Unterbrechung

Impuls zur Wochenmitte

Hoffnung ist eine der großen Botschaften des Christentums. Warum sie glauben und auf ein Mehr hoffen, erzählen hier Christinnen und Christen. Persönliche Glaubenszeugnises und mutmachende Gedanken in der Wochenmitte, um die Seele aufzutanken.

Zeitraum von:

Zeitraum bis:

28. Juni 2023

"Wo mein Mut nicht reicht, ist sein Mut schon da."

„Wer Gott hinter allem vermutet, für den wächst daraus eine große Freiheit. Weil ich Gott glaube, dass er wirklich Gott ist, bin ich unabhängig von dem, was Menschen mir zumuten. Was mir nicht gelingt, kann Gott vollenden. Wo mein Mut nicht reicht, ist sein Mut schon da.“

 

Katrin Visse, Referentin Katholische Akademie Berlin

21. Juni 2023

"Gott scheint immer zu schweigen"

„Gott scheint immer zu schweigen. Das macht es so schwer, an ihn zu glauben. Wenn ich jedoch einmal gespürt habe, dass es Gott gibt dann ahne ich, dass er seine ganz eigene Art der Kommunikation hat. Und wie in jeder Beziehung muss ich mich einlassen auf seine Eigenart, sein Anderssein.“

 

Roswitha Sauer, Küsterin St. Joseph Berlin-Wedding

14. Juni 2023

"Es sind Worte der Bibel, die mir guttun"

„Manchmal denke ich, bei allem Durcheinander unserer Zeit und aller Unsicherheit der Menschen, fehlt es an guttuenden Worten, die unsere Herzen erreichen. Schlagzeilen in großen Tageszeitungen werden das nie tun. Sie erscheinen und sind wie Eintagsfliegen. Am nächsten Tag sind sie vergessen, umso mehr sind es für mich Worte der Bibel, die mir guttun."

 

Pfarrer Mathias Laminski, St. Josef Treptow-Köpenick

07. Juni 2023

"Oft sind wir in unserer kleinen Blase gefangen"

„Alle Menschen haben ihre eigene Perspektive auf die Welt. Oft sind wir in unserer kleinen Blase gefangen. Richtig schwierig wird es dann, wenn die unterschiedlichen kleinen Welten aufeinanderprallen. Und trotzdem hat es für mich auch etwas Gutes: Denn Gott hat für mich nicht nur unsere gemeinsame Welt geschaffen, sondern eben auch alle kleinen Welten.“

 

Theresia Härtel, Pastoralreferentin im Erzbistum Berlin

31. Mai 2023

"Die Macht des Bösen hat nicht das letzte Wort"

„Wer mit einer höheren Macht rechnet, wird stärker. Denn er spürt, dass Elend und Gewalt, Terror und Unterdrückung, kurz die Macht des Bösen, nicht das letzte Wort haben.“

 

Joachim Opahle, Theologe und Geschäftsführer des Filmfestivals Belief on Screen

24. Mai 2023

"Es glaubt in mir!"

Warum glaube ich eigentlich? Ich kann das gar nicht sagen, obwohl ich es eigentlich wissen sollte. Schließlich habe ich Theologie studiert und arbeite sogar bei der Kirche. Ich glaube? Richtiger wäre zu sagen: Es glaubt in mir! Es gibt eine Grundstimmung in mir, die einfach da ist.

Hans-Joachim Ditz
Ökumenereferent im Erzbistum Berlin



17. Mai 2023

"Hoffnung ist die Grundemotion des Lebens"

"Hoffnung ist die Grundemotion des Lebens und der natürliche Fein der Angst, sagt die Schweizer Psychoanalytikerin Verena Kast. Auch wenn sie gerade in Krisen oft verdeckt und nicht so kräftig ist, bleibt sie vorhanden. Solange wir lebendig sind, hoffen wir."

Pater Benno Rehländer

05. April 2023

Simon von Kyrene

Gedenktag: 1. Dezember

Im Zug auf dem Weg nach Berlin: Eine junge Frau sucht hektisch etwas in ihrer Tasche, steht auf, schwankt und bricht zusammen. Der Soldat zwei Reihen weiter springt hinzu, kann sie aber nicht mehr auffangen. Hart schlägt sie auf, bekommt keine Luft mehr. Der Soldat kümmert sich um die am Boden Liegende und organisiert Hilfe. Den Mitreisenden gibt er Anweisungen, ihn zu unterstützen, den Notruf zu drücken und das Zugpersonal zu informieren: Von jetzt auf gleich mittendrin im Überlebenskampf der jungen Frau, nicht zuschauend, sondern mitleidend und unterstützend. Wegducken geht nicht.

Ähnlich erging es Simon von Kyrene, der nach der Arbeit auf dem Weg nach Hause war. Er scheint zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein: Sein Weg kreuzt den Weg, den Jesus geht – zur Hinrichtung. Die Soldaten ergreifen den Nächstbesten, zwingen ihm den Querbalken auf die Schulter: „Als sie Jesus hinausführten, ergriffen sie Simon, einen Mann aus Kyrene, der gerade vom Feld kam. Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage.“ (Lk 23, 26) Simon hat keine Wahl. Unfreiwillig wird er zum Helfer und Begleiter Jesu auf dem Weg zur Kreuzigung. Der Evangelist Markus nennt zusätzlich die Namen seiner Söhne: Alexander und Rufus, vermutlich bekannt in der frühen christlichen Gemeinde. Mehr wissen wir nicht von diesem Mann aus Kyrene, einer antiken Stadt im heutigen Libyen.

