Unterbrechung

Impuls zur Wochenmitte

Hoffnung ist eine der großen Botschaften des Christentums. Warum sie glauben und auf ein Mehr hoffen, erzählen hier Christinnen und Christen. Persönliche Glaubenszeugnises und mutmachende Gedanken in der Wochenmitte, um die Seele aufzutanken.

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14. September 2022

Hl. Hildegard von Bingen

Gedenktag: 17. September

„Posaune Gottes“, „Prophetissa Teutonica“, „Stachel im Fleisch der Kirche“, „erste Grüne“, „Universalgenie“, „Sibylle vom Rhein“

Alle diese Titel gehören zu einer einzigen Frau aus dem Mittelalter, Hildegard von Bingen. Sie begeistert nach fast neun Jahrhunderten heute Heil- und Sinn-Suchende genauso, wie damals ihre Zeitgenossen.

1098 kommt sie in Alzey an der Nahe zur Welt. Schon vor ihrer Geburt war ihr Weg vorgezeichnet, denn als zehntes Kind war sie dazu bestimmt, Gott in besonderer Weise zu dienen und in ein Kloster zu gehen.

Früh hatte sie Gottesbegegnungen und in der Lebensmitte schrieb sie ihre Visionen auf, davon kündet ein bibeldickes Werk, in dem es um Beziehungen zwischen Gott, dem Menschen, der Welt, Tugenden und Laster geht. Als Autodidaktin hat sie außerdem 77 liturgische Musikkompositionen hinterlassen.
Allseits bekannt ist die Benediktinerin für ihre heilenden Rezepturen, die sie für verschiedene Krankheiten vorschlägt. Sie beschreibt Pflanzen, Tierarten, Mineralien und Metalle.
Für Hildegard hängt alles zusammen - der Heilige Geist, der Mensch, der Kosmos, Fauna und Flora. Das alles mündet in den von ihr geprägten Begriff: „viriditas“, die göttliche Grünkraft, die Kraft der Seele, die Kraft des Hl. Geistes. Und sie vertritt die Meinung, dass nicht nur die Frau für den Mann, sondern auch der Mann für die Frau geschaffen wurde, also beide ebenbürtig sind.

Diese großartige Frau haben wir zur Patronin unserer Pfarrei im Nordosten Berlins gewählt. Wir wollen nach ihrem Vorbild in dieser Welt Klartext reden, unseren Glauben zeigen und bekennen, und Gottes wunderbare Schöpfung nicht als Selbstbedienungsladen, sondern als Geschenk verstehen.

Hildegard Stumm für die Pfarrei St. Hildegard von Bingen

07. September 2022

Sl. Schwester Maria Euthymia

Gedenktag: 9. September

Ich vermute, Schwester Maria Euthymia wird vielen von Ihnen kein Begriff sein. Ich als gebürtiger Münsteraner bin sozusagen mit dem Namen groß geworden.
Nicht nur, weil sie 1934 in den Orden der Clemensschwestern in Münster eintrat, sondern vor allem, weil ihr Grab auf dem Zentralfriedhof in Münster zu finden ist und sie 2001 durch Papst Johannes Paul II. selig gesprochen wurde.

Man würde heute im guten Sinne sagen: Sie hat eigentlich nichts Besonderes geleistet und gerade dafür verdient sie Anerkennung. Sie war Krankenschwester und arbeitete als solche ab 1936 in der Isolierstation des St.-Vinzenz-Krankenhauses in Dinslaken. Während des 2. Weltkrieges pflegte sie ansteckend kranke Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, was ihr den Beinamen "Engel der Liebe" eintrug. 1945 wurde sie Leiterin der Wäscherei des Krankenhauses, ab 1948 wirkte sie wieder in Münster als Leiterin der Wäscherei des Mutterhauses und der Raphaelsklinik des Ordens.

