„So langsam wäre es Zeit für eine Kapelle.“ Die Flughafenseelsorger Pater Wolfgang Felber und Justus Münster haben ein großes Team und mit den Flughäfen Tegel und Schönefeld ein ebenso großes Betätigungsfeld. Trotzdem hoffen sie auf den neuen Flughafen BER.
„Do you speak English?“ – „Sprechen Sie Englisch?“ Diese Frage hört Heinrich Becker nicht selten. Als ehrenamtlicher Flughafenseelsorger ist der pensionierte Leiter einer sozialen Einrichtung regelmäßig am Flughafen Tegel unterwegs. Heute ist es eine Reisende mit rotem Rollkoffer, die nach dem Weg zum anderen Gate fragt. In geübtem Englisch gibt Becker Auskunft, denn den Mann mit der lila Weste sprechen Hilfesuchende bevorzugt an.
Becker ist einer von 25 Ehrenamtlichen an den Flughäfen Tegel und Schönefeld, die das Team um Pater Wolfgang Felber von der katholischen und Pfarrer Justus Münster von der evangelischen Kirche bilden. Und es werden immer noch mehr: Im Oktober startet bereits der vierte Ausbildungskurs, für den es so viele Interessenten gab, dass er bereits voll ist. „Wir wollen versuchen, an allen fünf Werktagen in Tegel und Schönefeld präsent zu sein“, erklärt Pater Felber. Das klappe bereits häufig, aber noch nicht immer.
Der Jesuit und sein evangelischer Kollege schulen die Anwärter in Gesprächsführung, und Seelsorge, verantworten Praxiseinheiten und sorgen für das nötige Wissen über Flughafensicherheit und Weltreligionen, Abschiebung und den Umgang mit psychisch auffälligen Personen sowie die Gestaltung von Andachten.
„Ohne Kapelle tun wir uns schwer“
Letzeres ist ein Schmerzpunkt: „Ohne Kapelle tun wir uns schwer“, sagt Pater Felber.
„In Tegel und Schönefeld haben wir keine, aber im BER werden wir sie haben.“ Fertiggestellt ist die Kapelle zwar schon, aber nutzbar wird sie natürlich erst mit Inbetriebnahme des Hauptstadtflughafens. Dort können dann Gottesdienste gefeiert werden, und auch ein geschützter Raum für Gespräche ist gegeben. Denn dafür reicht das winzige Büro in Tegel kaum.
Ursprünglich sollte die Flughafenseelsorge auch mit dem BER beginnen – aber auf dessen Eröffnung wollten die Ehrenamtlichen nicht warten, als sich die Verzögerung abzeichnete, und begannen kurzerhand im Mai 2012 stattdessen in Tegel und Schönefeld. „Wenn auf der Welt was passiert, merken wir das“
Die nun schon über vier Jahre entbehrte Kapelle ist eine von drei Säulen der Flughafenseelsorge: Ebenso wichtig findet Pater Felber die Sorge für die Angestellten am Flughafen einerseits, die man mit der Zeit besser kennenlerne, und die Passagiere und Abholer andererseits, die man nur einmal sehe.Vor der Urlaubszeit ging es noch ruhig zu, aber mit den Ferien beginnt der große Trubel. Vor allem hoffen die Seelsorger aber, dass die politische Lage nicht weiter ausufert. Denn, so erklärt Justus Münster:
„Wenn irgendwo auf der Welt etwas passiert, merken wir das hier.“
Die Fluggäste aus dieser Region und auch die Angestellten bräuchten dann besonders viel Zuwendung. In besonderer Erinnerung bleibt den Seelsorgern natürlich der Anschlag auf den Brüsseler Flughafen. In diesen Fällen gibt es auch Unterstützung: „Bei größeren Schäden kommt die Notfallseelsorge zur Hilfe“, sagt Münster. Wegen der Terrorgefahr das Ehrenamt aufzugeben, kommt für Heinrich Becker jedoch nicht in Frage. Am Flughafen, weiß er, wird er eben gebraucht.