Wir gehören alle dazu!

Anfang Dezember hole ich die Schachteln mit den Krippenfiguren hervor. Als erstes stelle ich die leere Krippe auf. Sie steht in der Mitte. In den folgenden Tagen und Wochen wird sie „umstellt“: links der Esel, rechts der Ochse, dann die Schafe mit den Hirten, die ersten Engel und – kurz vor Weihnachten – Maria und Joseph. Und irgendwie stelle auch ich mich dazu: neugierig und ein wenig ungeduldig habe ich – wie alle anderen – die Krippe in der Mitte im Blick.

Was da im Advent entsteht, ereignet sich in jedem katholischen Gottesdienst: Wie die Hirten und Engel, die Schafe, Ochs und Esel, versammeln wir uns um Christus, der in unserer Mitte ist. Und: wir gehören alle dazu!

Vor 60 Jahren hat das Zweite Vatikanische Konzil – die letzte große katholische Kirchenreform – das so formuliert: Der oberste Grundsatz für die Feier des Gottesdienstes ist die volle, bewusste und tätige Teilnahme der Gläubigen; denn liturgisches Handeln ist von seinem Wesen her Feier in Gemeinschaft. Gemeinschaft – oder lateinisch: Communio – war auch der zentrale Gedanke für die Umgestaltung der Berliner Sankt Hedwigs-Kathedrale: der Altar, der für Christus steht, ist in die Mitte gerückt.

Vor dem Konzil fand der Gottesdienst fast wie auf einer Art Bühne statt und die meisten waren nur fromme Zuschauer. Heute sind alle beteiligt an der Feier des Gottesdienstes. Einigen möchte ich für ihren Dienst ganz besonders danken: den Küstern und Ministrantinnen, Organisten und Kantorinnen, Gottesdienstbeauftragten, Lektoren und den Katechetinnen, die eine eigene Liturgie z.B. für die Kinder vorbereiten. Ich weiß, dass in vielen Gemeinden die Proben für feierliche Krippenspiele bereits voll im Gang sind. Ich danke allen, die kräftig mitsingen und mitbeten.

Denn wenn wir Gottesdienst feiern, tun wir das, wofür Kirche da ist: Gottesdienst hat eine Bedeutung, die „kein anderes Tun der Kirche an Rang und Maß erreicht.“ Die Liturgie ist der „Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt.“ Sagt das Konzil.

Und so wie wir uns im Gottesdienst um den Altar versammeln, so versammeln sich Hirten und Engel, Ochs und Esel um die Krippe in ihrer Mitte und damit um Jesus Christus. Den kleinen Jesus lege ich allerdings tatsächlich erst an Heiligabend in meine Krippe.

Ich wünsche Ihnen eine friedvolle Adventszeit!