Unterbrechung
Impuls zur Wochenmitte
Ausgehend von einer Heiligen oder einem Heiligen sprechen Christinnen und Christen einen Gedanken mitten in die Woche hinein, der zum Nachdenken, zum Nachlesen anregt oder Wegbegleiter für die restliche Woche sein kann.
20. Juli 2022
Hl. Birgitta
Gedenktag: 23. Juli
Meine Eltern fanden den Namen Birgitta vom Klang her freundlich und durch die Hl. Birgitta von Schweden im Zusammenhang mit einem schönen Land und einer starken Frau stehend. Ich mag meinen Namen, auch wenn ich häufig Brigitta oder Birgit genannt werde und meinen Namen immer wieder buchstabieren muss, da er eher unbekannt ist.
Birgitta (um 1303-1373) entstammte dem schwedischen Hochadel. Mit 13 Jahren wurde sie mit einem einflussreichen Adligen namens Ulf verheiratet. Birgitta wurde Mutter von acht Kindern und setzte sich für sozial geächtete Frauen ein. Mit ihrem Mann unternahm sie mehrere Pilgerreisen, bis Ulf 1344 verstarb. Als Ratgeberin am schwedischen Königshof kritisierte sie offen die Sittenlosigkeit von Adel und Klerus, bis sie 1349 nach Rom zog und sich dort der Armenfürsorge widmete. Auf politischer Ebene setzte sich Birgitta für ein Ende des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich ein und wollte eine Ordensgemeinschaft gründen. Die offizielle Bestätigung ihres Ordens 1378 erlebte sie leider nicht mehr: Birgitta starb am 23. Juli 1373 in Rom. Papst Bonifatius IX. sprach sie 1391 heilig.
Birgitta ist Patronin von Schweden, Patronin eines friedlichen Todes und Patronin der Pilger. Der heutige Birgitta-Pilgerweg verläuft von Sassnitz auf Rügen über die Hansestadt Stralsund, Güstrow, die Landeshauptstadt Schwerin weiter nach Zarrenthin bis nach Niedersachsen, vorbei an Meisterwerken der Backsteingotik, durch das Sternberger Seenland und zu ehemaligen Klöstern – so vermutet man die Pilgerroute der Heiligen Birgitta im Jahr 1341. 1999 erklärte Papst Johannes Paul II. sie auch zur Patronin Europas.
Birgitta muss eine starke Persönlichkeit gewesen sein, die sich, verankert in ihrem Glauben, für das Aufbrechen von Machtstrukturen und für die Rechte und Nöte ihrer Mitmenschen einsetzte. So verstehe ich sie als Vorbild für meinen eigenen Lebensweg und für mein Wirken als Pädagogin an einer katholischen Schule.
Auf meiner persönlichen "To-Do-Liste" steht seit längerer Zeit der Jakobsweg - nun frage ich mich: Warum in die Ferne schweifen ...
Birgitta Wiese
Schulleiterin der Kath. Schule St. Ursula
13. Juli 2022
Hl. Knud
Gedenktag: 10. Juli
König von Dänemark (1080-1086)
Kennen Sie Knud? – Sie denken sicher sofort an Knut, den kleinen Eisbären, der im Jahr 2006 im Berliner Zoo geboren wurde, und dem die Herzen der Menschen nur so zugeflogen sind. Ich war auch ganz angetan von dem kleinen Eisbären. O wie süß.
Ich denke aber auch an einen anderen Knud, an Knud IV., König von Dänemark (1080-1086). Ihm sind die Herzen überhaupt nicht zugeflogen, obwohl er ein intelligenter, aufgeschlossener und liebenswürdiger Mann war. Er hatte es nicht leicht, sich gegen den Standesegoismus des dänischen Adels durchzusetzen. Auch sein Einsatz für die Kirche fand keine große Gegenliebe. Zum endgültigen Verhängnis wurde ihm der Versuch, gegen England vorzugehen und keinen Geringeren als Wilhelm den Eroberer von seinem Thron zu vertreiben. Als Knud merkte, dass sein Plan zum Scheitern verurteilt war, ließ er von seinem Englandfeldzug ab, was ihm als Schwäche ausgelegt wurde und die Stimmung gegen ihn in Dänemark noch feindseliger machte. Im Sommer 1086 brach ein Aufruhr gegen ihn los. Knud suchte in der Kirche von Odense Zuflucht, wo er am 10 Juli 1086 von seinen eigenen Landsleuten ermordet wurde.
