Summen, Segen, Seifenblasen

Das ökumenische Seelsorgeteam bringt gemeinsam mit Mitarbeitern der Station zwölf am Josephs-Tag Gebäck und die Josephs-Statue aus der Krankenhauskirche auf die Station. Stationsleiterin Claudia Hewer hält die Statue in den Händen. Links im Bild sind die katholischen Seelsorger Barbara Tieves und Stephan Kötting zu erkennen. Foto: St. Joseph-Krankenhaus

Psychisch erkrankte Menschen leiden sehr unter Kontaktbeschränkungen. Das Seelsorgeteam des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses Berlin-Weißensee hat kreative Ideen entwickelt, um die Patienten trotzdem gut zu begleiten.

„Als zu Beginn der Pandemie keine Besuche mehr möglich waren, sahen wir Seelsorger unsere Aufgabe vor allem darin, den fehlenden Kontakt zu den Angehörigen ein stückweit zu kompensieren“, erinnert sich Veit Böhnke.

Der evangelische Pfarrer bildet zusammen mit zwei katholischen Kollegen das ökumenische Seelsorgeteam des Fachkrankenhauses für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. „Da die meisten ambulanten Angebote außerhalb des Krankenhauses coronabedingt ausgesetzt wurden, fiel das für viele Patienten bewährte Netz weg. Sie mussten allein zurechtkommen – oder sich stationär behandeln lassen.“ Intensiver als sonst haben die Seelsorger in dieser Zeit Telefonkontakt mit den entlassenen Patienten gehalten.

Auch wenn die Angebote der Krankhausseelsorge noch nicht wieder in vollem Umfang stattfinden können, so sind die Spielräume inzwischen gewachsen und mit ihnen auch die Angebote, die Veit Böhnke und sein Team den Patienten machen können. Die „Offene Kirche“, die das Team vor Corona einmal wöchentlich in der Krankenhauskirche ermöglicht hat, findet seit April 2020 nun an allen Werktagen von 14 bis 15 Uhr statt. „Darum haben wir gekämpft, weil wir erleben, wie wohltuend es für viele ist, in diesem Raum einfach nur eine Zeitlang still zu sitzen“, erzählt der Pfarrer. Um die Kontakte zu den Mitarbeitern, für die der Seelsorgeauftrag ebenso gilt, zu halten, verschickte die Seelsorge einen Video-Gruß zu Ostern.

„Zehn Minuten für die Seele“ gehen weiter

Weil Gottesdienste in der Krankenhauskirche über einen längeren Zeitraum nicht mehr möglich waren, ging das Seelsorgeteam mit Kurzandachten unter dem Motto „Zehn Minuten für die Seele“ auf die einzelnen Stationen. Noch heute eröffnet und beschließt eine kleine Glocke die Andacht und signalisiert, dass die Kirche zu den Menschen kommt. Eine Atemübung soll den Teilnehmern helfen, sich auf diesen spirituellen Augenblick einzulassen und Verbundenheit miteinander, mit Gott und der Welt zu spüren. Passend zum Thema des Tages sind ein gemeinsam gesummtes Lied und ein Text, den jeder mitsprechen kann, feste Bestandteile des Seelorgeformats. Ein gebasteltes Geschenk hält die Erinnerung an die Andacht wach. Zum Pfingstfest bekamen die Patienten etwa ein Stück Papier mit, das wie ein Haus gefaltet war, darauf gedruckt ein Psalmvers und ein Text von Tucholsky. „Einmal durchlüften, bitte!“, war auf dem Dach zu lesen. Wer es aufklappte, fand darin einen Blumenstrauß mit einem Pfingstgruß. „Zehn Minuten für die Seele“ werde es gewiss auch nach der Corona-Zeit weiterhin geben, erzählt Veit Böhnke. Dieses kompakte Format trüge der reduzierten Aufnahmefähigkeit von Gruppen in der Psychiatrie Rechnung

Am St. Josephstag, dem Patronatsfest der Einrichtung am 19. März, ging das Seelsorgeteam mit der Josephsstatue aus der Krankenhauskirche über die Stationen der Psychiatrie und Neurologie und brachte den Segen zu Patienten und Mitarbeitern. Ein ökumenischer Gottesdienst, bei dem sich alle Mitarbeiter einzeln segnen lassen können, gehört zur Tradition der Alexianer-Einrichtung am St. Alexiustag, dem 17. Juli. Ohne persönlichen Segen, aber mit einer Überraschung verließen die Beschäftigten das Patronatsfest im letzten Corona-Sommer: „Erinnern Sie sich, dass Sie schon längst Gesegnete sind“, sagte Pfarrer Böhnke, bevor ein Seifenblasen-Regen auf die Hinausgehenden herabfiel.

Heilige schaffen Abstand und Verbindung

Seit September 2020 sind in der Krankenhauskirche wieder monatlich heilige Messen mit reduzierter Teilnehmerzahl möglich. Bankreihen abzusperren und mit Verbotsschildern zu versehen, widerstrebte den Seelsorgern des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses. Stattdessen hat das Team Bilder aller Heiligen, nach denen Stationen und Räume im Haus benannt sind, kopiert, laminiert und in sicherem Abstand zwischen die Sitzplätze gelegt. Anstelle von Verboten bekommen die Gottesdienstbesucher nun die einladende Aufforderung: „Die Heiligen verbinden uns. Nehmen Sie bei Ihren Lieblingsheiligen Platz!“