Neues Jahr, alte Aufgaben

Ganz viel „Wir“: Die Prüfungen für die Kirche im neuen Jahr wollen Karlies Abmeier (links) und Erzbischof Heiner Koch gemeinsam angehen.

In ihrer Neujahrsansprache haben sich Erzbischof Heiner Koch und die Diözesanratsvorsitzende Karlies Abmeier an die Gläubigen im Erzbistum gewandt. Mit Blick auf das Bevorstehende waren sie sich einig.

Aus der Gemeinde Herz Jesu in Berlin-Prenzlauer Berg, „wo sich katholisches Leben in den dunkelsten Stunden unseres Landes abgespielt hat“ (O-Ton Abmeier), haben Erzbischof Heiner Koch und Karlies Abmeier, Vorsitzende Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin, ihren Neujahrsgruß entsandt. Hier hatte die katholische Sozialarbeiterin Margarete Sommer zu NS-Zeiten verfolgte Juden unterstützt.

„Kleine Gesten machen Zeugen des Evangeliums“
Erzbischof Koch begann seine Ansprache mit einem Verweis auf die aktuelle Krisensituation: „Zu Beginn eines Jahres, in dem Krieg in Europa herrscht, fällt es uns nicht leicht, ihnen unbeschwerte Wünsche zu senden. Wir möchten ihnen auch keine Bunkermentalität anempfehlen, sondern richten den Blick zuversichtlich auf die großen Dinge, die aus den ersten kleinen Schritten entstehen können.“

Über die Rolle von Kirche in der Krise sagte Karlies Abmeier, diese erfülle keinen Selbstzweck. „Dies wird vor allem durch unser Tun deutlich. Dort, wo Geflüchtete aus der Ukraine Zuflucht finden oder Menschen unterstützt werden, die die steigenden Lebenserhaltungskosten nicht mehr stemmen können. Wir danken allen, die sich in diese Dienste stellen.“

Für Erzbischof Koch sind es die kleinen Gesten, die Katholiken „zu sichtbaren Zeugen des Evangeliums in Berlin, Brandenburg und Vorpommern“ machen. „Die Hilfe beim Einsteigen in den Bus für die Mutter mit ihren drei Kindern oder das vermittelnde Wort beim Familienstreit über aktuelle Tagespolitik.“ Wer rette und nicht richte, wer diene anstatt sich bedienen zu lassen, säe die Botschaft des Evangeliums aus. Der Berliner Oberhirte brachte auch den verstorbenen Papst Benedikt XVI. ins Spiel. „Mit Dankbarkeit und Respekt“ schaue er auf dessen Leben zurück. Ein „Sä-Mann“ des Wortes Gottes sei Benedikt „viele Jahrzehnte lang“ gewesen.

Zugleich bescheinigte Heiner Koch dem deutschen Papst, in Sachen Missbrauchsaufarbeitung „einen ersten Anfang“ gemacht zu haben. „Wir setzen diesen schmerzhaften Weg fort – und sind noch lange nicht mit ihm am Ende“, sagte er zur Verantwortung der Kirche heute. Dabei vertraue er auf Benedikts Worte beim Berlin-Besuch 2011: „Wo Gott ist, da ist Zukunft.“

Kirchenzukunft nur ohne Diskriminierung
Auch Karlies Abmeier blickte auf die innerkirchlichen Herausforderungen: „Wir sind aufgefordert, die Beschlüsse des Synodalen Weges in unseren Gemeinden und Pfarreien, in Gemeinschaften und Einrichtungen zu bedenken, weiterzuentwickeln und konkret umzusetzen“, sagte die Vorsitzende des Laiengremiums. Wie die Rückmeldungen zur Bischofssynode aus dem Erzbistum gezeigt hätten, könne dies nur gelingen, „wenn wir Diskriminierungen in unserer Kirche abbauen. Wenn Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht und ihrer sexuellen Identität, ihrer Herkunft oder ihrer geistlichen Prägung Gleichberechtigung erfahren und jedem Klerikalismus widersprochen wird.“

Ähnlich äußerte sich Heiner Koch: „Nur eine synodale Kirche kann eine lebendige Kirche sein.“ Das Erzbistum Berlin werde mit der Einführung eines Synodalrats konkrete Schritte zu mehr Beteiligung, Verantwortungsübernahme und Transparenz gehen. „Wir bitten Sie, diesen Weg mit uns gemeinsam zu gehen“, sagte der Erzbischof.

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