Anlässlich ihrer Seligsprechung wurde daher das Motto „Treu im Kleinen“ prägend für diese Selige. Ohne viel Aufhebens hat sie ihren Dienst in der Krankenpflege sowie der Wäscherei getan, bis an ihre eigene Belastungsgrenze. Sr. Euthymia bricht im Waschhaus zusammen. Am 8. Juli 1955 wird sie auf die Krankenstation gebracht. Eine Operation ergibt eine fortgeschrittene Krebserkrankung. Sie stirbt am 9. September 1955 im Alter von nur 41 Jahren.

Mich beschäftigt die Frage: An welchen Platz stellt mich Gott heute? Bin ich mit meinen Talenten aber auch mit dem, was er für mich vorhat, am richtigen Ort? Und kann ich die sich mir stellende Aufgabe in Demut annehmen, auch wenn sie nicht meinen eigenen Wunschvorstellungen entspricht?

Am 2. November 2001, nur zwei Wochen nach ihrer Einweihung, wird die Grabkapelle von Schwester Maria Euthymia auf dem Zentralfriedhof durch einen Brand schwer beschädigt. Ursache war die überaus große Anzahl an Kerzen, die Menschen dort entzündet haben. Eine starke Verehrung, die bis heute anhält.

Am Ende ihres Wirkens war Schwester Euthymia in der Raphaelsklinik in Münster tätig. Eine meiner Schwestern ist dort geboren und mir wurde dort 1982 nach einem Blinddarmbruch nachts der Blinddarm entfernt. Mir hat sozusagen die Klinik das Leben gerettet. Und auch meine Wäsche wird danach jemand gewaschen haben - Gott sei Dank!

Andreas Fritsch
Assistent des Generalvikars


31. August 2022

Hl. Gregor

Gedenktag: 3. September

Ich mag keine Tauben. Nicht mögen ist vielleicht zu wenig gesagt. Wenn es so etwas gibt wie Taubenphobie, dann falle ich wohl darunter. Als Kind, erinnere ich mich, habe ich meiner großen Schwester noch die Tauben verscheucht, die vor ihr herliefen. Inzwischen wechsle ich gar nicht so selten die Straßenseite, um den seltsamen, grauen Vögeln aus dem Weg zu gehen.

Solange ich denken kann, finde ich es deshalb einfach ärgerlich, dass ausgerechnet mein Namenspatron, der heilige Papst Gregor, ständig eine Taube auf der Schulter hat. Sie ist eines seiner Attribute.

Klar: In der Heiligen Schrift ist die Taube ein Symbol für Frieden und Versöhnung, für Reinheit und für Opferbereitschaft. Und all das passt tatsächlich gut zum heiligen Gregor:
Er war Papst an der Schwelle vom 6. zum 7. Jahrhundert. Zunächst stadtrömischer Politiker, wollte er seinen Lebensabend eigentlich als Mönch verbringen. Es kam anders. Er wurde Zeuge einer epochalen Zeitenwende: des Übergangs der antiken Welt zum Mittelalter. Das Römische Riesenreich des Westens sah er in den Staub sinken. Gentile Stämme übernahmen den Kontinent, aus denen später die europäischen Völker hervorgehen sollten. In diesem unübersichtlichen Moment wuchs Gregor das Amt des Pontifex maximus zu, und damit eine Aufgabe, für die es keine Lehrbücher gab. Inmitten einer wenig friedvollen Übergangszeit machte er die Kirche zu einer Stabilitätsgarantin. Zum Kontinuitätsfaktor in einem Epochenumbruch, der alle Lebensbereiche umfasste. Gregor wurde zum Brückenbauer, indem er half, das vergehende Alte mit dem nur erst schwach zu erahnenden Neuen zu versöhnen. Um diese fundamentale Transformation zu gewährleisten, opferte er seine Lebenspläne – und wurde gerade so zu einer der bedeutendsten Gestalten, zu einem Großen in der Kirchengeschichte.

Natürlich steht die Taube, ohne die es keine Darstellung des heiligen Gregor gibt, symbolisch vor allem auch für den Heiligen Geist. Ikonographisch zeigt sie an, dass der Kirchenlehrer in dem, was er sagte und tat, in engstem, unmittelbaren Austausch mit Gott stand.

