Unterbrechung

Impuls zur Wochenmitte

Hoffnung ist eine der großen Botschaften des Christentums. Warum sie glauben und auf ein Mehr hoffen, erzählen hier Christinnen und Christen. Persönliche Glaubenszeugnises und mutmachende Gedanken in der Wochenmitte, um die Seele aufzutanken.

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16. Februar 2022

Hl. Juliana von Nikomedien

Gedenktag: 16. Februar

Juliana von Nikomedien war eine beindruckende Frau. Sie wuchs in einer nichtchristlichen Familie auf. Juliana fühlte sich dem christlichen Glauben jedoch schon immer sehr verbunden und so nahm sie an unzähligen christlichen Versammlungen teil. Versprochen war sie einem Mann namens Eleusius. Da er nicht getauft war, bestand Juliana darauf, er solle sich vor der Hochzeit taufen lassen. Trotz aller Bemühungen der Eltern beharrte Juliana weiter auf ihrem Standpunkt und wollte ehelos leben. Das machte ihren Vater sehr wütend und er verriet seine eigene Tochter an die Christenverfolger.
Der abgewiesene Bräutigam war in der Zwischenzeit Stadtpräfekt geworden und ordnete grausame Folterungen für Juliana an. Sie wurde an den Haaren aufgehängt und mit Blei übergossen. Es wird erzählt, dass der Teufel in Gestalt eines Engels in ihre Gefängniszelle kam. Juliana aber besiegte ihn und fesselte den Teufel in Ketten, die von ihr abfielen. Bis zu ihrem Tod durch Enthauptung, blieb sie ihrem Glauben treu.

Festverwurzelt im Glauben und mit voller Überzeugung für das einzustehen, was einem Kraft und Halt geben kann, kann auch weit nach dem 3. Jahrhundert eine Vorbildfunktion haben.

Auch wenn ich Juliana von Nikomedien für ihre Glaubenskraft und Standhaftigkeit sehr bewundere, gibt es einen klaren Unterschied in unser beider Leben. Mein Mann hat sich, nach dem wir uns kennengelernt haben, taufen lassen.

Juliana Wiencek
Sozialarbeiterin in der Pfarrei Hl. Theresa von Avila Berlin Nordost


09. Februar 2022

Hl. Josefine Bakhita

Gedenktag: 8. Februar

Ich stamme aus Tansania und bin dort mit 25 Jahren in die Gemeinschaft der Marienschwestern eingetreten. Damals bekam ich den Ordensnamen „Bakhita“. Ich konnte mich schnell mit dem Namen anfreunden, denn Bakhita heißt übersetzt Glück oder die Glückliche. Und genau das ist meine Sehnsucht: glücklich zu werden.  

Der Anfang des Lebens der Hl. Bakhita war allerdings alles andere als glücklich. Mit 7 Jahren wurde sie beim Spielen aus ihrem Dorf im Sudan verschleppt und als Sklavin verkauft. Bei ihren Herrinnen und Herren musste sie viel Leid erfahren, wurde geschlagen und gequält. Doch eines Tages änderte sich ihr Leben. Ein italienischer Händler brachte sie nach Italien. Dort wurde sie in die Erziehung zu den Canossianischen Schwestern gegeben und trat – inzwischen erwachsen geworden – in das Kloster ein. Bakhita wurde getauft und empfand dies als ein großes Glück. „Ich bin nun eine Tochter Gottes geworden.“

Das ist lange her. Doch auch heute werden Menschen gekauft, schamlos ausgenutzt oder missbraucht. Bakhita hat nach den vielen Herren, die sie gepeinigt haben, einen Herrn gefunden, von dem sie sich geliebt wusste. Ihr Name ist zur Wirklichkeit geworden: sie war glücklich.

Oft denke ich darüber nach, in wessen Dienst ich stehe. Dann fällt mir meine Namenspatronin ein. Auch wenn mein Leben anders verläuft als das der Hl. Bakhita – wir haben den gleichen Herrn, der uns erkauft hat mit seiner Liebe. Ich glaube, der Ordensname passt zu mir: glücklich.

