Pfarrer Albert Willimsky

St. Marien-Liebfrauen, Berlin-Kreuzberg / St. Maria-Trösterin der Betrübten, Barth / Rosenkranzkapelle Friesack / St. Marien, Gransee / St. Peter und Paul, Stettin-Podejuch


Es gab nicht wenige Priester, die sich intellektuell mit der Ideologie des Nationalsozialismus auseinandersetzten. Die populäre antisemitische rassistische Schrift aus dem Jahre 1930 „Der Mythus des 20. Jahrhunderts“ offenbarte den Geist der aufstrebenden nationalsozialistische Partei. Die Lektüre des Buches öffnete Pfarrer Willimsky die Augen. Schon in einem Vortrag im Jahre 1935 begann er vor der NSDAP zu warnen. Der Geistliche erkannte die offenkundig christentums- und kirchenfeindlichen Tendenzen, die die politische Arbeit der Partei prägen würde. Aber mit seiner klaren Positionierung gegen den Nationalsozialismus geriet der Pfarrer schnell in das Visier der Gestapo. Man legte eine Akte an und suchte nach Material, sich des lästigen Pfarrers zu entledigen.

Am 28. Dezember 1890 wurde Pfarrer Willimsky in Oberglogau (Oberschlesien) geboren. Nach seiner Priesterweihe im Jahre 1919 erhielt er nach einer Stelle in Berlin seelsorgliche Aufgaben in der Diaspora Vorpommerns. Es machte ihm nichts aus, in Barth und später in Friesack quasi bei Null anfangen zu müssen. Überlegungen zum Bau einer Kirche oder eines Pfarrhauses waren ihm eher Herausforderung als Last. Nie verlor er aber aus den Augen, das Zeitgeschehen zu beobachten und seine Gemeindemitglieder auf den hinterlistigen Machtanspruch der immer mehr das öffentliche Leben bestimmenden nationalsozialistischen Partei aufmerksam zu machen. Das Evangelium sollte weiter verkündet und die Kirchengemeinden weiter leben dürfen.

Wieder und wieder musste er sich vor den Behörden verantworten. Er hätte am Fronleichnamsfest gegen das „Reichsflaggengesetz“ verstoßen, er hätte sich vor Jugendlichen über die Verfolgung der Kirche beschwert, er hätte Zeitungen und Rundfunk der Lüge bezichtigt, er hätte während einer Zugfahrt sich abwertend über führende Politiker geäußert – die Liste wurde immer länger. Pfarrer Willimsky ließ sich nicht einschüchtern. Doch das Konto wuchs an. Als er sich schließlich öffentlich für polnische Mitbürger eintrat, wurde es zuviel. Es erfolgten erst Schutzhaft und dann die Überführung in das KZ Sachsenhausen, wo er Pfarrer Willimsky am 22. Februar 1940 starb.

Pfarrer Willimsky war der erste Priester des Bistums Berlin, der in einem KZ ums Leben kam. Aber er wurde nicht vergessen. An der Rosenkranzkapelle in Friesack erinnert ein Weg an ihn, am Pfarrhaus in Gransee wurde eine Gedenktafel angebracht. Sein Name fehlt nicht in der Berliner St. Hedwigskathedrale, und selbst in Stettin erhielt ein Park den Namen „Alberta Willimskyego“.

Autor:
Prälat Prof. Dr. Helmut Moll
Beauftragter der Dt. Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts