Zwei Jahre Überfall auf die Ukraine

Acht Jahre hatten wir ziemlich erfolgreich versucht, den Krieg Russlands gegen die Ukraine zu ignorieren. Westliche Reaktionen auf die komplett völkerrechtswidrige Annexion der Halbinsel Krim fielen mehr als verhalten aus. Bis dann – heute auf den Tag genau vor zwei Jahren – eine angebliche Bedrohung Russlands durch die Ukraine Präsident Putin als Vorwand diente für eine groß angelegte Invasion der Ukraine. Am Morgen des 24. Februar 2022 rückten russische Truppen gleichzeitig von Süden, Osten und Norden auf ukrainisches Gebiet vor. Nur drei Tage später sprach Bundeskanzler Scholz mit Blick auf diesen 24. Februar von einer Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents.

Seitdem vergeht kein Tag ohne Nachrichten aus dem Kriegsgebiet, weiter hin mit dem Zusatz, sie seien nicht unabhängig nachprüfbar. Was wir aber ganz sicher wissen: es vergeht kein Tag, der nicht neues Leid, neue Tote und Verletzte, neue Not im Kriegsgebiet bringt. Ich weiß nicht, ob es Ihnen auch auffällt: von den getöteten Soldaten – auf beiden Seiten – wird so gut wie nicht gesprochen.

Ich nehme eine große Ermüdung wahr, offen gestanden auch bei mir selbst. Dabei müssen wir wach bleiben, nicht nur wegen der nach wie vor bedrohlichen russischen Aggression.

Bleiben wir wach und sensibel für das Leid der Menschen: unsere Hilfe ist weiterhin und vielleicht dringender denn je nötig – im Land selbst aber auch für die Menschen, die hier bei uns Zuflucht gesucht haben. Ich danke allen, die helfen, dass die Kriegsflüchtlinge bei uns leben können.

Bleiben wir wach für die Freiheit: so sehnsüchtig auch mein Wunsch nach Frieden ist, es kann keinen Frieden ohne Freiheit geben. Ich anerkenne das Recht der Ukraine auf Verteidigung dieser Freiheit.

Bleiben wir wach für die Wahrheit: das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit, angefangen damit, dass Putin diesen Krieg nicht so nennt.

Bleiben wir wach und beten wir: kein Sonntags-Gottesdienst ohne eine Fürbitte für Frieden und Freiheit für die Ukraine. Das ist keine fromme Ausflucht, sondern eine weltumspannende Geste der Solidarität und Ermutigung. Denn wir dürfen uns an diesen Krieg nicht „gewöhnen“, wir dürfen ihn schon gar nicht ignorieren.

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und einen gesegneten Sonntag.