Sr. M. Bakhita Mazengo
Kongregation der Marienschwestern


02. Februar 2022

Hl. Johannes (Giovanni) Bosco

Gedenktag: 31. Januar

Am 31. Januar gedenkt die Kirche des hl. Johannes (Giovanni) Bosco. Er gilt als der Schutzpatron der Jugend und der Jugendseelsorger, da er Mitte des 19. Jahrhunderts als Priester in Turin die Not von auf der Straße lebenden und vernachlässigten Kindern und Jugendlichen erkannte und ein orts-festes Gebäude (das erste Oratorium) im Stadtteil Valdocco als Aufenthalts- und Ausbildungsstätte für verwaiste und heimatlose Jungen einrichtete. Nach seiner Erinnerung empfing er den ersten Impuls zu seiner späteren Berufung schon im 9. Lebensjahr, als er in einem Traum eine große Schar von Jungen sah und einen vornehm gekleideten Herrn, der zu ihm sprach: „Nicht mit Schlägen, sondern mit Güte und Liebe wirst Du sie als Freunde gewinnen“. Kurz vor seinem 39. Geburtstag im Jahr 1854 versammelte er an einem Abend die engsten Mitarbeiter seiner prosperierenden Einrichtung und „machte den Vorschlag, mit der Hilfe Gottes und des heiligen Franz von Sales ihre Nächstenliebe praktisch unter Beweis zu stellen. Er erkannte sich damit als Schüler des hl. Franz von Sales, des Heiligen der Güte und der Geduld, des Apostels unermüdlichen Eifers, der mit seiner ganzen Liebeskraft die Herzen der Menschen verwandeln konnte. Mit untrüglichem Gespür hat Don Bosco an diesem Abend die pastorale Liebe und die Mitte des Evangeliums zum Eckpfeiler seines Werkes gemacht.“ (aus dem Vortrag von P. Herbert Winklehner OSFS zum Studientag der Don Bosco-Familie im Salesianum München am 08.01.2022). Seit diesem Abend betrachteten sich die Mitarbeiter in seinem Oratorium als salesianisch.

Aus dem Geist des hl. Franz von Sales entwickelte sich die Spiritualität der Salesianer, die mit den Begriffen Glaube, Vernunft und Liebenswürdigkeit (Amorevolezza) beschrieben wird.
Aus den oben genannten Erlebnissen und Erfahrungen entstanden später der Orden der Salesianer Don Boscos (SDB) und durch sein weibliches Pendant, der hl. Maria Domenica Mazzarello, der Orden der Don Bosco Schwestern (Filiae Mariae Auxiliatricis (FMA)) sowie die große Familie der weltweit in den Einrichtungen der Salesianer arbeitenden salesianischen Mitarbeiter Don Boscos (SMDB).
Der Generalobere der Salesianer, P. Ángel Fernández Artime, hat in diesem Jahr als Jahresleitgedanken der salesianischen Familie das Wort des hl. Franz von Sales „Alles aus Liebe, nichts aus Zwang“ ausgegeben. Als salesianischer Mitarbeiter Don Boscos in Berlin fühle ich mich den Idealen und der Spiritualität des Ordens aufs Engste verbunden. Sie waren während meines Berufslebens und sind bis heute Leitlinien meines Lebens und Handelns.

Dr. Sebastian Fiechter SMDB
St. Michael, Berlin-Wannsee


26. Januar 2022

Sl. Manfred Settala von Riva

Gedenktag: 27. Januar

Der selige Manfred lebte im 12. und 13. Jahrhundert im Norden Italiens. Er war Kind einer vornehmen Familie, die in Mailand wohnte. Im Bistum Mailand wurde er Priester, wirkte u. a. in Cuasso al Piano und zog sich von dort als Einsiedler zurück auf den Berg „San Giorgio“ in Riva San Vitale am Luganer See, wo er am 27. Januar 1217 starb. Nach der Reform des Heiligenkalenders wurde deshalb auch sein Gedenktag vom 28. Januar auf den 27. Januar verlegt.

Ein Liedtext von Peter Gerloff © fasst das Leben des Seligen zusammen. „(1) Mit festen Schritten reisen bringt Wanderer ans Ziel. Die um sich selber kreisen, verwirklichen nicht viel. Der erste Teil der Fahrt, der wichtigste der Schritte führt aus dem Lärm zur Mitte, in Gottes Gegenwart. (2) Du schautest Gottes Fülle im Spiegel deines Sees und warst für seine Stille ein offenes Gefäß. Die Stadt mit ihrer Gier, voll Ängsten und Verlangen, sie hielt dich nicht gefangen. Gott selber rief nach dir. (3) Sei, Manfred, unser Lehrer in Nacht und Einsamkeit. Wird uns die Straße schwerer – du gibst Gelassenheit. Wenn alles käuflich scheint, wenn Geld allein entscheidet, zeig: Wer Zerstreuung meidet, gewinnt sich Gott zum Freund.“

Die Feiern zu seinem 800. Todestag im Jahr 2017 belegen, dass der selige Manfred bis zum heutigen Tag in Riva wegen seines einfachen Lebensstils, seiner Nähe zur Natur, seiner Frömmigkeit und als guter seelsorglicher Berater und Begleiter geschätzt und verehrt wird. Noch immer ist am 27. Januar in Riva San Vitale ein schulfreier Feiertag. Sein aus dem Althochdeutschen stammender Name war sein Programm: Ein Mann zu sein, der mit sich und seiner Mitwelt im Frieden lebt.

