Unterbrechung

Impuls zur Wochenmitte

Hoffnung ist eine der großen Botschaften des Christentums. Warum sie glauben und auf ein Mehr hoffen, erzählen hier Christinnen und Christen. Persönliche Glaubenszeugnises und mutmachende Gedanken in der Wochenmitte, um die Seele aufzutanken.

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17. August 2022

Hl. Helena

Gedenktag: 18. August

Der Vorname Helena kommt in vielen „Darreichungsformen“ – kaum eine Sprache, in der es diesen Namen nicht gibt: Helene, Yelena, Ellen, Ilenia, Aljona, Elaine und viele mehr.
Helena geht auf das altgriechische Wort für Sonne (helios) zurück und trägt daher die Bedeutung „die Strahlende“. In der griechischen Mythologie war Helena die Tochter des Zeus und galt als schönste Frau ihrer Zeit.

Wichtiger ist mir aber meine Namenspatronin, die römische Kaiserin Helena. Flavia Iulia Helena wurde vermutlich 248/250 am Bosporus geboren. Sie stammte aus sehr einfachen Verhältnissen und führte eine Beziehung mit dem römischen Offizier Constantius Chlorus. Nach dessen Tod wird ihr Sohn Konstantin im Jahr 306 zum Augustus ausgerufen, der Helena nach Trier holt. Während Konstantin bis kurz vor seinem Tod Heide blieb, ließ Helena sich taufen.

Nach dem Zeugnis des Ambrosius von Mailand reiste Helena im Alter von vermutlich 76 Jahren nach Palästina. In Jerusalem wies sie den dortigen Bischof Makarios darauf hin, dass der Überlieferung nach unter einem im 2. Jahrhundert errichteten Venustempel das Grab Christi liegen müsse. Nach der Legende veranlasste Helena Grabungen, bei denen unter anderem Reste des Kreuzes Christi sowie der Ort des Heiligen Grabes gefunden wurden. Ambrosius schreibt dazu: "Sie findet, dass das mittlere Kreuz die Aufschrift an der Stirne trug: "Jesus von Nazareth, König der Juden".

An meiner Namenspatronin beeindruckt mich, mit welcher Zähigkeit sie ihrer Taufentscheidung immer wieder nachgegangen ist. Sie hat die Wahrheit ihres Glaubens in Jerusalem buchstäblich ausgebuddelt – das macht mir Mut, die eine notwendige Wahrheit unseres Glaubens, dass nämlich in Kreuz und Auferstehung Christi alles Heilsnotwendige zusammengefasst ist, immer wieder aus den vielen historisch angehäuften Nebensächlichkeiten für mich auszugraben und fruchtbar zu machen.

Elaine Rudolphi
Seelsorgerin im Pastoralen Raum Charlottenburg-Wilmersdorf / Seelsorge in digitalen Lebenswelten


10. August 2022

Hl. Susanna

Gedenktag: 11. August

Eigentlich heiße ich Cornelia mit meinem ersten Vornamen. Mein zweiter Vorname – Susanna – kommt immer etwas zu kurz. In Rom entdeckte ich ein Straßenschild mit dem Namen Santa Susanna, worüber ich mich sehr freute. Eine der ältesten Titelkirchen in Rom ist ihr geweiht. Einer Legende nach erlitt sie bei der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Diokletian das Martyrium.

Susanna wird im Lukasevangelium (Lk 8,3) zusammen mit Maria Magdalena und Johanna als eine der drei namentlich genannten Frauen erwähnt, die Jesus von bösen Geistern und Krankheiten geheilt hatte und die ihm dann nachfolgten und ihn materiell unterstützten. Als materielle Unterstützung ist nicht nur die finanzielle, sondern eine Unterstützung nach ihrem Vermögen gemeint im Sinne von Können/Begabung. Sie machten Werbung für die gute Sache. Sie lebten Solidarität, gaben Hoffnung und verbreiteten den Glauben. In der orthodoxen Kirche wird sie als die Myronträgerin verehrt, die Jesus mit diesem sakramentalen Duftöl einbalsamierte. Im Hebräischen bedeutet Susanna „Lotus“ und steht als Symbol für Regeneration und neues Leben.

