„Etwas hat mich immer behütet“

Erzbischof Heiner Koch segnet die 14-jährige Taufbewerberin Josefine. Foto: Thomas Marin

Fast 140 Taufbewerber und Konvertiten werden demnächst in die katholische Kirche eintreten. Bei einem Segnungsgottesdienst mit Erzbischof Heiner Koch erzählten sie, wie sie zu Glaube und Kirche gefunden haben.

Die eigene Entscheidung für Christus und die Kirche steht der kleinen Sol erst noch bevor. Mit fröhlichem Babylächeln erlebte sie die Feier auf dem Arm ihrer Mutter Mayte Cappel Rovira. Was sie vermutlich nicht ahnt: Ihre Mutter bereitet sich gerade auf die Konversion vor. Die junge Frau aus der Gemeinde St. Bonifatius in Berlin-Kreuzberg wurde als Kind evangelisch getauft, erfuhr Glauben an Christus aber nur vom katholischen Teil ihrer Familie. Ihre beiden Töchter sollen nun katholisch getauft werden. Dass auch sie selbst den Weg in die volle Gemeinschaft der Kirche einschlägt, erschien ihr da nur konsequent.

Neben Mayte Rovira und 34 weiteren bereits Getauften sind an diesem Samstagnachmittag rund einhundert Taufbewerber in die Kirche St. Ludwig in Berlin- Wilmersdorf gekommen. Sie sind der Einladung des Erzbischofs zu einer Segensfeier gekommen, um sich für ihren weiteren Glaubensweg stärken zu lassen. Begleitet haben sie dabei Verantwortliche aus den Gemeinden, die sie in der Vorbereitung auf Taufe und Firmung betreuen.

Das ganze Erzbistum ist vertreten

Ein Blick in die Reihen der angehenden Katholiken ergab ein buntes Bild. Die Taufbewerber und Konvertiten entstammen allen Altersgruppen von 14 bis 96 Jahren – und allen Teilen des Erzbistums: Pfarreien aus der Hauptstadt, aus allen Regionen Brandenburgs und von der Ostsee waren ebenso vertreten wie die muttersprachlichen Gemeinden. Die größte Gruppe unter den Taufbewerbern stellte die vietnamesische Gemeinde aus der Weddinger Gemeinde St. Aloysius. Von den 29 jungen Leuten, die sich dort auf die Taufe in der Osternacht vorbereiten, waren 21 zur Segensfeier gekommen.

Die Zugänge zum Glauben, zur Entscheidung für Christus und die Kirche, sind verschieden. Das zeigten schon die Zeugnisse, die zwei Bewerberinnen im Gottesdienst ablegten. Eine hatte seit ihrer Kindheit die Gewissheit, dass „jemand auf sie aufpasst“ und kam durch ihren Ehemann mit der katholischen Kirche in Berührung. Die andere erfuhr in ihrem Umfeld vor allem Ablehnung alles Religiösen. Im Ergebnis ihrer Suche und ihrer Entscheidung, katholisch zu werden, habe sie ihren Freunden viel zu erklären.

Aus eigenem Antrieb zum Glauben gefunden

Unter den jüngsten Katechumenen hatten Josefine Filipponi und Leonie Napierai den weitesten Weg. Die Schülerinnen der 9. und 10. Klasse waren mit ihrem Pfarrer Johannes Schaan aus Stralsund angereist. Der vierzehnjährigen Josefine ist der Glaube schon lange vertraut. Die gemischtkonfessionellen Eltern hatten entschieden, ihrer Tochter die Entscheidung für den Glauben selbst zu überlassen. Steine legten sie ihrer Tochter nicht in den Weg. Seit Jahren geht Josefine in die Kirche und ministriert – bisher ohne dabei selbst die Kommunion zu empfangen.

Leonie hingegen fand ihren Weg ohne gläubiges Umfeld. Aus eigenem Antrieb informierte sie sich und entschied, den Weg in die katholische Kirche zu gehen. Im vergangenen Sommer begann die eigentliche Taufvorbereitung der Zehntklässlerin mit einem Anruf bei Pfarrer Schaan. Sie habe schon immer das Gefühl gehabt, „dass da etwas ist, das sie behütet und trägt“.