Was ist eine Pfarrei, die aus einem Pastoralen Raum entsteht? Was ist eine Gemeinde und was ein Ort kirchlichen Lebens innerhalb einer solchen Pfarrei? Ein neues Dokument gibt darüber Auskunft.
Bereits die 2013 veröffentlichten Pastoralen Leitlinien zum Prozess „Wo Glauben Raum gewinnt“ verwendeten die drei Begriffe Pfarrei, Gemeinde und Orte kirchlichen Lebens, um die konkrete Sozialgestalt der Kirche im Erzbistum Berlin zu umschreiben. Nun hat das Erzbistum das Dokument mit dem Titel „Pfarrei, Gemeinde und Ort kirchlichen Lebens im Kontext der einen Kirche“ verabschiedet, das diese Begriffe noch einmal konkreter fasst.
Die Pfarrei
„Die Pfarrei zeigt sich als Einheit in Vielfalt“, heißt es in dem Dokument. Das macht sie, indem sie die „gemeinsame Sendung“ lebt und die „Verbundenheit“ ihrer Gemeinden und Orte kirchlichen Lebens bewirkt. So ist es zum einen ihre Aufgabe, die pastoralen Ziele für ihren Pastoralen Raum „zu entwickeln, festzulegen und zu verfolgen“.
Das heißt, dass die Pfarrei ein Pastoralkonzept entwirft, das alle vier Jahre fortgeschrieben werden soll und gemäß dessen die Pfarrei für die finanzielle Ausstattung der Gemeinden sorgt. Die Pfarrei trägt damit die Gesamtverantwortung dafür, dass die drei Wesenszüge von Kirche – Werke der Nächstenliebe zu leben (Diakonia), Gottesdienst zu feiern (Liturgia) und das Wort Gottes zu verkündigen (Martyria) – in Gemeinschaft gelebt werden.
Zum anderen ist es Aufgabe der Pfarrei, sich um die Gemeinschaft zwischen Gemeinden und Orten kirchlichen Lebens zu sorgen, unter anderem indem sie auf Pfarreiebene zu gemeinsamen Gottesdiensten einlädt. Der Pfarrer dient der Einheit der Pfarrei und wirkt als Brückenbauer, um diese Einheit zu pflegen. Er leitet die Pfarrei in „Kooperation und gemeinsamer Verantwortung“ mit Pfarreirat und Kirchenvorstand. Das hauptamtliche Pastoralteam wie auch die Verwaltung ist auf Ebene der Pfarrei angesiedelt.
Die Gemeinde
Eine Gemeinde, so das Dokument, entfaltet ihre Wirksamkeit „in ihrer konkreten, örtlichen Umgebung“, hier sorgen „die Getauften gemeinsam für das Leben aus dem Glauben“, hier lebt Kirche die örtliche Nähe zu den Menschen. Eine Gemeinde „nimmt sich in ihrem liturgischen, verkündigenden oder caritativen Tun der Bedürfnisse, Anfragen und Nöte der Menschen an und bringt sich in das gesellschaftliche Leben aus dem Geist Jesu Christi ein“. Eine Gemeinde kann eine ehemalige Pfarrei sein, die in einem Pastoralen Raum aufgeht, oder die bereits vor einigen Jahren im Rahmen einer Fusion mit einer zweiten Pfarrei verschmolzen ist. Es können aber auch neue Gemeinden entstehen, unabhängig von einem eigenen Kirchturm.
Das Dokument nennt daher Kriterien, die zu erfüllen sind, um als Gemeinde durch Pfarrer und Pfarreirat anerkannt zu werden. So müssen sich in einer Gemeinde Menschen aus dem Glauben heraus „öffentlich und erkennbar an einem Ort“ versammeln, regelmäßig Gottesdienst feiern und in Verbindung mit der sonntäglichen Eucharistiefeier in der Pfarrei stehen. Eine Gemeinde muss offen für alle Altersgruppen sein und sich am Leben der Pfarrei beteiligen. Sie muss die drei Grundvollzüge von Kirche – Diakonia, Liturgia, Martyria – abbilden, „wenn auch in unterschiedlicher Intensität“. Eine Gemeinde handelt eigenständig in dem für sie im Pastoralkonzept abgesteckten Rahmen und bekommt hierfür vom Kirchenvorstand ein Gemeindebudget zugeordnet. Es steht ihr offen, einen Gemeinderat als pastorales Gremium zu bilden.
Orte kirchlichen Lebens
Orte kirchlichen Lebens gründen auf sich durch eine „identitätsstiftende Spiritualität“ und eine spezifische „gemeinsame Sendung“, sie agieren eigenständig und sind zugleich kirchlich, definiert das Dokument.
In Orten kirchlichen Lebens – etwa Einrichtungen und Dienste der Caritas, wie die Suchtberatung oder die Elternhilfe, Krankenhäuser und Altenheime, katholische Schulen und Kitas, Ordenskonvente und Hauskirchen – zeigt sich Kirche ganz konkret. Hier bekommen Menschen eine Idee davon, was der Auftrag, die Sendung der Kirche ist. „Orte kirchlichen Lebens sind innerhalb einer Pfarrei beziehungsweise Gemeinde Orte der Verkündigung und die dort Mitwirkenden durch ihr berufliches und/oder freiwilliges Engagement Verkünderinnen und Verkünder des Evangeliums“, heißt es in dem Schriftstück.
Da sie sehr gut in den Sozialraum eingebunden sind, geben sie Menschen die Möglichkeit, mit Kirche in Berührung zu kommen, die in einer Not eine Anlaufstelle oder einen Ort der Nähe suchen, Menschen, die sonst kaum oder keinen Kontakt zu Gemeinden und Pfarrei haben. Sie bieten Kontaktmöglichkeiten für Menschen, die sich nicht dauerhaft binden wollen und daher nur punktuell religiös geprägte Orte aufsuchen.
Daher sollten Pfarrei und Gemeinden zu den Orten kirchlichen Lebens Beziehungen unterhalten und umgekehrt Orte kirchlichen Lebens Pfarrei und Gemeinden mitgestalten und mittragen. Wie diese Beziehungen gepflegt werden können, dazu empfiehlt das Dokument unter anderem einen jährlichen Pfarrkonvent. Daneben sollten Orte kirchlichen Lebens Vertreter in den Pfarreirat entsenden.