In den Apokryphen ist sie die Standhafte, gute Susanna, die im Vertrauen auf Gottes Hilfe ihr Recht gegen ihre Verleumder erlangt.
G.F. Händel schrieb das Oratorium „Susanna“ und in der Oper „Die Hochzeit des Figaro“ von W.A. Mozart nimmt sie eine zentrale Rolle ein.
Dankbar bin ich, diesen Namen als zweiten Vornamen erhalten zu haben. Er gibt mir Kraft und die Gewissheit, dass mein Tun immer von Gott begleitet ist und war.

Cornelia Susanna Blum

03. August 2022

Hl. Alfons Maria von Liguori

Gedenktag: 1. August

Alfons Maria war schon als Kind religiös und sehr begabt. Im Alter von nur 16 Jahren erhielt er seinen Doktortitel in Jura. Er hatte die Sympathien der Menschen, denn sein Gerechtigkeitssinn war groß. Als junger Jurist verlor er einen seiner ersten Prozesse, da der Gegner betrogen hatte. So geriet Alfons in einen Gewissenskonflikt. Er konnte das System der Korruption nicht verändern und er studierte gegen den Willen seines Vaters Theologie. Mit 30 Jahren wurde er zum Priester geweiht und war als Seelsorger hochgeschätzt. Bei einem Urlaub auf dem Land wurde Alfons bewusst, dass keiner den einfachen Menschen von der Güte Gottes berichtete und ihnen die Geschichten von Jesus, die ihn selbst so begeisterten, erzählte. Und so gründete er die Gemeinschaft der Redemptoristen. Als Bischof von Sant’Agata die Goti bei Neapel kümmerte er sich um die Bevölkerung und wurde „Vater der Armen“ genannt. Mit 91 Jahren starb Alfons Maria nach langer Krankheit.

Was macht den Heiligen Alfons persönlich für meine Arbeit  und unsere Schule St. Alfons in Berlin-Marienfelde aus?
Er war begeistert und konnte begeistern. Er war neugierig, wollte lernen und hat viel erreicht. Es ging ihm um Gerechtigkeit und Miteinander. Füreinander im Lernen und Glauben verbunden sein – das macht unsere Schule St. Alfons in der Pfarrei St. Maria aus.

Katinka Stemmler, Schulleiterin der Katholischen Schule St. Alfons


27. Juli 2022

Hl. Anna und Hl. Joachim

Gedenktag: 26. Juli

Die Eltern der Gottesmutter Maria

So sehr viel wissen wir von den Beiden nicht, schon gar nicht aus der Heiligen Schrift.
Nach 20 kinderlosen Ehejahren verkündete ein Engel ihnen, dass die Geburt eines Kindes bevorstehe. Anna gebar eine Tochter namens Maria. Sie brachten Maria im Alter von etwa 3 Jahren zur Erziehung in den Tempel. Aus verschiedenen Darstellungen geht hervor, dass Anna noch die Geburt ihres Enkels Jesus erlebte. Joachim verstarb schon kurz, nachdem sie Maria in den Tempel brachten.

Meine Uroma hieß auch Anna, und ich konnte sie noch kurz als Kleinkind kennen lernen. Sowohl meinen Urgroßeltern, meinen Großeltern und auch meinen Eltern war und ist der tiefe Glaube im Leben wichtig und immer ein Begleiter durch alle Lebenslagen gewesen. Auch für mich ist der Glaube ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben und ständiger Begleiter, der mein Leben prägt und mir viel Kraft gibt.

Anna und Joachim glaubten immer daran, dass sie auch im hohen Alter noch Eltern werden würden und haben nie daran gezweifelt. Das möchte ich von den beiden lernen: auch in der heutigen Zeit und vor allem in schwierigen Situationen nicht an Gott zweifeln, sondern auf ihn vertrauen und ihn als Wegbegleiter in unserem Leben sehen, so wie es auch Anna und Joachim taten.