Dem Frieden dienen. Versöhnung stiften. Mit sich selbst und mit Gott im Reinen sein. Den Preis der eigenen Überzeugung zahlen. In all dem ist Papst Gregor für mich ein Vorbild. Ob wir, wie er, in einer Zeitenwende leben, können wir nicht wissen. Das wird die Zukunft zeigen. Gregor der Große macht deutlich, dass es, egal zu welcher Zeit, darauf ankommt, das eigene Leben von Gott inspirieren zu lassen.

Es muss ja nicht gleich in der Gestalt einer Taube sein. Jedenfalls wenn es nach mir geht.

Dr. Gregor Klapczynski
Theologischer Referent des Erzbischofs von Berlin

24. August 2022

Hl. Ludwig

Gedenktag: 25. August

Es war 1226, das Todesjahr von Franz von Assisi, in dem Ludwig zum König von Frankreich gekrönt wurde. Geboren am 25. April 1214 war er da gerade mal zwölf Jahre alt. Bevor er als König Ludwig IX. von Frankreich tatsächlich regieren konnte, vergingen zehn Jahre. Seine Mutter, Blanca von Kastilien, übernahm einstweilen die Regierungsgeschäft, hörte danach aber auch nicht auf, sich in das Leben ihres Sohnes einzumischen.

Was macht ein König in dieser Zeit? Er führt Kriege gegen äußere und innere Feinde.  Ludwig machte das mit einigem Erfolg und verschaffte sich damit Ansehen und Respekt. Das 13. Jahrhundert ist auch die Zeit der Kreuzzüge. Auch Ludwig ist von der Idee gepackt, die heilige Stadt Jerusalem zu befreien. Während einer schweren Erkrankung machte er 1244 ein Kreuzzugsgelübdte. Die Erfüllung sollte ihm jedoch kein Glück bringen. Seine „bewaffnete Pilgerfahrt“, die er 1248 begann scheiterte nach sechs Jahren. Ein erneuter Versuch, der siebte Kreuzzug, kostete ihn schließlich das Leben. Er starb am 25. August 1270 an einer Seuche, die sein ganzes Heer befallen hatte.

Aus frommen Motiven einen Krieg führen – das geht für uns heute gar nicht. Insofern ist der heilige Ludwig kein gutes Vorbild eines gottgefälligen Lebens. Was ihn aber dennoch als einen guten Namenspatron dastehen lässt, das ist seine Lebensführung. Sie war inspiriert von der franziskanischen Frömmigkeit. Franziskus wurde 1228 - bereits zwei Jahre nach seinem Tod – heiliggesprochen. Die Hinwendung zu den Armen, das Leben in Armut, das er gepredigt hat, war für Ludwig auch als König ein Ideal. Frömmigkeit und Barmherzigkeit, Bescheidenheit, Kargheit, schlichter Kleidung haben sein Leben bestimmt.  Man sagt, er habe der Bewegung der Bettelorden nahegestanden und sie gefördert.  Damit, nicht mit den Kreuzzügen, hat er der Kirchen und den Menschen einen großen Dienst erwiesen.

Der hl. Ludwig, in der Kurzform Lutz, ein mächtiger Mann, hochgestellt und einflussreich, der sich selbst einfach macht und ohne Allüren auskommt. Das gefällt mir an meinem Namenspatron. Und der ist auch noch ein Patron von Berlin!

Pfarrer Lutz Nehk

17. August 2022

Hl. Helena

Gedenktag: 18. August

Der Vorname Helena kommt in vielen „Darreichungsformen“ – kaum eine Sprache, in der es diesen Namen nicht gibt: Helene, Yelena, Ellen, Ilenia, Aljona, Elaine und viele mehr.
Helena geht auf das altgriechische Wort für Sonne (helios) zurück und trägt daher die Bedeutung „die Strahlende“. In der griechischen Mythologie war Helena die Tochter des Zeus und galt als schönste Frau ihrer Zeit.