Viele pilgern heute zu seinem Grab, über dem inzwischen der St. Knuds-Dom errichtet ist. Manchmal brauchen Menschen eben länger, um zu erkennen, dass ein Abbrechen eines Krieges nicht unbedingt Schwäche bedeuten muss, sondern eher ein Zeichen von innerer Größe sein kann.
Der kleine Eisbär im Berliner Zoo hat die Herzen der Menschen schneller erobert als Knud. Aber ob man in 1000 Jahren noch an ihn denkt?
Prälat Stefan Dybowski
06. Juli 2022
Hl. Thomas
Gedenktag: 3. Juli
Wenn auf den Apostel Thomas die Rede kommt, wird gern vom „Ungläubigen“ oder vom „Zweifler“ gesprochen. Dabei ist das nur die halbe Wahrheit. Thomas ist vor allem ein Suchender und zugleich ein großer Bekenner. - Die Szene aus dem Johannesevangelium ist allgemein bekannt: Thomas ist nicht dabei, als der auferstandene Jesus den Jüngern erscheint. Als die anderen ihm später davon berichten, ist er zunächst skeptisch. Acht Tage später kommt Jesus wieder und bietet Thomas an, seine Wunden zu berühren. Das überzeugt ihn. Thomas antwortet klar und bestimmt mit dem Ausdruck tiefen Glaubens: „Mein Herr und mein Gott!“
Für mich hat der Apostel Thomas vorbildhafte Bedeutung. Denn er ist ein Mensch, der nicht unhinterfragt hinnimmt, was andere ihm erzählen. Er will sich nicht einfach der Mehrheitsmeinung anschließen, sondern er will selbst den Dingen auf den Grund gehen. Er sucht ernsthaft und ohne vorgefasste Meinung nach der Wahrheit. Und es ist ihm wichtig, seine eigenen Erfahrungen machen zu können. Aber er ist auch offen für das Unerwartbare. So wird ihm schließlich die Christusbegegnung geschenkt und mit ihr die Überzeugung, dass Gott in dieser Welt anwesend ist und unmöglich Scheinendes möglich machen kann.
In der Bibel wird Thomas, der von Beruf vermutlich Fischer war, noch an anderen Stellen genannt. Er ist derjenige, der durch seine Frage nach dem Weg die Aussage Jesu provoziert: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ Nach der Überlieferung soll Thomas in Indien missioniert haben und dort den Märtyrertod gestorben sein. Bis heute führen mehrere indische Kirchen ihre Entstehung auf den Apostel zurück. Eine schöne Legende besagt, dass Thomas auf dem Weg nach Indien die Heiligen Drei Könige getroffen, getauft und zu Bischöfen geweiht haben soll. Der Großteil seiner Gebeine wurde im 3. Jahrhundert an einem 3. Juli (daher der Gedenktag) nach Edessa (heute Şanlıurfa in der Türkei) überführt. Später kamen sie nach Ortona in Italien. Bis zur Liturgiereform in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde das Fest des Apostels am 21. Dezember gefeiert.
Frank-Thomas Nitz
29. Juni 2022
Hl. Petrus und Hl. Paulus
Gedenktag: 29. Juni
Der heutige Festtag rückt gewissermaßen zwei heilige Führungskräfte in den Mittelpunkt:
Petrus, der Fürst und Paulus, der Lehrer aller Völker.
Mit meinem Namenspatron, dem Heiligen Petrus, verbinde ich zwei Eigenschaften: Überbordende Begeisterung für Jesus, seinen Meister, und eine nicht immer messerscharfe Auffassungsgabe. Besonders deutlich sehe ich das in seiner Reaktion bei der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor: seine spontane Ergriffenheit und der Vorschlag gleich drei Hütten zu bauen, um die heilige Begegnung irgendwie zu verstetigen und ihr einen irdischen Ort zu geben. Zugegeben: er wirkt etwas übermotiviert und sein Vorhaben allzu pragmatisch. Irgendwie zeichnet sich für mich aber darin doch das vor, was der Zweck der Kirche ist, zu deren Fundament er (vielleicht gerade deshalb) von Jesus bestimmt wurde: dem Unfassbaren einen irdischen, sinnenfälligen Ort zu geben und es damit für alle Menschen abzubilden und erreichbar zu machen.