Anne Richter
Ministrantin in St. Hedwig (zur Zeit in St. Josef)


20. Juli 2022

Hl. Birgitta

Gedenktag: 23. Juli

Meine Eltern fanden den Namen Birgitta vom Klang her freundlich und durch die Hl. Birgitta von Schweden im Zusammenhang mit einem schönen Land und einer starken Frau stehend. Ich mag meinen Namen, auch wenn ich häufig Brigitta oder Birgit genannt werde und meinen Namen immer wieder buchstabieren muss, da er eher unbekannt ist.

Birgitta (um 1303-1373) entstammte dem schwedischen Hochadel. Mit 13 Jahren wurde sie mit einem einflussreichen Adligen namens Ulf verheiratet. Birgitta wurde Mutter von acht Kindern und setzte sich für sozial geächtete Frauen ein. Mit ihrem Mann unternahm sie mehrere Pilgerreisen, bis Ulf 1344 verstarb. Als Ratgeberin am schwedischen Königshof kritisierte sie offen die Sittenlosigkeit von Adel und Klerus, bis sie 1349 nach Rom zog und sich dort der Armenfürsorge widmete. Auf politischer Ebene setzte sich Birgitta für ein Ende des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich ein und wollte eine Ordensgemeinschaft gründen. Die offizielle Bestätigung ihres Ordens 1378 erlebte sie leider nicht mehr: Birgitta starb am 23. Juli 1373 in Rom. Papst Bonifatius IX. sprach sie 1391 heilig.

Birgitta ist Patronin von Schweden, Patronin eines friedlichen Todes und Patronin der Pilger. Der heutige Birgitta-Pilgerweg verläuft von Sassnitz auf Rügen über die Hansestadt Stralsund, Güstrow, die Landeshauptstadt Schwerin weiter nach Zarrenthin bis nach Niedersachsen, vorbei an Meisterwerken der Backsteingotik, durch das Sternberger Seenland und zu ehemaligen Klöstern – so vermutet man die Pilgerroute der Heiligen Birgitta im Jahr 1341. 1999 erklärte Papst Johannes Paul II. sie auch zur Patronin Europas.

Birgitta muss eine starke Persönlichkeit gewesen sein, die sich, verankert in ihrem Glauben, für das Aufbrechen von Machtstrukturen und für die Rechte und Nöte ihrer Mitmenschen einsetzte. So verstehe ich sie als Vorbild für meinen eigenen Lebensweg und für mein Wirken als Pädagogin an einer katholischen Schule.

Auf meiner persönlichen "To-Do-Liste" steht seit längerer Zeit der Jakobsweg - nun frage ich mich: Warum in die Ferne schweifen ...

Birgitta Wiese
Schulleiterin der Kath. Schule St. Ursula

13. Juli 2022

Hl. Knud

Gedenktag: 10. Juli

König von Dänemark (1080-1086)

Kennen Sie Knud? – Sie denken sicher sofort an Knut, den kleinen Eisbären, der im Jahr 2006 im Berliner Zoo geboren wurde, und dem die Herzen der Menschen nur so zugeflogen sind. Ich war auch ganz angetan von dem kleinen Eisbären. O wie süß.

Ich denke aber auch an einen anderen Knud, an Knud IV., König von Dänemark (1080-1086). Ihm sind die Herzen überhaupt nicht zugeflogen, obwohl er ein intelligenter, aufgeschlossener und liebenswürdiger Mann war. Er hatte es nicht leicht, sich gegen den Standesegoismus des dänischen Adels durchzusetzen. Auch sein Einsatz für die Kirche fand keine große Gegenliebe. Zum endgültigen Verhängnis wurde ihm der Versuch, gegen England vorzugehen und keinen Geringeren als Wilhelm den Eroberer von seinem Thron zu vertreiben. Als Knud merkte, dass sein Plan zum Scheitern verurteilt war, ließ er von seinem Englandfeldzug ab, was ihm als Schwäche ausgelegt wurde und die Stimmung gegen ihn in Dänemark noch feindseliger machte. Im Sommer 1086 brach ein Aufruhr gegen ihn los. Knud suchte in der Kirche von Odense Zuflucht, wo er am 10 Juli 1086 von seinen eigenen Landsleuten ermordet wurde.  

