BZ-Kolumne

Deshalb ist es so wichtig, am Sonntag zur Wahl des Europäischen Parlaments zu gehen!

„Es lebe die deutsch-französische Freundschaft!“ - Fast akzentfrei hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Satz wiederholt, mit dem ich aufgewachsen bin. Ziemlich genau mein halbes Leben lang blickte ich in Richtung Westen, nach Frankreich, nach Belgien und in die Niederlande, wenn Europa gemeint war. Bis dann – vor 35 Jahren – erst der Eiserne Vorhang und dann auch die Berliner Mauer fiel und Europa so viel größer werden konnte!

Es hat bei mir noch eine ganze Weile gedauert, bis ich das größere Europa innerlich nachvollzogen und meinen eigenen Kopf in Richtung Osten gedreht habe. So richtig verstanden habe ich es erst, als ich 2013 Bischof von Dresden wurde. Als Präsident Macron auch nach Dresden fuhr, ist mir das wieder bewusst geworden. Macron bezeichnete die EU als ein „einzigartiges Projekt in der Welt“. Das vom Krieg zerstörte und wieder aufgebaute Dresden, das er für seine Rede bewusst gewählt habe, sei „ein Zeichen der Hoffnung“. Damit hat er deutlich gemacht: Dresden ist eben nicht der Osten Europas, sondern dessen Mitte!

Im Erzbistum Berlin organisieren wir deutsch-polnische Studierendenseelsorge an der Europauniversität Viadrina in Frankfurt/Oder, wir heißen polnische Zuzüge im Grenzgebiet und ukrainische Geflüchtete in gleicher Weise in unseren Gemeinden willkommen, hier leben Katholiken aus ganz Europa, beten und feiern ihren Glauben.

Auch wenn nicht alle europäischen Länder auch Mitglied der Europäischen Union sind, der Weg zur Verwirklichung der europäischen Idee führt nur über eine Stärkung der Institutionen der EU. Deshalb ist es so wichtig, am Sonntag zur Wahl des Europäischen Parlaments zu gehen.

Was mir der Staatsbesuch von Emmanuel Macron noch gezeigt hat: wir müssen geduldig sein mit Europa und einen langen Atem haben. Das hat sich schon bei der deutsch-französischen Freundschaft gezeigt. Ich glaube daher weiterhin fest an eine europäische Freundschaft.