P. Manfred Kollig SSCC
Generalvikar

19. Januar 2022

Hl. Sebastian

Gedenktag: 20. Januar

Der Hl. Sebastian würde als Heiliger gut in die Gegenwart passen. Der Legende nach, die seit dem 4. Jhd. überliefert ist, war der Mailänder ein Hauptmann am kaiserlichen Hof. Ins Heute übersetzt, war er in einer gesellschaftlich durchaus herausgehobenen, staatlichen Position. Anfangs verheimlichte er seine Überzeugung, Christ zu sein. Doch im verborgenen Stand er den Christ:innen in den Gefängnissen Roms bei. Es musste ja so kommen: Kaiser Diokletian erfuhr davon. Er ließ ihn festnehmen und an einen Baum binden. Pfeile der Bogenschützen durchbohrten ihn. Dieses Motiv wurde zahlreich in der Kunstgeschichte aufgegriffen. Vermeintlich tot, wurde er am Baum zurückgelassen. Doch er überlebte, wurde gesund gepflegt und ging unbeirrt zu Deokletian, um ihn zu überzeugen, von der Christenverfolgung abzulassen. Diokletian ließ jedoch nicht davon ab. Weder von der Christenverfolgung, noch von einem zweiten Versuch, Sebastian hinzurichten. Zu Tode gepeitscht, wurde Sebastians Leichnam in einen Abwasserkanal Roms geworfen. Er erschien der Christin Lucina im Traum, die daraufhin den Leichnam barg und im Coemeterium – der heutigen Sebastians-Katakombe in Rom beisetzte.

Während einer Pest in Pavia um 680 wurde er um Fürsprache angerufen. Die Pest verschwand und seine Verehrung nahm Fahrt auf.
Warum ist er ein Heiliger, der auch in unsere Zeit passt? In Zeiten, in denen ein „So wahr mir Gott helfe“ bei Vereidigungen lieber weggelassen wird. In Zeiten, in denen man befremdet angesehen wird, wenn man sich als Christ:in bekennt. In Zeiten, in denen es ein Sich-Erklären als Christ:in braucht. In diesen Zeiten braucht es die Fürsprache des Heiligen Sebastian, um nicht den Mut zu verlieren, wenn man nach dem Glauben, der Liebe und der Hoffnung gefragt wird, die einen erfüllt.

Sebastian Schwertfeger
Stv. Bereichsleiter Bereich Pastoral

12. Januar 2022

Hl. Arnold Janssen

Gedenktag: 15. Januar

Arnold Janssen, 1861 zum Priester geweiht, war durch und durch ein Mann des Gebetes. Es war ihm ein Herzensanliegen anderen Menschen den Zugang zum Gebet und zum Glauben zu erschließen. Dabei wurde sein Blick über die Grenzen Deutschlands hinaus auf die Herausforderungen der Weltkirche gelenkt.

„Er ist entweder ein Heiliger oder ein Narr" So urteilte der Bischof von Roermond, als Arnold Janssen ihm seine Pläne unterbreitete: er wollte ausgerechnet während des Kulturkampfes im 19. Jahrhundert Menschen ausbilden, sie in die ganze Welt senden, um den christlichen Glauben zu leben und zu verkünden. Da dies von Deutschland aus verboten war, erwarb er ein altes Wirtshaus in Holland - im Vertrauen darauf, das fehlende Geld dafür rechtzeitig zu bekommen - und begann dort ein Ausbildungshaus für Missionare zu gründen.

Was mir an Arnold Janssen am meisten gefällt und was ich bewundere, ist seine Hartnäckig-keit. (Das wurde ihm auch schon mal als Dickköpfigkeit ausgelegt) Wenn er nach langem Gebet und Beratungen etwas als „Willen Gottes“ erkannt hat, ist er allen Widerständen zum Trotz, dieser Spur gefolgt.

Er blieb seinem inneren Ruf treu und war dabei trotzdem flexibel und ging neue Wege. Sein Auftreten wird als nicht besonders charismatisch beschrieben - aber die Entwicklung hat ihm Recht gegeben. Aus dem ersten Missionshaus wurden die drei Ordensgemeinschaften der Steyler Missionar*innen, die schon bald weltweit zu wirken begannen und in über sechzig Ländern arbeiten. Heute durchlaufen unsere Gemeinschaften besonders in Europa aufgrund sinkender Mitgliederzahlen tiefgreifende Veränderungsprozesse. Wir, und nicht zuletzt die ganze Kirche, brauchen auch heute visionär – tatkräftige Persönlichkeiten, die mit „Arnold – Janssen – Qualitäten“ Schritte in die Zukunft setzen.

