluss zur gesellschaftlichen Realität finden, sagte ZdK-Vizepräsident Wolfgang Klose, der zusammen mit Erzbischof Koch in Forum vier mitwirkt und dort die katholische Sexualmoral auf den Prüfstand stellt. Sexualität wolle man als positive Kraft wahrnehmen. „Sexualität kann der Lusterfahrung dienen, sogar Identität stiften.“ Völlig inakzeptabel sei es laut Klose, Homosexualität als Krankheit zu betrachten, die man heilen könne. Stattdessen plädiert er dafür, wenn nicht das Ehesakrament, dann zumindest die Segnung homosexueller Paare zu ermöglichen.
Es gibt kein Richtig und kein Falsch
„Angesichts der komplexen Materie ist es wichtig, in den gemeinsamen Papieren eine Sprache zu finden, die alle verstehen“, sagte Claudia Nothelle, die per Webcam zugeschaltet war. Dies gelte für die Gläubigen, aber auch mit dem Kirchendeutsch nicht Vertraute, beispielsweise Journalisten, die über den Synodalen Weg berichten.
Tatsächlich bestehe immer die Gefahr, dass Dinge missverstanden werden, sagte Pater Manfred Kollig. Er erinnerte an die mediale Berichterstattung über eine angeblich geplante Abschaffung des Priesteramtes. „Das habe ich damals als sehr destruktiv empfunden“, so der Generalvikar. Er ist in Forum eins aktiv und begleitet den Diskurs um Machtverteilung. Dabei gehe es in Wahrheit darum: „Was würde Jesus an unserer Stelle hier und heute tun?“ Und darum, wie eine zu große Machtkonzentration ohne Kontrolle zukünftig verhindert werden kann.
Auf dem steinigen Weg wollen die geladenen Akteure alle mitnehmen. „Niemand, der mitmacht, ist unkatholisch, unabhängig davon, welche Haltung er vertritt“, sagte Weihbischof Matthias Heinrich. „Im Gegenteil: Miteinander reden ist katholisch.“ Ähnlich sieht es Claudia Nothelle: „Synodaler Weg bedeutet auch Ergebnisoffenheit. Denn stünde das Resultat schon fest, müssten wir nicht mehr reden.“
Bleibt die Frage, was die ganze Unternehmung am Ende wert gewesen sein wird, wenn Vatikan und Weltkirche ihre Zustimmung versagen? Weihbischof Heinrich ist vorsichtig optimistisch: „Die Weltkirche ist für Sonderwege immer offen gewesen.“