Sprechen ohne Tabus

Auch schriftlich per Mail beantwortet Eva Maria Kölling Beratungsanfragen in der Schwangerschaftsberatung der Caritas.| Foto: Walter Plümpe

Pubertät, Wechseljahre, Natürliche Familienplanung: In der Caritas-Beratungsstelle für Sexualpädagogik in Berlin-Prenzlauer Berg sind diese Themen an der Tagesordnung.

Workshops für Frauen in den Wechseljahren, Natürliche Familienplanung (NFP), Überschneidungen zwischen einer „Zyklusshow für Mädchen“ und der Caritas: In der Beratungsstelle für Natürliche Familienplanung und Sexualpädagogik des Berliner Caritas-Verbands im Hinterhaus der Schönhauser Allee 141 sind das Schwerpunktthemen. Die Diplom-Sozialpädagogin Eva Maria Kölling leitet diese Stelle zusammen mit ihrer Kollegin Katharina Hadel.

Inhalte des Workshops „Die Zweite Pubertät“ für Frauen vor und in den Wechseljahren sind: Veränderungen des Körpers wahrnehmen und annehmen, Möglichkeiten des aktiven Umgangs mit Begleitsymptomen, seelische Botschaften und ihre Bedeutung, Entspannung durch Musik und Bewegung. Die Wechseljahre werden erkundet als eine Zeit für Aufbruch und Neuorientierung mit viel Lebenserfahrung im Gepäck. Mit anschaulichen Materialien werden die körperlichen und seelischen Veränderungen in den Jahren des Wechsels dargestellt. Dieses Wissen soll zu einer positiven Gestaltung dieser Lebensphase und zu einem wertschätzenden Umgang mit sich selbst ermutigen.

NFP steht für die Kombination aus intensiver Körperwahrnehmung und Fruchtbarkeitsbeobachtung. Medizinische Erkenntnisse werden genutzt, um natürlich und unkompliziert mit der eigenen Fruchtbarkeit umzugehen. Komplexe Abläufe im weiblichen Körper werden beobachtet und im Hinblick auf die individuelle Fruchtbarkeit nach den Methoden-Regeln von „Sensiplan“ interpretiert. Voraussetzungen sind: Eine Frau hat gelernt, sich zu beobachten; die Regeln werden eingehalten; der Partner macht mit; das Paar ist sich einig, ob es sich ein Kind wünscht oder nicht.

In Workshops in Schulen werden Mädchen, Jungen und ihre Eltern durch ein sexualpädagogisches Präventivprogramm in der Pubertät begleitet. “MFM“ heißt es: My Fertility Matters (Meine Fruchtbarkeit hat Bedeutung). Dahinter stehen Workshops für Mädchen oder Jungen und Vorträge für Eltern. Wie Mädchen und Jungen ihren eigenen Körper erleben und bewerten, hat großen Einfluss auf ihr Selbstbild und ihr Selbstwertgefühl. Die Art und Weise, wie junge Menschen auf die körperlichen Veränderungen vorbereitet werden, wirkt sich auf ihre spätere Einstellung zu Gesundheit, Sexualität und Fruchtbarkeit aus.

Liebevoll und im geschützten Rahmen

Das MFM-Programm wird daher zu Beginn der Pubertät angeboten, Hauptzielgruppe ist die fünfte Klasse. Dabei stehen biologische Fakten im Vordergrund, die in geschlechtsgetrennten Workshops vermittelt werden. Durch Ansprache auf der emotionalen Ebene werden sie auf Entdeckungsreise durch den Körper geschickt. Dabei erleben sie Vorgänge um die Pubertät, Zyklusgeschehen, Fruchtbarkeit und die Entstehung neuen Lebens altersentsprechend, liebevoll und im geschützten Rahmen. Verantwortlich für die Durchführung vor Ort sind die MFM-Zentralen, Träger ist auch das Erzbistum Berlin. Seit 1999 wurden bereits 500 000 Teilnehmer erreicht. Mehrfach wurde das Programm ausgezeichnet.

Diese Projekte und Kurse kosten etwas, während alle Beratungen kostenlos sind. Fünf freie Berater bilden dafür den Stamm in der Schönhauser Allee. Eine Wartezeit von bis zu drei Monaten ist nicht vermeidbar. In besonderen Fällen ist auch eher ein Termin möglich. Nach einer Religionszugehörigkeit wird grundsätzlich nicht gefragt.

„Erfolgsgeschichten“ gäbe es viele zu erzählen. Besonders berührt hat Eva Maria Kölling die Zusammenfassung einer jungen Frau bei einem NFP-Nachtreffen: „Durch die Auseinandersetzung mit meinem Körper hat sich mein Selbstbild positiv verändert. Jetzt ist der Körper mein Haus, in dem ich mich wohl fühle.“ Neben freien Beratern ist die Caritas-Beratungsstelle die einzige, die NFP und MFM anbietet. Finanziert wird das Angebot neben der Caritas auch vom Senat. NFP gewinnt zunehmend an Interesse und Nachfrage. Sprechen ohne Tabus, Austausch ohne Hemmschwellen, den ganzen Menschen mit Leib und Seele im Blick: Das sind die Ziele, die Eva Maria Kölling und ihr Team anstreben.

Kontakt:
Schönhauser Allee 141 (Hinterhaus), Berlin-Prenzlauer Berg;
0 30 / 666 33 840; e.koelling@caritas-berlin.de.