Sr Annette Fleischhauer SSpS


24. November 2021

Hl. Cäcilia

Gedenktag: 22. November

Über das Leben der Heiligen Cäcilia ist wenig Verlässliches bekannt. Sie gehört zu den vielen Heiligen des 3. Jahrhunderts, um die sich viele Legenden ranken. Cäcilia wusste schon früh, dass sie ihr Leben Gott schenken und jungfräulich leben möchte. Als ihre Eltern für sie einen heidnischen Mann auswählen, erzählt sie ihm in der Hochzeitsnacht, dass er von ihr dahingehend nicht viel zu erwarten habe. Erstaunlicherweise ist Valerian nicht enttäuscht oder wütend, sondern beeindruckt vom tiefen Glauben und der Standfestigkeit seiner Frau, dass er mehr von diesem Gott erfahren möchte. Auch er lässt sich taufen und kümmert sich von nun an mit Cäcilia gemeinsam um Arme und Kranke, aber auch um verfolgte und inhaftierte Christen. Den Christenverfolgern gefällt das gemeinsame caritative Engagement nicht und so werden auch sie verhaftet und zum Tod verurteilt.

Auch viele Jahre später kann Cäcilia heute ein Vorbild sein. Sie wusste, was sie wollte und stellt sich gewissermaßen gegen ihre Zeit. Sie tritt für das ein, was sie bewegt und was ihr wichtig ist – ohne Angst vor möglichen Schwierigkeiten, die ja eigentlich auf der Hand lagen. Ihr tiefer Glaube, ihr unerschütterliches Gottvertrauen und ihre Beharrlichkeit mit sich selbst und ihrem Leben beeindrucken mich und ich wünsche mir auch in der heutigen Zeit mehr Menschen, die redlichen Herzens für ihren Glauben einstehen, der so ‚aus der Mode‘ gekommen zu sein scheint, aber die auch grundsätzlich dem auf die Spur kommen wollen, was sie in ihrem Leben wirklich wollen, was sie trägt und stark macht.

Lange fand ich meinen Namen schwierig – wie oft habe ich ihn buchstabiert und er wurde doch falsch geschrieben… Versöhnt habe ich mich erst im Erwachsenenalter, als ich mir über die starke Verbindung durch ihr Patronat der Kirchenmusik bewusster wurde. (Starke Frauen gibt es in der Kirchengeschichte ja genug, da könnte ich noch ganz anders heißen…) Auch wenn ihr Attribut, die Orgel, vermutlich auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen ist, so fühle ich mich der heiligen Cäcilia durch die Kirchenmusik sehr nah. Schon als Kind begann ich im Mädchenchor der Kathedrale zu singen und singe noch heute im Gottesdienst, wenn es die familiäre Situation zulässt.

Cäcilia Montag
Leiterin der Stabsstelle Seelsorge, Spiritualität und Ethik

17. November 2021

Hl. Gertrud von Helfta

Gedenktag: 17. November

Unser Benediktinerinnenkloster in Alexanderdorf heißt Abtei St. Gertrud und hat sich durch diesen Namen mit der Ordensfrau verbunden, deren Fest wir am 17. November begehen.
Was ist besonders an ihr gewesen? Bis zum 27. Januar 1281 lebte Gertrud ohne große, geistliche Tiefe als Ordensschwester im Kloster Helfta bei Eisleben im heutigen Sachsen-Anhalt. Der Abend dieses Wintertages veränderte ihr Leben. Sie hatte ihre erste Christusvision. Schon mit fünf Jahren war das Mädchen in das Kloster gebracht worden, war dort aufgewachsen und hatte in der Klosterschule eifrig gelernt. Aber in ihrem 26. Lebensjahr nun, wie sie es später selber aufschreibt, wird die undurchdringliche Finsternis in ihr von Licht erhellt. Sie hat diese Stunde in der Dämmerung des Januartages nie vergessen.