Viele pilgern heute zu seinem Grab, über dem inzwischen der St. Knuds-Dom errichtet ist. Manchmal brauchen Menschen eben länger, um zu erkennen, dass ein Abbrechen eines Krieges nicht unbedingt Schwäche bedeuten muss, sondern eher ein Zeichen von innerer Größe sein kann.

Der kleine Eisbär im Berliner Zoo hat die Herzen der Menschen schneller erobert als Knud. Aber ob man in 1000 Jahren noch an ihn denkt?

Prälat Stefan Dybowski

06. Juli 2022

Hl. Thomas

Gedenktag: 3. Juli

Wenn auf den Apostel Thomas die Rede kommt, wird gern vom „Ungläubigen“ oder vom „Zweifler“ gesprochen. Dabei ist das nur die halbe Wahrheit. Thomas ist vor allem ein Suchender und zugleich ein großer Bekenner. - Die Szene aus dem Johannesevangelium ist allgemein bekannt: Thomas ist nicht dabei, als der auferstandene Jesus den Jüngern erscheint. Als die anderen ihm später davon berichten, ist er zunächst skeptisch. Acht Tage später kommt Jesus wieder und bietet Thomas an, seine Wunden zu berühren. Das überzeugt ihn. Thomas antwortet klar und bestimmt mit dem Ausdruck tiefen Glaubens: „Mein Herr und mein Gott!“

Für mich hat der Apostel Thomas vorbildhafte Bedeutung. Denn er ist ein Mensch, der nicht unhinterfragt hinnimmt, was andere ihm erzählen. Er will sich nicht einfach der Mehrheitsmeinung anschließen, sondern er will selbst den Dingen auf den Grund gehen. Er sucht ernsthaft und ohne vorgefasste Meinung nach der Wahrheit. Und es ist ihm wichtig, seine eigenen Erfahrungen machen zu können. Aber er ist auch offen für das Unerwartbare. So wird ihm schließlich die Christusbegegnung geschenkt und mit ihr die Überzeugung, dass Gott in dieser Welt anwesend ist und unmöglich Scheinendes möglich machen kann.

In der Bibel wird Thomas, der von Beruf vermutlich Fischer war, noch an anderen Stellen genannt. Er ist derjenige, der durch seine Frage nach dem Weg die Aussage Jesu provoziert: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ Nach der Überlieferung soll Thomas in Indien missioniert haben und dort den Märtyrertod gestorben sein. Bis heute führen mehrere indische Kirchen ihre Entstehung auf den Apostel zurück. Eine schöne Legende besagt, dass Thomas auf dem Weg nach Indien die Heiligen Drei Könige getroffen, getauft und zu Bischöfen geweiht haben soll. Der Großteil seiner Gebeine wurde im 3. Jahrhundert an einem 3. Juli (daher der Gedenktag) nach Edessa (heute Şanlıurfa in der Türkei) überführt. Später kamen sie nach Ortona in Italien. Bis zur Liturgiereform in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde das Fest des Apostels am 21. Dezember gefeiert.

Frank-Thomas Nitz

29. Juni 2022

Hl. Petrus und Hl. Paulus

Gedenktag: 29. Juni

Der heutige Festtag rückt gewissermaßen zwei heilige Führungskräfte in den Mittelpunkt:
Petrus, der Fürst und Paulus, der Lehrer aller Völker.

Mit meinem Namenspatron, dem Heiligen Petrus, verbinde ich zwei Eigenschaften: Überbordende Begeisterung für Jesus, seinen Meister, und eine nicht immer messerscharfe Auffassungsgabe. Besonders deutlich sehe ich das in seiner Reaktion bei der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor: seine spontane Ergriffenheit und der Vorschlag gleich drei Hütten zu bauen, um die heilige Begegnung irgendwie zu verstetigen und ihr einen irdischen Ort zu geben. Zugegeben: er wirkt etwas übermotiviert und sein Vorhaben allzu pragmatisch. Irgendwie zeichnet sich für mich aber darin doch das vor, was der Zweck der Kirche ist, zu deren Fundament er (vielleicht gerade deshalb) von Jesus bestimmt wurde: dem Unfassbaren einen irdischen, sinnenfälligen Ort zu geben und es damit für alle Menschen abzubilden und erreichbar zu machen.