Wichtiger ist mir aber meine Namenspatronin, die römische Kaiserin Helena. Flavia Iulia Helena wurde vermutlich 248/250 am Bosporus geboren. Sie stammte aus sehr einfachen Verhältnissen und führte eine Beziehung mit dem römischen Offizier Constantius Chlorus. Nach dessen Tod wird ihr Sohn Konstantin im Jahr 306 zum Augustus ausgerufen, der Helena nach Trier holt. Während Konstantin bis kurz vor seinem Tod Heide blieb, ließ Helena sich taufen.

Nach dem Zeugnis des Ambrosius von Mailand reiste Helena im Alter von vermutlich 76 Jahren nach Palästina. In Jerusalem wies sie den dortigen Bischof Makarios darauf hin, dass der Überlieferung nach unter einem im 2. Jahrhundert errichteten Venustempel das Grab Christi liegen müsse. Nach der Legende veranlasste Helena Grabungen, bei denen unter anderem Reste des Kreuzes Christi sowie der Ort des Heiligen Grabes gefunden wurden. Ambrosius schreibt dazu: "Sie findet, dass das mittlere Kreuz die Aufschrift an der Stirne trug: "Jesus von Nazareth, König der Juden".

An meiner Namenspatronin beeindruckt mich, mit welcher Zähigkeit sie ihrer Taufentscheidung immer wieder nachgegangen ist. Sie hat die Wahrheit ihres Glaubens in Jerusalem buchstäblich ausgebuddelt – das macht mir Mut, die eine notwendige Wahrheit unseres Glaubens, dass nämlich in Kreuz und Auferstehung Christi alles Heilsnotwendige zusammengefasst ist, immer wieder aus den vielen historisch angehäuften Nebensächlichkeiten für mich auszugraben und fruchtbar zu machen.

Elaine Rudolphi
Seelsorgerin im Pastoralen Raum Charlottenburg-Wilmersdorf / Seelsorge in digitalen Lebenswelten


10. August 2022

Hl. Susanna

Gedenktag: 11. August

Eigentlich heiße ich Cornelia mit meinem ersten Vornamen. Mein zweiter Vorname – Susanna – kommt immer etwas zu kurz. In Rom entdeckte ich ein Straßenschild mit dem Namen Santa Susanna, worüber ich mich sehr freute. Eine der ältesten Titelkirchen in Rom ist ihr geweiht. Einer Legende nach erlitt sie bei der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Diokletian das Martyrium.

Susanna wird im Lukasevangelium (Lk 8,3) zusammen mit Maria Magdalena und Johanna als eine der drei namentlich genannten Frauen erwähnt, die Jesus von bösen Geistern und Krankheiten geheilt hatte und die ihm dann nachfolgten und ihn materiell unterstützten. Als materielle Unterstützung ist nicht nur die finanzielle, sondern eine Unterstützung nach ihrem Vermögen gemeint im Sinne von Können/Begabung. Sie machten Werbung für die gute Sache. Sie lebten Solidarität, gaben Hoffnung und verbreiteten den Glauben. In der orthodoxen Kirche wird sie als die Myronträgerin verehrt, die Jesus mit diesem sakramentalen Duftöl einbalsamierte. Im Hebräischen bedeutet Susanna „Lotus“ und steht als Symbol für Regeneration und neues Leben.

In den Apokryphen ist sie die Standhafte, gute Susanna, die im Vertrauen auf Gottes Hilfe ihr Recht gegen ihre Verleumder erlangt.
G.F. Händel schrieb das Oratorium „Susanna“ und in der Oper „Die Hochzeit des Figaro“ von W.A. Mozart nimmt sie eine zentrale Rolle ein.
Dankbar bin ich, diesen Namen als zweiten Vornamen erhalten zu haben. Er gibt mir Kraft und die Gewissheit, dass mein Tun immer von Gott begleitet ist und war.

