Pfarrer August Froehlich

St. Eduard, Berlin–Neukölln / St. Bonifatius, Berlin / St. Marien, Berlin–Spandau / St. Thomas, Berlin– Charlottenburg / St. Joseph, Berlin–Rudow / St. Paulus, Dramburg (Pommern) / St. Georg, Rathenow (Brandenburg)


Graue Wände dicht um ihn herum, fahles Licht, eingeschlossen - Potsdamer Gefängnis. Es war gekommen, wie es kommen musste. Freunde hatten ihn gewarnt, aber nicht zurückhalten können. Der Pfarrer von Rathenow hatte die ihm zu Ohren gekommenen Misshandlungen polnischer Zwangsarbeiterinnen in den Industriebetrieben seiner Pfarrgemeinde nicht auf sich beruhen lassen, sondern schriftlich zur Anzeige gebracht. Er konnte nicht anders. Aber ein katholischer Priester, der im Jahre 1941 öffentlich für die Rechte und eine faire Behandlung der „Fremdarbeiterinnen“, zumal der polnischen, eintrat – das konnte nicht gut gehen. Das würde sich die Gestapo nicht gefallen lassen. Und sie tat es auch nicht. Zwei Tage vor dem Weißen Sonntag wurde Pfarrer August Froehlich verhaftet und in das Potsdamer Gefängnis eingeliefert.

Aus dem Gefängnis schrieb der Geistliche an seinen Bischof Preysing: „Ich freue mich, ein Märtyrer der Kirche und des Gebotes der Nächstenliebe zu sein, nur schmerzt es mich unendlich, daß mein Vaterland der Richter sein muß. Priester verhaften, weil sie das Gebot beachten: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘, wird nie zur Ehre gereichen!“

War der Pfarrer unklug gewesen, nicht vorsichtig genug? Oder war er eher unbeugsam? Folgte er seinem Gewissen? Wusste er sich der Gerechtigkeit verpflichtet? Man wird ihm zur Ehre gereichend sagen dürfen:  Pfarrer Froehlich war dem Evangelium gehorsam.

Im Jahre 1891 in Königshütte (Oberschlesien) geboren, wurde er im Jahre 1930 mit der Gründung des Bistums mit vielen schlesischen Mitbrüdern Diözesanpriester des neuen Bistums. Verschiedenen Kaplansstellen in Berliner Gemeinden folgten seine Ernennungen als Pfarrer in St. Paulus Dramburg und St. Georg, Rathenow, dem Ort seiner Verhaftung. Seinen Dienst als Priester in der weiten Diaspora tat er gerne. Das Auto, dass ihm half, die Entfernungen zu überwinden, nannte er liebevoll „seinen Kaplan“.

Die Landschaft der Pfarrgemeinden hat sich inzwischen tiefgreifend verändert. In den neuen größeren Zusammenhängen von Gemeindeverbünden und Sendungsräumen bleiben sie wie Mosaiksteine, die sich zu einem bunten Ganzen zusammensetzen. In der neu gegründeten Gemeinde St. Joseph in Berlin-Rudow beispielswiese war Pfarrer Froehlich im Jahre 1931 der erste Seelsorger. Noch heute erinnert eine Gedenktafel am Glockenturm der Kirche an ihn.

Dem Gefängnisaufenthalt in Potsdam erfolgte die Überstellung Pfarrer Froehlichs in das KZ Dachau. Den Torturen, Demütigungen und Strapazen war er nicht lange gewachsen. Er verstarb am 22. Juni 1942. Die Urne mit seiner Asche fand einen Weg bis zu seiner Familie. Noch heute erinnert sein Grab auf dem St. Matthias-Friedhof in Berlin an den Zeugen des Evangeliums.

Autor:
Prälat Prof. Dr. Helmut Moll
Beauftragter der Dt. Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts