Wider das Vergessen

Der 27. Januar ist der Gedenktag, der an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Heute sind es 79 Jahre her, dass die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz befreit hat. Millionen von Jüdinnen und Juden aber auch Sinti und Roma, politische Gefangene, Menschen mit Behinderung und Homosexuelle wurden von den Nazis deportiert und getötet. Das menschenverachtende NS-Regime wollte alles auslöschen, das nicht in ihr Weltbild passte. Auf diesem Hintergrund macht es mich fassungslos, dass nun wieder ein Treffen von Rechtsextremen, Politikern und Wirtschaftsvertretern stattfinden konnte, mit dem Ziel einen Masterplan zur Ausweisung von Migrantinnen und Migranten aus Deutschland zu beraten. Und das in Potsdam - wenige Kilometer von dem Ort entfernt, an dem im Januar 1942 am Großen Wannsee die Konferenz stattgefunden hat, bei der die Deportation und Vernichtung der gesamten jüdischen Bevölkerung Europas organisiert wurde. Neue Rechte entwickeln heute wieder Konzepte zur massenweisen Abschiebung von Menschen mit Migrationshintergrund. Zynisch nennen sie das „Remigration“. Sie wollen auch deutsche Staatsbürger vertreiben, die nach ihren Vorstellungen nicht deutsch genug aussehen. Das alles geschieht nur wenige Monate nach dem tödlichsten Angriff auf Juden seit dem Holocaust. Heute sprechen Jüdinnen und Juden in Berlin wieder davon, dass sie sich bei uns nicht mehr sicher fühlen. Manche sitzen bereits auf gepackten Koffern - umgeben von hasserfüllten Parolen auf unseren Straßen, die die Schuld für das brutale Massaker der Hamas bei den Juden selbst sehen. Wir müssen uns dieser Entwicklung entschlossen entgegenstellen. Unsere christliche Liebe erstreckt sich auf alle Menschen, unabhängig von Herkunft, Religion und Nationalität. Bei Gesprächen im Familien- und Bekanntenkreis – an unserer Arbeitsstelle – in unserer Gemeinde - im öffentlichen Raum sollten wir unseren Widerstand gegen unmenschliches Denken unmissverständlich deutlich machen. Wir dürfen niemals vergessen, was einst im Namen Deutschlands geschehen ist. Heute sind wir alle gefordert zu verhindern, dass Ausgrenzung und Vertreibung wieder als vermeintliche Lösung für gesellschaftliche Probleme gesehen werden.

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und einen gesegneten Sonntag