„ParadEIS – der himmlische Eistruck“ heißt das neue Experiment von Citypastoral und Jugendkirche. Ab 11. August können Passanten sich von Eiskreationen inspirieren lassen, über ihren Glauben nachzusinnen.
Wer sich am himmlischen Eistruck mit einem erfrischenden „ParadEIS“ beschenken lassen möchte, der kann nicht zwischen herkömmlichen Geschmacksrichtungen wählen. Er erhält eine poetische Umschreibung der zur Auswahl stehenden Eissorten und steht dann vor der Entscheidung: Was passt wohl am besten zu meinem Glauben? Carla Böhnstedt, Pastoralreferentin in der Berliner Citypastoral, und Christian Andrees, Pastoralreferent in der Jugendkirche, hoff en mit ihrem Team auf kurze, sommer- launig erfrischende (Glaubens-) Gespräche.
„Wieso Glauben? Ich hab doch mit Gott gar nichts am Hut!“, werden einige Passanten vielleicht sagen, wenn sie abseits des ganz großen Touristengetümmels auf den einladend gestalteten Eistruck mit den unaufdringlich gesprächsbereiten katholischen Christen treffen.
Die Frage, was jemand glaubt, der nicht glaubt, zählt jedoch gerade zu denen, die Carla Böhnstedt besonders interessant findet. Vor gut zwei Jahren hat sie zum Beispiel am Südstern eine Umfrage gestartet: Glauben Sie an Gott? Ein promptes Nein war die meistgehörte Antwort, doch nach kurzem Zögern folgte fast immer ein „aber“ mit dem Hinweis auf den Glauben an eine göttliche Macht, an Gerechtigkeit, einen tieferen Sinn, an „irgendetwas“ Schützendes, Bergendes.
Den Blick weiten hin auf den Glauben der anderen
Carla Böhnstedt und Christian Andrees möchten Menschen mit der Eiswaffel in der Hand Lust darauf machen, wieder einmal den Bick auf ihren „Alltagsglauben“ zu richten, auf das, was ihr Leben reich macht und sie trägt, was heilsam und heilig für sie ist. Und sie ist überzeugt, dass die Kirche lernen kann vom Alltagsglauben all der Menschen, denen ihr Fach-Vokabular fremd ist. Experimente wie das ParadEIS könnten helfen, den katholischen Blick zu weiten, ein Gespür für den Glauben der anderen zu entwickeln und eine Sprache zu finden, die den Gesprächspartner ahnen lässt: Hier geht es ja um mich und um meine Sehnsucht nach einem Leben, von dem ich am Ende sagen kann: es war kostbar und sinnvoll!
Wer sich auf ein Eis mit Carla Böhnstedt und ihren Mitstreitern einlässt, erhält keine Einladung zu Gottesdiensten oder Taufkursen. Es soll bei einem gemeinsam Augenblick bleiben, in dem der oder die Beschenkte in der rätselhaften Geschmacksmischung seiner Eiskugel seinem Glauben nachschmecken kann: Passt das, was ich da auf meiner Zunge spüre, zu dem Grundgefühl meines Glaubens?
An Kollegen und Freunden – darunter viele Christen, aber auch einige kirchenferne – hatten Carla Böhnstedt und Christian Andrees die Frage „Wie schmeckt dein Glaube? Welche Grundzutaten dürfen nicht fehlen?“ kürzlich schon einmal ausprobiert. „Vertrauen, Liebe, Zuversicht, Hingabe“ kamen als Antwortem am häufigsten vor. Carla Böhnstedt hoff t auf Gespräche, die nicht nur bei solchen Schlagworten stehen bleiben, sondern etwas von der Vielschichtigkeit des Glaubens erahnen lassen. Es wird Süßes und aufregend Prickelndes zu kosten geben, vielleicht auch die Splitter harter Nüsse, die es zu knacken gilt oder an denen man sich reiben kann ...
Stationen in Berlin, Bergen und Potsdam
„Ob wir damit den Nerv der Menschen treffen, die uns begegnen?“ Carla Böhnstedt ist gespannt, möchte Erfahrungen sammeln. Denn das ParadEIS-Team will im nächsten Jahr an die Erfahrung anknüpfen und die Projektidee um weitere Formate ergänzen und ausbauen.
Sich als Kirche einmischen in die Gesellschaft, Begegnungen suchen, aus denen alle etwas lernen können, mitten im Leben präsent zu sein – darum ging es Carla Böhnstedt auch bei früheren Projekten wie der adventlichen Geschenkpapier-Aktion in Berliner Kaufhäusern. Gegenseitige Bereicherung hat sie bereits im Vorfeld mit den Kooperationspartnern erfahren – der Firma Mama & Sons zum Beispiel, die mit ihren Foodtrucks seit vergangenem Jahr bereits die Obdachlosenarbeit der Caritas unterstützt oder eine kleine, regional und ökologisch arbeitende Eismanufaktur, die rein zufällig auch noch einen zum Projekt passenden Namen trägt: „Süße Sünde“.
Wie bereits beim Geschenke- Einpacken wird auch beim Eis-Verteilen Erzbischof Heiner Koch persönlich für eine Weile mit dabei sein.
Am 12. August gibt es von 14 bis 16 Uhr am Palais Populaire an der Ecke Unter den Linden Eis. Dort steht der Eistruck von 11. bis 14. August ab 12 Uhr. Vom 16. bis 19. August ist er zur gleichen Uhrzeit auf dem Marktplatz in Bergen/Rügen anzutreffen, vom 20. bis 22. August an der Peter- und Paul-Kirche in Potsdam.