Den ersten priesterlichen Blutzeugen des Bistums Berlin aus der Zeit des Nationalsozialismus ehrt die Stadt Friesack am 31. März mit der Benennung des Pfarrer-Albert-Willimsky-Wegs an der Rosenkranzkapelle. Zur Würdigung am 80. Jahrestag der letzten heiligen Messe des 1940 im KZ Sachsenhausen umgekommenen Pfarrers hat der eingetragene Verein deo iuvante Friesack entscheidend beigetragen. Drei Fragen an den Vereinsvorsitzenden Matthias Rehder:
Wer hatte die Idee zur Umbenennung?
Den Anstoß gab der Friesacker Heimatverein, der bedauerte, dass dieser bedeutende Friesacker im Stadtbild nicht vorkommt. Als Verein deo iuvante Friesack haben wir die Stadt angeschrieben. Der Weg an der Rosenkranzkapelle bot sich an, denn wir wollten eine Beziehung zu Willimskys Wirkungsort. An der Kapelle wird es eine Gedenktafel geben, die auf das Schicksal des Pfarrers hinweist. Willimsky war den Nazis ein Dorn im Auge, weil er sich für die Polen in der Pfarrei einsetzte. Ein Vortrag über den „Mythus des 20. Jahrhunderts“ des Chefideologen Alfred Rosenberg führte im März 1935 zur Ausweisung nach Gransee und später nach Stettin- Podejuch. Von dort kam er ins KZ Sachsenhausen.
Ihr Verein hat die vor Jahren entwidmete Kapelle übernommen und bemüht sich um deren Erhaltung. Was ist damit geplant?
Die Kapelle ist in dem Zustand, wie sie nach der Entwidmung verlassen wurde. Wir wollen den Raum so gestalten, dass er zwar auch prinzipiell gottesdienstlich genutzt werden kann. In absehbarer Zeit rechnen wir aber nicht damit, dass es wieder ein klassischer Sakralraum wird. Für die Aktivitäten, mit denen wir als katholischer Verein in die Stadt Friesack hineinwirken, brauchen wir eine Art Multifunktionsraum als Basis. Aber wir nennen uns ja nicht umsonst „Mit Gottes Hilfe – deo iuvante“ und sind offen für das, was sich ergibt. Anders ist die Kapelle in der Kulturkampfzeit 1878 auch nicht gebaut worden.
Sie betreiben keinen reinen Kirchbauverein?
Die Erhaltung der Kapelle war der Anstoß für den Verein. Wir nutzen ihn aber als Basis für lebendiges Gemeindeleben, bieten Fahrten und Tanzkurse an. In Friesack leben viele Asylbewerber, in dieser Richtung wollen wir uns genauso öffnen, wie für die 80 Prozent, die keiner Kirche angehören. Kirche soll im Havelland erlebbar bleiben. Deshalb sind wir besonders froh, dass unser Pfarradministrator Johannes Hilfer den Gottesdienstort Friesack erhalten hat. Die Himmel- Wall-Fahrt, die wir seit acht Jahren über Christi Himmelfahrt anbieten, zeigt die weiten Wege in der Diaspora, aber auch den Zusammenhalt der Leute.
Die offizielle Benennung der Seitenstraße, die von der Rhinstraße 2 zur Rosenkranzkapelle in Friesack abzweigt, findet am 31. März um 16.30 Uhr statt.