Petrus ist eine schillernde Führungskraft: er erkennt in Jesus den Messias vor allen anderen, bekennt sich zu ihm wie kein anderer, zweifelt aber auch und verrät ihn. Später an Pfingsten ist er der erste, der seine Stimme erhebt, und – noch später – ruht er nicht, den Menschen vom Leben und der Bedeutung Jesu zu erzählen. Das verbindet ihn mit dem Hl. Paulus.
Von meinem Namenspatron lerne ich: mit Leidenschaft zur Sache zu gehen ist kein Makel. Dabei kann man ruhig mal danebenliegen und sich beherzt streiten, wenn es um die Wahrheitsfindung und die Kursbestimmung geht. Wie beim ersten Schritt auf das Wasser ist dabei die Blickrichtung entscheidend: Schaue ich auf Jesus, werde ich getragen, schaue ich auf mich, riskiere ich unterzugehen.

Peter Kloss-Nelson
Einsatz und Begleitung
Erzbischöfliches Ordinariat

22. Juni 2022

Gedenktag der Lübecker Märtyrer

Gedenktag: 25. Juni

Als ich nach meiner Vertreibung und Flucht aus Schlesien 1946 nach Lübeck kam, war im selben Jahr bereits ein Gedenkgottesdienst für die Lübecker Märtyrer. So sind mir die 4 Geistlichen von frühester Kindheit an vertraut. Irgendwie haben sie mich mein ganzes bisheriges Leben begleitet.

Anfang der 40er Jahre wirkten die 3 Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller an der Herz-Jesu-Kirche in Lübeck. Die nationalsozialistische Ideologie erschwerte ihre Arbeit mit den Jugendlichen und Erwachsenen. Dennoch blieben sie ihrem Auftrag treu. So blieb es nicht aus, dass die Machthaber der damaligen Zeit auf sie aufmerksam wurden. Durch den gemeinsamen Dienst auf dem Friedhof lernten sie den evangelischen Pastor Karl Friedrich Stellbrink kennen. Diese neue Freundschaft führte zur gemeinsamen ökumenischen Arbeit im Widerstand, u.a. auch zur Weitergabe der Galen-Predigten.

Pastor Stellbrink sah in dem ersten Luftangriff auf eine deutsche Großstadt in Lübeck Palmsonntag 1942 ein Zeichen Gottes. „Gott hat in dieser Nacht zu uns gesprochen.“ Dies sagte er auch seinen Konfirmanden. Wenige Tage danach wurden alle 4 Geistlichen verhaftet. Der Volksgerichtshof tagte in Lübeck und hat sie am 25.6.1943 wegen „Rundfunkverbrechen, Zersetzung der Wehrkraft und landesverräterischer Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt. Das Urteil stand schon vorher fest, denn Hitler selbst sagte: Ich will die Pfaffen hängen sehen.

An ihrem gemeinsamen Todestag schrieben die 3 Kapläne noch an ihren Osnabrücker Bischof Dr. Berning: „Heute darf ich sterben“. Alle 4 starben am 10. November 1943 in Hamburg durch das Fallbeil, offiziell: durch Durchtrennung des Halswirbels. Ihr Blut floss dabei ineinander. Sichtbares Zeichen der Ökumene.