Petrus ist eine schillernde Führungskraft: er erkennt in Jesus den Messias vor allen anderen, bekennt sich zu ihm wie kein anderer, zweifelt aber auch und verrät ihn. Später an Pfingsten ist er der erste, der seine Stimme erhebt, und – noch später – ruht er nicht, den Menschen vom Leben und der Bedeutung Jesu zu erzählen. Das verbindet ihn mit dem Hl. Paulus.
Von meinem Namenspatron lerne ich: mit Leidenschaft zur Sache zu gehen ist kein Makel. Dabei kann man ruhig mal danebenliegen und sich beherzt streiten, wenn es um die Wahrheitsfindung und die Kursbestimmung geht. Wie beim ersten Schritt auf das Wasser ist dabei die Blickrichtung entscheidend: Schaue ich auf Jesus, werde ich getragen, schaue ich auf mich, riskiere ich unterzugehen.
Peter Kloss-Nelson
Einsatz und Begleitung
Erzbischöfliches Ordinariat
22. Juni 2022
Gedenktag der Lübecker Märtyrer
Gedenktag: 25. Juni
Als ich nach meiner Vertreibung und Flucht aus Schlesien 1946 nach Lübeck kam, war im selben Jahr bereits ein Gedenkgottesdienst für die Lübecker Märtyrer. So sind mir die 4 Geistlichen von frühester Kindheit an vertraut. Irgendwie haben sie mich mein ganzes bisheriges Leben begleitet.
Anfang der 40er Jahre wirkten die 3 Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller an der Herz-Jesu-Kirche in Lübeck. Die nationalsozialistische Ideologie erschwerte ihre Arbeit mit den Jugendlichen und Erwachsenen. Dennoch blieben sie ihrem Auftrag treu. So blieb es nicht aus, dass die Machthaber der damaligen Zeit auf sie aufmerksam wurden. Durch den gemeinsamen Dienst auf dem Friedhof lernten sie den evangelischen Pastor Karl Friedrich Stellbrink kennen. Diese neue Freundschaft führte zur gemeinsamen ökumenischen Arbeit im Widerstand, u.a. auch zur Weitergabe der Galen-Predigten.
Pastor Stellbrink sah in dem ersten Luftangriff auf eine deutsche Großstadt in Lübeck Palmsonntag 1942 ein Zeichen Gottes. „Gott hat in dieser Nacht zu uns gesprochen.“ Dies sagte er auch seinen Konfirmanden. Wenige Tage danach wurden alle 4 Geistlichen verhaftet. Der Volksgerichtshof tagte in Lübeck und hat sie am 25.6.1943 wegen „Rundfunkverbrechen, Zersetzung der Wehrkraft und landesverräterischer Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt. Das Urteil stand schon vorher fest, denn Hitler selbst sagte: Ich will die Pfaffen hängen sehen.
An ihrem gemeinsamen Todestag schrieben die 3 Kapläne noch an ihren Osnabrücker Bischof Dr. Berning: „Heute darf ich sterben“. Alle 4 starben am 10. November 1943 in Hamburg durch das Fallbeil, offiziell: durch Durchtrennung des Halswirbels. Ihr Blut floss dabei ineinander. Sichtbares Zeichen der Ökumene.
Bei der Einweihung der Krypta zu ihren Ehren 1955 konnte ich schon dabei sein. Immer, wenn ich in Lübeck bin, werde ich diese Krypta mit der Darstellung der 1. Kreuzwegstation besuchen, wo auch die Urne eines Kaplans sich befindet. Auch bei ihrer Seligsprechung am 25. Juni 2011, die auf dem Platz vor ihrer Kirche stattfand, konnte ich mit meiner Frau Christine dabei sein. Allen 4 Geistlichen wurde ein ehrendes Gedenken bereitet. Ein Mitangeklagter sagte auf seinem Sterbebett: „Sagt niemals 3 – sagt immer 4“. Zeichen dafür sind die 4 großen zusammengebundenen Kerzen in der Krypta.
