Was mit der Kollekte passiert

Der deutsch-ukrainische Zirkus in Vorpommern war ein Projekt, das durch die Ukrainehilfe des Erzbistums unterstützt wurde. Foto: Begegnungszentrum MIA

Im März vor einem Jahr gab es eine Sonderkollekte für die Ukrainehilfe. Wofür wird das Geld ausgegeben, das damals gesammelt wurde? Und was geschieht mit den Kirchensteuern, die auf die Energiepreispauschale erhoben wurden?

Noch immer steht Geld zur Verfügung, das Katholiken des Erzbistums im vorigen Jahr für die Ukrainehillfe gespendet haben. Durch die Sonderkollekte am dritten Fastensonntag und zahlreiche Einzelspenden in Höhe von bis zu 5000 Euro sind weit über 100 000 Euro zusammengekommen. „Einen herzlichen Dank an alle, die ihr Herz und ihr Portemonnaie geöffnet haben!“, sagt Uta Bolze, die im Erzbistum als Referentin für Fundraising-Enwicklung angestellt ist. Sie gehört zu einem kleinen Team aus Vertretern des Erzbistums, der Caritas und des Diözesanrats, die über die Verteilung des Geldes entscheiden.

Dass die Hälfte der eingegangenen Spenden an Caritas international weitergereicht wird, stand bereits im Vorfeld fest. Das Team um Uta Bolze entscheidet über die Vergabe der zweiten Hälfte. Ukrainehilfe-Projekte im Erzbistum können dafür formlos einen Antrag stellen – und einige haben das auch schon getan. „Es reicht, das Anliegen kurz zu beschreiben und einen Verantwortlichen zu benennen“, erläutert die Referentin.

Viele Gemeinden hätten bereits kurz nach dem Ausbruch des Krieges Begegnungs- und Sprachcafés für geflüchtete Ukrainer gegründet, sie bei der Wohnungssuche, bei Behördengängen und der Organisation ihres Alltags unterstützt. Nicht selten haben sie eigene Fonds gegründet, um die Hilfen zu finanzieren, zusätzliche Spenden vor Ort eingeworben und regionale Netzwerke genutzt.

Geld für Waschmaschine, Brille, Rechtsberatung

Der Ukrainehilfe-Fonds des Erzbistums wurde bisher vor allem für Einzelfälle abgerufen, in denen andere Hilfssysteme nicht ausreichten – für eine Waschmaschine, die das Jobcenter nicht zahlte zum Beispiel, die Zuzahlung für eine Brille, für förderpädagogisches Spielzeug im Berliner Caritas-Ukrainezentrum St. Ludwig oder für ein Zirkusprojekt mit deutschen und ukrainischen Kindern, das im pastoralen Raum Hoppenwalde-Pasewalk stattfand.

Für eine Ukrainerin, die ihre geflüchteten Landsleute in Schwedt als Übersetzerin zu Ärzten und Behörden begleitet, konnte aus dem Fonds ein Minijob finanziert werden.

In mehreren Fällen konnte eine rechtliche Beratung für ukrainische Mütter bezahlt werden, die von ihren Nachbarn verklagt wurden – meistens, weil sie sich durch den Geräuschpegel ihrer Kinder belästigt fühlten.

Manche Antragsteller waren durch die digitalen Austauschtreffen des Erzbistums auf den Fonds aufmerksam geworden. Bereits zum siebten Mal trafen sich dazu kürzlich katholische Gemeinden und Initiativen, die sich für Flüchtlinge aus der Ukraine engagieren und teilten einander mit, wo sie Unterstützung gefunden haben und geben Tipps, wenn Akteure nicht weiterwissen. Helfer erfahren dort zum Beispiel, wo es Traumatherapeuten gibt, dass online- Deutschkurse der Evangelischen Kirche in Berlin-Mitte eine Alternative sein könnten für Ukrainerinnen in ländlichen Regionen, die in erreichbarer Entfernung keinen Sprachkurs finden, wer Hilfstransporte in die Ukraine organisiert oder dass beim Sozialdienst Katholischer Frauen in Berlin zwei Frauen mit ukrainischen Sprachkenntnissen arbeiten. Der Hilfsbedarf verändert sich, hat Uta Bolze beobachtet, die an den Austauschtreffen teilnimmt. Manche Begegnungscafés sind nicht mehr nötig, da sich Freundschaften gebildet haben und neue Hilfe-Netzwerke gewachsen sind. Anfangs nahmen über 100 Engagierte an den Online-Treffen teil, jetzt sind es immerhin noch 25. Dankbar nimmt sie wahr, wie sehr das Engagement der Christen geschätzt wird. An der vorpommerschen Ukrainehilfe in der deutsch-polnischen Grenzregion etwa sei das Land und die Kommune beteiligt. Dass dieses Projekt das Spendenkonto des Erzbistums nutzt, sieht Uta Bolze als Vertrauensbeweis: „Wir haben uns einen Ruf als verlässliche Partner erworben“. Weitere Anträge: Ukrainehilfe(ät)erzbistumberlin.de 

Extra-Kirchensteuern werden bald vergeben

Die Fundraising-Referentin gehört auch zu dem Gremium, das über die Verteilung der Kirchensteuermittel entscheidet, die der Staat auf die Energiepreispauschale erhoben hat. Bistumsleitung und Caritas hatten gemeinsam entschieden, dass diese unerwarteten Einkünfte in Höhe einer viertel Million Euro Menschen in Not zugute kommen sollen. Am 12. April endete die Antragsfrist für diesen Nothilfefonds.

Die Bandbreite der Antragsteller war groß: von einem Berliner Nachtcafé mit Notübernachtung für durchreisende Flüchtlinge über Suppenküchen und Ausgabestellen von „Laib und Seele“ bis hin zu einem Familienzentrum im Brandenburgischen. Von der Unterstützung sollen genauso bedürftige Studierende aus aller Welt wie auch Obdachlose im Görlitzer Park profitieren.

Über die Vergabe der Gelder informiert der Tag des Herrn Sie in Kürze.