Zum Wegwerfen zu schade "Waste-Cooking" war eines der Angebote der Young Caritas in den Sommerferien

Die Young Caritas bot einen Aktionstag für „Waste Cooking“ – wörtlich: „Müll kochen“ – an. Denn weltweit hungern 850 Millionen Menschen, obwohl die Lebensmittelproduktion für alle ausreichen würde. Eine Ursache: Zu viel Essen wird weggeworfen.

Svenja steht mit einer Papiertüte voll Kartoffeln am Tisch der Freiluftküche in den Kreuzberger Prinzessinnengärten: „Warum wurden diese Kartoffeln aussortiert?“, fragt sie fassungslos. Und tatsächlich: Es sind wunderbar anzusehende fleckenfreie Kartoffeln mittlerer Größe, nicht einmal angeschrumpelt. „Vielleicht, weil die Tüte aufgerissen ist?“, fragt Cati. Das wird es wahrscheinlich sein.

Elf Millionen Tonnen Essen auf dem Müll
Die Kartoffeln wären eine Tüte von elf Millionen Tonnen Essen gewesen, das in Deutschland pro Jahr weggeworfen wird. Sie sind es nicht geworden, weil Svenja und Cati sie fürs „Waste Cooking“ der Young Caritas bei einem Lebensmittelgeschäft zusammen mit Zwetschgen, Pfirsichen, Äpfeln Salat, Tomaten, Zucchini und sogar Artischocken abgeholt haben. In anderen Geschäften gab es Brot, Mangold oder Auberginen – zum größten Teil noch ganz in Ordnung. Nur was wirklich schlecht ist, kommt auf den Kompost. Das ist ein Teil des Sommerprogramms der Caritas-Jugendorganisation: Lebensmittel retten. „Ein Korb voll Nektarinen wird oftmals komplett weggeschmissen, weil eine davon faul ist. Produkte kurz vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums landen in der Tonne.“ Anja Bauer von der Young Caritas findet: „Das kann so nicht sein!“ Deshalb nahm sie das Retten von Lebensmitteln mit in die Aktionstage „Don‘t waste your summer“ – „Verschwende deinen Sommer nicht“. An anderen Tagen bot sie das Aufwerten kaputter Gegenstände, das Tauschen abgelegter Kleidungsstücke oder den Bau von Regalen aus Paletten an.

Öfter einkaufen und richtig lagern
Den Teilnehmern des Waste Cooking gefällt die Idee, Essen nicht einfach wegzuwerfen. Sie nehmen aus den Prinzessinengärten auch Hinweise mit, wie man der Lebensmittelverschwendung selbst etwas entgegensetzen kann – etwa, indem man öfter einkauft, dafür aber kleinere Mengen. Denn dann ist die Gefahr nicht so groß, dass etwas schlecht wird. Das vermeidet man auch durch die richtige Lagerung der Lebensmittel. Außerdem kann man auch „hässliches“ Gemüse einkaufen, um es zu retten. Als es ans Kochen geht, bilden sich kleine Teams: Nora und Cati schnippeln mit Eric Früchte für einen enormen Obstsalat. Anja Bauer bereitet Ofenkartoffeln und -gemüse vor; Svenja macht Salat. Später führt die Mitarbeiterin der Prinzessinengärten Teilnehmerinnen zu den selbst gezogenen Kräutern des Gemeinschaftsgartens am Kreuzberger U-Bahnhof Moritzplatz. Dort ernten sie Estragon für den Salat, Rosmarin und Oregano für die Ofenkartoffeln. Eines steht fest, als Anja Bauer das Gemüse in den Ofen der Freiluftküche schiebt: Zum Sattwerden reicht es heute für alle.