Das Datum nennt sie in ihrem Buch „Der Gesandte der göttlichen Liebe“, wo sie von ihrer inneren Bekehrung erzählt. Jetzt erst wurde ihr bewusst, warum sie das Ordenskleid trägt. Sie nahm nun den Dreifaltigen Gott wahr durch die Worte der Bibel, hörte, wie er zu ihr sprach und redete mit ihm. So wuchs ihre geistliche Verbindung mit Jesus Christus als dem Freund, der sie liebt und der ihr hilft. Sie starb im Alter von 46 Jahren.
Gertruds Texte, die zur christlichen Mystik gehören, zeigen Anregungen für das geistliche Leben, obwohl sie doch aus dem 13. Jahrhundert stammen. Ich lese jeden Morgen gern einen Abschnitt aus ihren „Geistlichen Übungen“. Bei Besinnungstagen, die ich im Gästehaus   unseres Klosters anbiete, merkte ich, wie Gertruds Glaubenserfahrungen vielen Menschen Stärkung beim eigenen Suchen nach Gott geben können. Er bleibt derselbe gestern, heute und morgen. Bis heute nimmt Gertrud die Große alle, die ihre Bücher lesen und sich von ihren Übungen leiten lassen, hinein in die Begegnung mit dem göttlichen Geheimnis, das unser Leben umfängt.

Sr. Johanna Schwalbe OSB
Abtei St. Gertrud in Alexanderdorf

11. November 2021

Hl. Martin

Gedenktag: 11. November

Meine Tochter, die an einem Martinstag geboren wurde, hat sich als Kind immer gewundert, dass meine Tante Gisela zuerst mir zum Namenstag und dann erst ihr zum Geburtstag gratuliert hat. Namenstage hatten in unserer Familie sonst eher keine besondere Bedeutung. Möglicherweise hatte die Tante eine spezielle Verbindung zum heiligen Martin.

Neben vielen Besonderheiten seines Lebens – die Wandlung zum „Soldaten Christi“, der um seine Entlassung aus dem Armeedienst bat, sein Vorbild als Mönch und Bischof – beeindruckt bis heute nicht zuletzt die vielen Kinder bei den Martinsumzügen das spontane Teilen seines Mantels mit dem Mann, der ihn nötig hatte. Dieses Teilen ist nicht nur Ausdruck von Barmherzigkeit, es bildet die Grundlage von Solidarität und Gerechtigkeit – wichtige Aufgaben der Kirche und auch der Katholischen Hochschule für Sozialwesen, für die ich arbeite.

Meine Tante hat als junge Frau ähnlich gehandelt wie Martin. Sie hat Kriegsgefangenen aus den Niederlanden auf dem Pfarrgebiet von St. Matthias in Schöneberg - aus der Gemeinde stammt unsere Familie – immer wieder Brot zugesteckt, weil sie mitbekam, unter welch schlimmen Bedingungen sie leben und arbeiten mussten. Sie hat nach dem Krieg niemandem in der Familie davon erzählt, auch nicht später ihren eigenen Kindern und Enkeln. Aber noch bevor sie starb, haben sich einige der Niederländer in St. Matthias gemeldet. Sie waren auf der Suche nach der jungen Frau, die ihnen damals in der Not geholfen hat. Und sie haben sie gefunden. Sie haben sich in Berlin mit ihr getroffen und sie in ihre Heimat eingeladen.

Seitdem ich von dieser Geschichte weiß, denke ich am Martinstag nicht nur an meinen Namenspatron, sondern auch an meine Tante und die vielen Menschen, die uns wie sie mit Werken der Barmherzigkeit den Weg zeigen, uns für mehr Gerechtigkeit einzusetzen.

Martin Wrzesinski
Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin

03. November 2021

Hl. Karl Borromäus

Gedenktag: 4. November


Der hl. Karl Borromäus stammte mütterlicherseits aus dem Hause Medici. Seinem Onkel, Papst Pius IV., diente er als Geheimsekretär und war maßgebend am Konzil von Trient beteiligt. Als Mailänder Erzbischof setze er Reformziele des Konzils um und ordnete das kirchliche Leben neu. Während einer Pest in Mailand, opferte er sich bis zur völligen Erschöpfung für die Kranken und Notleidenden seines Bistums auf. Durch diese Arbeit und strenge Askese ausgezehrt, verstarb er mit 46 Jahren.
 
Der Heilige spricht mich an, weil er als sehr tüchtig rüberkommt: Er tut alles für „die gute Sache“ und nutzt dafür jede sich ihm bietende Gelegenheit. Mir gefällt sein großes Engagement für die Mitmenschen und sein Verantwortungsbewusstsein, dem eigenen Leben einen Sinn durch gutes Handeln für andere zu geben. Für die heutige Gesellschaft ist er sicher ein gutes Vorbild und ein passender Heiliger, um Tatkraft, Nächstenliebe und Hilfe in einer (globalen) Krise zu erbitten.
 
Carlo Murru
Erzbischöfliches Ordinariat - Kategoriale Seelsorge