Zivilcourage - trotz der lebensbedrohlichen Situation – das zeigten diese 4 Männer. Sie wurden und sind ein Beispiel – für alle, auch für die heutigen Zeiten.
Viele Straßen, Plätze, Schulen, Kitas und auch Gemeinden sind nach ihnen benannt. Auch die Deutsche Post gab eine 70 Cent Sonderbriefmarke heraus – ihnen zu Ehren.
Diakon Winfried Schönfeld
15. Juni 2022
Hl. Benno von Meißen
Gedenktag: 16. Juni
„Benno von Meißen, so soll er heißen.“ Obwohl ich nicht der Benno von Meißen bin, hörte ich diesen Satz in meiner Kindheit häufig, wenn mein Name genannt oder danach gefragt wurde. Immer sorgte dieser Satz so für ein Lachen. Der Hl. Benno von Meißen ist mein Namenspatron. Er wurde im Jahr 1010 in der Nähe von Hildesheim geboren. Im Alter von 30 Jahren empfing er die Priesterweihe. Da er sehr begabt war, wurde er schon bald nach Goslar berufen. Dort war das Machtzentrum von König Heinrich IV. Von ihm wurde Benno im Jahr 1064 als Bischof von Meißen eingesetzt. Dort hat er segensreich gewirkt und war sehr beliebt. Bischof Benno gilt bis heute als Apostel der Sorben.
Als König Heinrich gegen die sächsischen Fürsten in den Krieg zog, erwartete der König von Bischof Benno ein Treueversprechen. Da Benno aber ein friedliebender Bischof war, hat er dem König dieses Versprechen nicht gegeben. Es kam zum Streit. Bischof Benno wurde in den Kerker geworfen. In den Kriegswirren konnte er aber fliehen und war ein Jahr später wieder Bischof von Meißen. Später kam es aus einem ähnlichen Grund erneut zum Streit zwischen dem König und Bischof Benno, der nun zum zweiten Mal vertrieben wurde.
Eine Legende berichtet darüber: Als Benno aus Meißen vertrieben wurde, wollte er seinem Nachfolger die Bischofskirche nicht einfach so überlassen. Daher schloss er die Kirche zu und warf den Schlüssel in die Elbe. Nachdem der Streit mit dem König Jahre später beigelegt war, kam Benno als einfacher Pilger unerkannt zurück nach Meißen. Am Stadtrand ging er in ein Gasthaus und man servierte ihm dort einen großen Fisch. In dem Fisch fand Benno den Schlüssel wieder, den er in die Elbe geworfen hatte. Damit war er wieder der rechtmäßige Bischof.
Auch wenn das eine Legende ist, so kann sie zum Nachdenken anregen: Der Fisch ist ein Zeichen für den christlichen Glauben und mit einem Schlüssel kann man Türen öffnen. Das führt zu mich zu der Frage: Welche Tür kann mir der Glaube öffnen, welche Weite kann ich dadurch erfahren, und welche Tür kann ich anderen zum christlichen Glauben öffnen, wie es Benno von Meißen getan hat?
Bischof Benno starb am 16.06.1106. Bis zu seinem Tod ist er der friedvollen Botschaft des Evangeliums treu geblieben. Damit hat er sich dem König widersetzt, obwohl er ihn als Bischof eingesetzt hatte. Bischof Benno ist dem Machthaber und Kriegstreiber nicht gefolgt, sondern allein Christus. Ob der derzeitige Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill I., den Hl. Bischof Benno kennt? Wahrscheinlich nicht. Kyrill könnte aber von Bischof Benno vieles lernen.
Diakon Benno Bolze
Pfarrei Johannes XXIII.
08. Juni 2022
Hl. Bonifatius
Uns begegnete der Hl. Bonifatius, als wir für unsere Pfarrei Nauen-Brieselang das neue Patronat suchten. Viele Vorschläge standen im Raum, bis wir uns recht einmütig auf dem entscheidenden Treffen am 5. Juni vor drei Jahren, dem Gedenktag des Hl. Bonifatius, für ihn als Patron entschieden. Und wir entdecken immer neue Aspekte, die uns an Bonifatius auch heute wichtig scheinen und die zu unserer Situation passen.