Cornelia Susanna Blum

03. August 2022

Hl. Alfons Maria von Liguori

Gedenktag: 1. August

Alfons Maria war schon als Kind religiös und sehr begabt. Im Alter von nur 16 Jahren erhielt er seinen Doktortitel in Jura. Er hatte die Sympathien der Menschen, denn sein Gerechtigkeitssinn war groß. Als junger Jurist verlor er einen seiner ersten Prozesse, da der Gegner betrogen hatte. So geriet Alfons in einen Gewissenskonflikt. Er konnte das System der Korruption nicht verändern und er studierte gegen den Willen seines Vaters Theologie. Mit 30 Jahren wurde er zum Priester geweiht und war als Seelsorger hochgeschätzt. Bei einem Urlaub auf dem Land wurde Alfons bewusst, dass keiner den einfachen Menschen von der Güte Gottes berichtete und ihnen die Geschichten von Jesus, die ihn selbst so begeisterten, erzählte. Und so gründete er die Gemeinschaft der Redemptoristen. Als Bischof von Sant’Agata die Goti bei Neapel kümmerte er sich um die Bevölkerung und wurde „Vater der Armen“ genannt. Mit 91 Jahren starb Alfons Maria nach langer Krankheit.

Was macht den Heiligen Alfons persönlich für meine Arbeit  und unsere Schule St. Alfons in Berlin-Marienfelde aus?
Er war begeistert und konnte begeistern. Er war neugierig, wollte lernen und hat viel erreicht. Es ging ihm um Gerechtigkeit und Miteinander. Füreinander im Lernen und Glauben verbunden sein – das macht unsere Schule St. Alfons in der Pfarrei St. Maria aus.

Katinka Stemmler, Schulleiterin der Katholischen Schule St. Alfons


27. Juli 2022

Hl. Anna und Hl. Joachim

Gedenktag: 26. Juli

Die Eltern der Gottesmutter Maria

So sehr viel wissen wir von den Beiden nicht, schon gar nicht aus der Heiligen Schrift.
Nach 20 kinderlosen Ehejahren verkündete ein Engel ihnen, dass die Geburt eines Kindes bevorstehe. Anna gebar eine Tochter namens Maria. Sie brachten Maria im Alter von etwa 3 Jahren zur Erziehung in den Tempel. Aus verschiedenen Darstellungen geht hervor, dass Anna noch die Geburt ihres Enkels Jesus erlebte. Joachim verstarb schon kurz, nachdem sie Maria in den Tempel brachten.

Meine Uroma hieß auch Anna, und ich konnte sie noch kurz als Kleinkind kennen lernen. Sowohl meinen Urgroßeltern, meinen Großeltern und auch meinen Eltern war und ist der tiefe Glaube im Leben wichtig und immer ein Begleiter durch alle Lebenslagen gewesen. Auch für mich ist der Glaube ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben und ständiger Begleiter, der mein Leben prägt und mir viel Kraft gibt.

Anna und Joachim glaubten immer daran, dass sie auch im hohen Alter noch Eltern werden würden und haben nie daran gezweifelt. Das möchte ich von den beiden lernen: auch in der heutigen Zeit und vor allem in schwierigen Situationen nicht an Gott zweifeln, sondern auf ihn vertrauen und ihn als Wegbegleiter in unserem Leben sehen, so wie es auch Anna und Joachim taten.

Anne Richter
Ministrantin in St. Hedwig (zur Zeit in St. Josef)


20. Juli 2022

Hl. Birgitta

Gedenktag: 23. Juli

Meine Eltern fanden den Namen Birgitta vom Klang her freundlich und durch die Hl. Birgitta von Schweden im Zusammenhang mit einem schönen Land und einer starken Frau stehend. Ich mag meinen Namen, auch wenn ich häufig Brigitta oder Birgit genannt werde und meinen Namen immer wieder buchstabieren muss, da er eher unbekannt ist.