Mich beeindruckt diese Szene: Ohne Worte handelt Simon, schleppt diesen Balken, sieht diesen leidenden Jesu: Gottesbegegnung. Doch zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Für mich wird Simon so zum Heiligen, zum Vorbild für Solidarität und Einsatz für Leidende und Opfer von Gewalt.

Christopher Maaß

29. März 2023

Die Magd des Hohenpriesters

Gedenktag: Zwischen Angst und Liebe

Sie war eher eine Randfigur in der Bibel, und heiliggesprochen ist sie auch nicht. Zumindest aber hat sie einen gestandenen und selbstbewussten Mann zum Einknicken und später zum Weinen gebracht – eine einfache Magd. Ich mag solche Personen. Sie tauchen in der Bibel auf, sagen einen Satz oder tun etwas und verschwinden wieder – aber im Leben der Menschen ändert sich viel.

Petrus war Jesus bis in den Hof des Hohenpriesters gefolgt. Die vorausgegangene Nacht war furchtbar. Soldaten hatten Jesus festgenommen, und Petrus weiß genau, was Jesus bevorsteht: Er soll sterben. Da kommt eine Magd und spricht ihn an: „Du gehörst doch auch zu diesem da.“ Sie begründet ihre Aussage mit zwei Sätzen: „Du sprichst doch die gleiche Sprache.“ Und: „Ich habe dich bei ihm gesehen.“ Eigentlich zwei schlichte Feststellungen, mehr nicht – aber die ziehen Petrus buchstäblich den Boden unter den Füßen weg.

Petrus bekommt Angst um sein Leben. Er windet sich, beteuert, flucht sogar: „Ich kenne diesen Menschen nicht.“ Und er rennt weg. Aber er muss auch etwas lernen. Vor der Magd kann er weglaufen, vielleicht auch noch vor seinem Todesurteil. Aber da gibt es noch etwas, vor dem er nicht weglaufen kann – und auch nicht will, nämlich vor sich selbst und vor seiner Liebe, die er zu Jesus empfindet. Bitterlich fängt er an zu weinen.

Glücklicherweise droht mir nicht gleich der Tod, wenn ich mich zu Jesus bekenne. Aber auch heute ist es nicht immer einfach, zu meinem Glauben an ihn zu stehen.  Was ist stärker? Meine Angst, von anderen belächelt oder verspottet zu werden, oder meine Liebe?

„Ich habe dich bei Jesus gesehen und du sprichst die gleiche Sprache wie er.“ Mit ihrer einfachen Feststellung hat die Magd Petrus zum Einknicken und zum Weinen gebracht, aber vielleicht auch zum Lieben. Jemanden zu lieben macht mich angreifbar und verletzlich. Wie Petrus muss ich mich entscheiden, und diese Entscheidung kann schwach und schmerzlich ausfallen. Und doch hat die Magd dazu beigetragen, dass die Liebe des Petrus dadurch gereift ist. So eine Magd täte mir sicher auch gut – nicht nur in der Passionszeit.

Prälat Stefan Dybowski

22. März 2023

Hl. Josef

Gedenktag: 19. März

Wenn ich in der Weihnachtszeit Bilder von der Geburt Jesu sehe, finde ich den Hl. Josef oft eigenartig dargestellt: mit zarten Händen und einem Gesicht, das schon erste Spuren des Alters erkennen lässt. So kann ich mir Josef beileibe nicht vorstellen. Die Bibel sagt, dass er Zimmermann war. So wird er wohl ein muskulöser Mann gewesen sein mit starken Armen. Und als Verlobter von Maria stelle ich ihn mir eher als jungen und verliebten Mann vor.

Eine herrliche Beschreibung fand ich bei Eric Emmanuel Schmitt. In seinem Buch „Das Evangelium nach Pilatus“ erzählt er, wie sich Jesus als Junge beim Spielen in einem Steinbruch versteckt hat. Beim Herunterklettern bekam er Angst. Er konnte sich nicht mehr halten, ließ sich fallen und landete in den starken Armen seines Vaters. Seine Spielgefährten hatten ihn rechtzeitig geholt.

Schmitt beendet seine Erzählung: Josef sagte gar nichts. Er drückte seinen Sohn nur ganz fest an sich.

In der Hl. Schrift wird uns kein Wort vom Hl. Josef überliefert. Viele beschreiben ihn daher als einen schweigsamen Mann. Auch das kann ich mir nur schwer vorstellen. Wenn er Jesus das Zimmerhandwerk beigebracht hat, wird er ihm dazu sicher gesagt haben, wie man das macht. Und ich glaube, dass er auch seiner Braut Maria oft etwas Liebes gesagt hat. Entscheidend ist, wann man etwas sagt und wie. Manchmal sind Worte hilfreich und tun gut. Aber in manchen Situationen ist es besser, nichts zu sagen und den anderen einfach nur in seine starken Arme zu nehmen.

Und wenn ich mal falle, wünschte ich mir Freunde, die rechtzeitig so jemanden herbeiholen, der mich mit seinen starken Armen auffangen kann  – wie Josef.

Prälat Stefan Dybowski