Als Wynfreth um 673 in England geboren, wurde er mit etwa 30 Jahren Priester und widmete sich Zeit seines Lebens der Mission. Der 15. Mai, das Datum unseres diesjährigen Gemeindegründungsfestes, spielte im Leben des Wynfreth ebenfalls eine Rolle: An diesem Tag gab ihm Papst Gregor II. den Namen Bonifatius – der Wohltätige, der „gutes Schicksal Bringende“ – verbunden mit dem Missionsauftrag für die Friesen und Franken.
Das Wirken des Bonifatius ist gekennzeichnet von Aspekten wie Klarheit im Glauben und Anbindung an die Kirche, Weiterentwicklung vorhandener Strukturen sowie Mission in Gemeinschaft mit Freunden und Verwandten. All das, was wir bei uns vor Ort häufig vermissen. Die von ihm geschaffenen Bistums- und Klosterstrukturen sind noch heute, 1.300 Jahre später erkennbar.
Bonifatius gilt als Apostel der Deutschen, ist aber zugleich Europäer. Er scheint ein gläubiges Organisationstalent gewesen zu sein, dem es gelang, die heidnischen Franken- und Germanenstämme vom Christentum zu überzeugen.
Wie Bonifatius wollen wir als neue Pfarrei mutig unseren Glauben leben in einer Zeit, in der viele keine Option im Glauben an Gott sehen. Wir wollen unserm Auftrag folgen, dem auch Bonifatius folgte: Geht in alle Welt und verkündet die Frohe Botschaft. Wir wollen bei uns anfangen!
Stephanie Kaune und Matthias G. Rehder
Steuerungsgruppe Pastoralausschuss St. Bonifatius Nauen-Brieselang
01. Juni 2022
Hl. Karl Lwanga und Gefährten
Gedenktag: 3. Juni
Nach Uganda kamen die ersten Afrikamissionare 1879.
Nach einem anfänglich freundlichen Empfang und dem ersten Erfolg der Missionsarbeit, setzte in den politischen Wirren der folgenden Jahre eine Christenverfolgung ein, in der Karl Lwanga und seine Gefährten ermordet wurden. Sie waren vom damaligen König Mwanga 1886 zum Tode verurteilt worden. Die jungen Christen hatten sich geweigert, ihrem Glauben abzuschwören. Die meisten wurden bei lebendigem Leibe auf dem Hügel von Namugongo verbrannt. Heute steht dort eine Kathedrale, die von Afrikamissionaren betreut wird.
Ich kam 1988 nach dem Noviziat zum Praktikum nach Uganda in die Pfarrei St. Matthias Mulumba. Er war einer der Ermordeten. Er wurde bereits auf dem Weg zum Scheiterhaufen bestialisch umgebracht, eben an der Stelle, wo die Pfarrkirche errichtet wurde. Da er verheiratet gewesen war, ließen sich viele Brautpaare auf seine Fürsprache hoffend an diesem Ort trauen. Die anschließenden Hochzeitsfotos mit der Statue des Märtyrers in ihrer Mitte machten es mir Theologiestudenten bewusst, wie sehr doch das Leben des Sakraments der Ehe, gleich dem von mir damals angestrebten Sakrament der Weihe, der Fürsprache und Unterstützung bedarf. Geben sich Ehepaare doch die Aufgabe ihr gemeinsames Leben immer mehr ein Zeugnis für Christus in Familie und Gesellschaft werden zu lassen.
Die Märtyrer von Uganda „hatten keine Furcht, Christus zu den anderen zu bringen, nicht einmal um den Preis ihres Lebens“, sagte Papst Franziskus bei seinem Besuch dort im November 2015. Wir sollten sie auch nicht haben.
P. Ralf Weber M.Afr.
25. Mai 2022
Hl. Esther
Gedenktag: 24. Mai
Als Kind fand ich meinen Namen blöd. Niemand kannte ihn, niemand wusste, wie man das schreibt. Ich wollte lieber einen gewöhnlichen Namen, wie alle anderen. Im Jugendalter fand ich es schon besser, mich von den anderen zu unterscheiden und eben nicht wie viele andere zu heißen.