Bei der Einweihung der Krypta zu ihren Ehren 1955 konnte ich schon dabei sein. Immer, wenn ich in Lübeck bin, werde ich diese Krypta mit der Darstellung der 1. Kreuzwegstation besuchen, wo auch die Urne eines Kaplans sich befindet. Auch bei ihrer Seligsprechung am 25. Juni 2011, die auf dem Platz vor ihrer Kirche stattfand, konnte ich mit meiner Frau Christine dabei sein. Allen 4 Geistlichen wurde ein ehrendes Gedenken bereitet. Ein Mitangeklagter sagte auf seinem Sterbebett: „Sagt niemals 3 – sagt immer 4“. Zeichen dafür sind die 4 großen zusammengebundenen Kerzen in der Krypta.

Zivilcourage - trotz der lebensbedrohlichen Situation – das zeigten diese 4 Männer. Sie wurden und sind ein Beispiel – für alle, auch für die heutigen Zeiten.
Viele Straßen, Plätze, Schulen, Kitas und auch Gemeinden sind nach ihnen benannt. Auch die Deutsche Post gab eine 70 Cent Sonderbriefmarke heraus – ihnen zu Ehren.
Diakon Winfried Schönfeld


15. Juni 2022

Hl. Benno von Meißen

Gedenktag: 16. Juni

„Benno von Meißen, so soll er heißen.“ Obwohl ich nicht der Benno von Meißen bin, hörte ich diesen Satz in meiner Kindheit häufig, wenn mein Name genannt oder danach gefragt wurde. Immer sorgte dieser Satz so für ein Lachen. Der Hl. Benno von Meißen ist mein Namenspatron. Er wurde im Jahr 1010 in der Nähe von Hildesheim geboren. Im Alter von 30 Jahren empfing er die Priesterweihe. Da er sehr begabt war, wurde er schon bald nach Goslar berufen. Dort war das Machtzentrum von König Heinrich IV. Von ihm wurde Benno im Jahr 1064 als Bischof von Meißen eingesetzt. Dort hat er segensreich gewirkt und war sehr beliebt. Bischof Benno gilt bis heute als Apostel der Sorben.

Als König Heinrich gegen die sächsischen Fürsten in den Krieg zog, erwartete der König von Bischof Benno ein Treueversprechen. Da Benno aber ein friedliebender Bischof war, hat er dem König dieses Versprechen nicht gegeben. Es kam zum Streit. Bischof Benno wurde in den Kerker geworfen. In den Kriegswirren konnte er aber fliehen und war ein Jahr später wieder Bischof von Meißen. Später kam es aus einem ähnlichen Grund erneut zum Streit zwischen dem König und Bischof Benno, der nun zum zweiten Mal vertrieben wurde.

Eine Legende berichtet darüber: Als Benno aus Meißen vertrieben wurde, wollte er seinem Nachfolger die Bischofskirche nicht einfach so überlassen. Daher schloss er die Kirche zu und warf den Schlüssel in die Elbe. Nachdem der Streit mit dem König Jahre später beigelegt war, kam Benno als einfacher Pilger unerkannt zurück nach Meißen. Am Stadtrand ging er in ein Gasthaus und man servierte ihm dort einen großen Fisch. In dem Fisch fand Benno den Schlüssel wieder, den er in die Elbe geworfen hatte. Damit war er wieder der rechtmäßige Bischof.

Auch wenn das eine Legende ist, so kann sie zum Nachdenken anregen: Der Fisch ist ein Zeichen für den christlichen Glauben und mit einem Schlüssel kann man Türen öffnen. Das führt zu mich zu der Frage: Welche Tür kann mir der Glaube öffnen, welche Weite kann ich dadurch erfahren, und welche Tür kann ich anderen zum christlichen Glauben öffnen, wie es Benno von Meißen getan hat?
Bischof Benno starb am 16.06.1106. Bis zu seinem Tod ist er der friedvollen Botschaft des Evangeliums treu geblieben. Damit hat er sich dem König widersetzt, obwohl er ihn als Bischof eingesetzt hatte. Bischof Benno ist dem Machthaber und Kriegstreiber nicht gefolgt, sondern allein Christus. Ob der derzeitige Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill I., den Hl. Bischof Benno kennt? Wahrscheinlich nicht. Kyrill könnte aber von Bischof Benno vieles lernen.
Diakon Benno Bolze
Pfarrei Johannes XXIII.