Wenn ein Familienabend friedlich verläuft

Dompropst Tobias Przytarski im Gespräch mit einem Teilnehmer einer Demonstration gegen den Umbau von Sankt Hedwig (2018).

Auf Einladung der Kolpingsfamilie Luckenwalde sprach Tobias Przytarski, Dompropst bei Sankt Hedwig, über Umbau und Umgestaltung der Berliner Bischofskathedrale. Initiator Markus Milke ist zufrieden mit dem Abend.

Es wurde mal wieder Zeit. „Dass ein Dompropst uns besucht hat, lag fast 100 Jahre zurück“, witzelt Markus Milke, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Luckenwalde. 1927, erklärt er, war es Bernhard Lichtenberg, der eine Gesellenfahne des Ortsverbands weihte. Doch natürlich hatte die Einladung an Tobias Przytarski, den heutigen Dompropst bei Sankt Hedwig, zum „Familienabend“ seines Ortsverbandes erneut einen konkreten Hintergrund.

Markus Milke wollte ein Thema behandeln, das auch einigen Mitgliedern seiner Kolpingsfamilie und der Gemeinde St. Joseph Luckenwalde unter den Nägeln brannte: Umbau und Umgestaltung der Kathedrale Sankt Hedwig. „Auch bei uns gab es kritische Äußerungen: Muss so ein teurer Umbau sein?“ Milke spricht auch von einem „kleinen Ost-West-Konflikt“, der in der Debatte aufgebrochen sei.

Nachdem Przytarski vor 20 Zuhörern mit seinem Vortrag begonnen hatte, wurde deutlich: Der Mann kennt sich aus mit der Kathedrale. „Er konnte viel über ihre Geschichte und die vielen Umgestaltungen sagen“, berichtet Markus Milke. Auch, dass sie ihrer Zeit schon immer ein wenig voraus gewesen sei. „Zum Beispiel mit ihrem damaligen Altar, den Hans Schwippert bei seiner Umgestaltung nach dem Krieg zum Volk Gottes hin ausrichten ließ – obwohl der Gedanke da noch gar nicht durch das II. Vatikanum festgelegt worden war.“

Als stimmig empfand Milke, wie der Dompropst das theologische Konzept des Dreiklangs aus Taufbecken, Altar und Kuppelöffnung, alle übereinander angeordnet, verdeutlichte. „Er beschrieb, wie im Taufbecken, das sich in der Unterkirche befindet, für uns Christen das Leben beginnt und sich in der vom Altar in der Oberkirche symbolisierten Eucharistie fortsetzt, bis wir das Reich Gottes im Himmel erwarten, für das die Kuppelöffnung steht.“

Auch Raum für kritische Anmerkungen gab es. Einigen, die bei der Weihefeier des neuen Altars in Sankt Hedwig dabei waren, war negativ aufgefallen, dass dieser für die feiernde Gemeinde mitunter schlecht zu sehen sei – gerade, wenn viele Konzelebranten um ihn herum versammelt stünden. „Oder dass der Tabernakel nun so platziert ist, dass die Gläubigen mit dem Rücken zum Allerheiligsten stehen.“

Auch wenn aus dem Unmut über den Umbau nicht Begeisterung geworden sei, ist Markus Milke zufrieden mit dem Abend. Einiges sei nachvollziehbarer geworden, zumal Przytarski bei seinen Ausführung um eine verständliche Sprache bemüht gewesen sei. „Auch Kritiker bedankten sich bei ihm für den Besuch“, so Milke. Das Gesprächsformat möchte er deshalb wiederholen – zu einem anderen aktuellen Thema. „Wir sollten nicht nur auf die anderen schimpfen, sondern im Gespräch bleiben. Gerade in der heutigen Zeit.“