„Niemand soll Angst haben“Barmherzigkeitssonntag in der Kirche St. Clemens

Voll besetzt: Die geschmückte Kirche St. Clemens beim Pontifikalamt am Barmherzigkeitssonntag. Foto: Walter Plümpe

Der Barmherzigkeitssonntag im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit wurde in der St.-Clemens-Kirche in Berlin- Kreuzberg ganz besonders gefeiert: Einen Festvortrag hielt der emeritierte Weihbischof Wolfgang Weider, das Pontifikalamt zelebrierte Nuntius Nikola Eterović. Mit ihnen feierte eine große Zahl Gläubiger.


Wer die Kirche St. Clemens im Hinterhof der Stresemannstraße 66 von Berlin betrat, fühlte sich in eine andere Welt versetzt: Weihrauch in der Luft, sphärische Geigenklänge und sanfte Piano-Töne unterstrichen einen jugendlichen Chor mit seinen Anbetungsliedern. Eine große Monstranz glänzte auf dem Altar im Scheinwerferlicht, alle Bänke waren besetzt mit knienden Gläubigen, gelb-weiße Fahnen hingen ins Kirchenschiff herab, Blumen überall, selbst Säulen waren mit Blumengirlanden umwickelt. Hochfest der Göttlichen Barmherzigkeit – mitten in der tosenden Weltstadt. Eine Insel der Anbetung von Menschen vielfältiger Herkunft: „Barmherzigkeitsstunde“.

Ist Gott „lieb“? Wo ist Gott?

Ein weiterer Liedtext wurde projiziert: „Jesus, was wär ich ohne dich? Du hast mir so viel gegeben. Deine Liebe lässt mich leben. Jesus, du weißt, ich brauche dich.“ Die meisten schienen den Text auswendig zu kennen. Diese vielen Akzente bildeten einen bunten Strauß inniger Verehrung des Allerheiligsten. Zum Greifen die Worte Jesu an die heilige Schwester Faustyna: „An diesem Tag werden die äußersten Tiefen meiner Barmherzigkeit als Zuflucht für alle geöffnet sein.“

Vorangegangen war ein halbstündiger Vortrag des emeritierten Weihbischofs Wolfgang Weider. Er fragte: Ist Gott „lieb“? Wo ist Gott? Um das zuzuspitzen, zitierte er Wolfgang Borchert: „Lieber Gott, das müssen ganz seltsame Menschen sein, die dich so nennen. Das sind wohl die Zufriedenen, die Satten, die Glücklichen und die, die Angst vor dir haben …“

Weider verwies auf die österlichen Gaben des Auferstandenen: Leben und Frieden. Dieses Angebot müsse die Menschheit nur ergreifen und sich an ihm festhalten. „Wo das geschieht, offenbart er sich als der Barmherzige – bis heute; und niemand ist ausgeschlossen.“

Der Apostolische Nuntius Nikola Eterović zitierte in seiner Predigt beim Festhochamt in der voll besetzten Kirche aus dem Tagebuch von Schwester Faustyna. In einer Vision habe sie Jesus gehört: „Niemand soll Angst haben, zu mir zu kommen, selbst wenn seine Sünden rot wären wie Scharlach. Meine Barmherzigkeit ist so groß, dass kein Verstand, weder von Menschen noch von Engeln, sie in Ewigkeit ergründen kann. “

Der barmherzige Gott rufe alle Gläubigen auf, mutige Missionare und freudige Diener seiner Botschaft zu sein. Christ sein heiße Missionar sein. „Lasst uns offen sein für die Gaben des heiligen Geistes!“, rief er auf. Auch Berlin brauche „Missionare“ als engagierte Laien in Familie und sozialem Umfeld. „Das ist der schönste Barmherzigkeitssonntag meines Lebens“, sagte Hiltrud Jost (76) aus Rheinland-Pfalz.

Zum Abschluss ein Festessen im Freien

Pfarrsekretärin Sabine Denner erklärte: „Die persönliche Begegnung mit Menschen, die an Leib und Seele verletzt sind, ist für uns eine Möglichkeit, die barmherzige Botschaft Jesu Christi zu überbringen.“ Das Ziel des Exerzitienzentrums der Göttlichen Barmherzigkeit, die Völker durch Verkündigung und Sakramente neu zu evangelisieren, war an diesem Tag besonders erfahrbar. So bildete ein großes Festessen im Freien den Abschluss des Programms. Jeder Besucher brachte etwas Köstliches aus seiner Heimat mit. Spezialitäten aus aller Welt waren auf langen Tischen aufgebaut und luden zum Verweilen und Stärken ein. „Göttliche Barmherzigkeit, die durch den Magen geht“ hätte das Motto lauten können.