Den eigentlichen Zugang zu meiner Namenspatronin fand ich allerdings erst im Studium in einem Seminar über das Buch Ester. Es ist das einzige Buch der Bibel, in dem der Name Gottes nicht vorkommt. Gott bleibt verborgen, wirkt aber im Hintergrund.
Das Buch Ester spielt in der jüdischen Diaspora der Exilszeit. Ein einfaches jüdisches Mädchen wird fast durch Zufall aufgrund ihrer Schönheit zur persischen Königin. Ihr Onkel Mordechai deckt den Komplott des Hofbeamten Haman auf, das jüdische Volk durch Genozid zu vernichten. Ester muss mit höfischen und gesellschaftlichen Konventionen brechen, um die Intrige aufzudecken und ihr Volk vor dem Pogrom zu retten.
Mich beeindruckt der Mut dieser biblischen Frauenfigur: sie deckt Missstände auf, ergreift Partei für eine Minderheit und überschreitet die Grenzen ihrer Rolle als Frau.
Je älter ich werde, desto mehr wird sie mir zum Vorbild, aktuell vor allem für mein Engagement für den Synodalen Weg. Die Parallele ist kaum zu übersehen:
Es geht auch heute in unserer Kirche darum, Missstände aufzudecken, Partei für die von Missbrauch Betroffenen zu ergreifen und die bisher gesetzte Grenze meiner zugeschriebenen Rolle als Laie und Frau in der Kirche mutig zu überschreiten, um Fürsprache für die zu halten, die nicht gehört werden, damit nicht menschliches Machtstreben triumphiert, sondern Gottes Güte und Gerechtigkeit erfahrbar wird.
„In a world full of Hamans, have the courage to be an Esther or a Mordechai!“
Esther Göbel
Pastoralreferentin
18. Mai 2022
Konstantin der Große
Gedenktag: 21. Mai
Ich war noch ein kleiner Junge, als ich meine Mutter fragte, warum ich Konstantin heiße. Sie antwortete mir, dass er das Christentum eingeführt habe. Das klang großartig und bedeutungsvoll. Konstantin ist kein geschmeidiger Heiliger. Viel zu viel ist mit dem Namen, der Person und seiner Wirkung verbunden. Mir wäre lange einer der weniger bekannten Konstantins lieber gewesen.
Konstantin wurde vermutlich vor 288 geboren und starb 337. Sein Vater Constantius war bereits an der Macht Roms beteiligt, welche sein Sohn ausbaute. Der bis heute bekannteste Teil seines Wirkens war die Etablierung des Christentums als (seine) Staatsreligion. Legendär ist das dazu gehörige Erweckungserlebnis bei der Schlacht an der Milvischen Brücke, „in hoc signo vinces“ (in diesem Zeichen wirst du siegen) wurde ihm prophezeit und er gewann gegen eine Übermacht. Mit heutigen, historisch-kritischen Augen ist dieser Heilige kaum haltbar. Er hat getötet, er befahl Morde, Massaker, Raubzüge, Eroberungen und vieles mehr, um seine Macht zu festigen. Und er förderte das Christentum welches er durch die Mailänder Vereinbarung (313) schützte. Das durch ihn einberufene Konzil von Nicäa (325) beginnt die Geschichte unseres Credos. Dank der (gefälschten!) Konstantinischen Schenkung, brachte er den römischen Päpsten noch größeren Einfluss. All das tat der Herrscher aus machtpolitischem Kalkül. Konstantin selbst ließ sich (erst) auf dem Sterbebett taufen.
Ich habe mich in meinem Leben an dem „Großen“ abgearbeitet, z.B. im Studium oder später bei meiner mündlichen Magisterprüfung, als ich Konstantin und seine Zeit zum Thema wählte. Es bleibt verwunderter Respekt vor seinen Leistungen. Was mich mit ihm verbindet, ist die Wortbedeutung von Konstantin. Unser Name kommt von konstant. Eine gewisse Beständigkeit hat sein Handeln der Kirche gebracht, konstant war dieser Kaiser sicherlich und bin ich auch (oft). Daraus folgt für mich, dass wir Christen in dieser lebendigen und fragenvollen Zeit, in unserer Kernüberzeugung beständig bleiben: Ich glaube. An Gott!
Dr. Konstantin Manthey
Katholische Akademie in Berlin e.V.