Birgitta (um 1303-1373) entstammte dem schwedischen Hochadel. Mit 13 Jahren wurde sie mit einem einflussreichen Adligen namens Ulf verheiratet. Birgitta wurde Mutter von acht Kindern und setzte sich für sozial geächtete Frauen ein. Mit ihrem Mann unternahm sie mehrere Pilgerreisen, bis Ulf 1344 verstarb. Als Ratgeberin am schwedischen Königshof kritisierte sie offen die Sittenlosigkeit von Adel und Klerus, bis sie 1349 nach Rom zog und sich dort der Armenfürsorge widmete. Auf politischer Ebene setzte sich Birgitta für ein Ende des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich ein und wollte eine Ordensgemeinschaft gründen. Die offizielle Bestätigung ihres Ordens 1378 erlebte sie leider nicht mehr: Birgitta starb am 23. Juli 1373 in Rom. Papst Bonifatius IX. sprach sie 1391 heilig.

Birgitta ist Patronin von Schweden, Patronin eines friedlichen Todes und Patronin der Pilger. Der heutige Birgitta-Pilgerweg verläuft von Sassnitz auf Rügen über die Hansestadt Stralsund, Güstrow, die Landeshauptstadt Schwerin weiter nach Zarrenthin bis nach Niedersachsen, vorbei an Meisterwerken der Backsteingotik, durch das Sternberger Seenland und zu ehemaligen Klöstern – so vermutet man die Pilgerroute der Heiligen Birgitta im Jahr 1341. 1999 erklärte Papst Johannes Paul II. sie auch zur Patronin Europas.

Birgitta muss eine starke Persönlichkeit gewesen sein, die sich, verankert in ihrem Glauben, für das Aufbrechen von Machtstrukturen und für die Rechte und Nöte ihrer Mitmenschen einsetzte. So verstehe ich sie als Vorbild für meinen eigenen Lebensweg und für mein Wirken als Pädagogin an einer katholischen Schule.

Auf meiner persönlichen "To-Do-Liste" steht seit längerer Zeit der Jakobsweg - nun frage ich mich: Warum in die Ferne schweifen ...

Birgitta Wiese
Schulleiterin der Kath. Schule St. Ursula

13. Juli 2022

Hl. Knud

Gedenktag: 10. Juli

König von Dänemark (1080-1086)

Kennen Sie Knud? – Sie denken sicher sofort an Knut, den kleinen Eisbären, der im Jahr 2006 im Berliner Zoo geboren wurde, und dem die Herzen der Menschen nur so zugeflogen sind. Ich war auch ganz angetan von dem kleinen Eisbären. O wie süß.

Ich denke aber auch an einen anderen Knud, an Knud IV., König von Dänemark (1080-1086). Ihm sind die Herzen überhaupt nicht zugeflogen, obwohl er ein intelligenter, aufgeschlossener und liebenswürdiger Mann war. Er hatte es nicht leicht, sich gegen den Standesegoismus des dänischen Adels durchzusetzen. Auch sein Einsatz für die Kirche fand keine große Gegenliebe. Zum endgültigen Verhängnis wurde ihm der Versuch, gegen England vorzugehen und keinen Geringeren als Wilhelm den Eroberer von seinem Thron zu vertreiben. Als Knud merkte, dass sein Plan zum Scheitern verurteilt war, ließ er von seinem Englandfeldzug ab, was ihm als Schwäche ausgelegt wurde und die Stimmung gegen ihn in Dänemark noch feindseliger machte. Im Sommer 1086 brach ein Aufruhr gegen ihn los. Knud suchte in der Kirche von Odense Zuflucht, wo er am 10 Juli 1086 von seinen eigenen Landsleuten ermordet wurde.  

Viele pilgern heute zu seinem Grab, über dem inzwischen der St. Knuds-Dom errichtet ist. Manchmal brauchen Menschen eben länger, um zu erkennen, dass ein Abbrechen eines Krieges nicht unbedingt Schwäche bedeuten muss, sondern eher ein Zeichen von innerer Größe sein kann.

Der kleine Eisbär im Berliner Zoo hat die Herzen der Menschen schneller erobert als Knud. Aber ob man in 1000 Jahren noch an ihn denkt?

Prälat Stefan Dybowski