Kuratus Leonhard Berger

Hl. Familie, Berlin-Prenzlauer Berg / Hl. Familie und St. Annen in der Pfarrei Johannes Bosco, Berlin-Lichterfelde / Herz Jesu, Berlin-Tegel / St. Otto, Zinnowitz in der Pfarrei St. Otto Usedom-Anklam-Greifswald

Es hätte nicht viel gefehlt und der junge Leonhard Berger, geboren am 4. November 1908, wäre in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Als Volksschullehrer und Organist in St. Ludgerus in Berlin-Schöneberg erlebte der Sohn seinen Vater und nahm in einer behüteten Kindheit eine selbstverständliche Katholizität in sein inneres Wesen auf. Doch nach zwei Semestern als Lehramtskandidat entschied sich der begabte junge Mann, Priester zu werden. Als Student erlebte er die Gründung des Bistums Berlin im Jahre 1930 und war einer der ersten Seminaristen, die seit dem Jahre 1932 im neuen Priesterseminar in Berlin-Hermsdorf auf ihren pastoralen Dienst vorbereitet wurden. Am 1. April 1933 empfing der inzwischen 24-Jährige die Priesterweihe.

Zunächst ging es als Kaplan in die Pfarrei Hl. Familie am Prenzlauer Berg. Leicht war es dort nicht für ihn. Der junge Geistliche war zurückhaltend, es fiel ihm nicht leicht, in Kontakt zu treten. Er hatte aber viel zu bieten. Sein Interesse, geprägt durch die Liturgische Bewegung, richtete sich auf eine Erneuerung des liturgischen Lebens der Pfarrei. Sein Pfarrer unterstützte ihn in diesem stillen und doch so wertvollen Anliegen.

Es folgten ab dem Jahre 1937 Stellen in der Pfarrei Hl. Familie in Lichterfelde und später in Herz Jesu in Tegel. Der Bischof vertraute ihm im Jahre 1941 den Aufbau einer neu gegründeten Seelsorgsstelle in Zinnowitz (Usedom) an. Hier wurde Leonhard Berger Opfer der Stettiner Gestapo-Aktion vom Frühjahr 1943. Ein Spitzel denunzierte Berger und andere Geistliche. Berger war kein Mann der lauten Töne gewesen, seine Abneigung gegenüber der NS-Ideologie behielt er für sich, verhielt sich seinem Naturell entsprechend äußerst zurückhaltend. Schließlich blieb kein anderer greifbarer Grund für seine Anklage, als das Abhören ausländischer Sender.

Augenzeugen wissen zu berichten, dass Berger unsäglich unter der Haft gelitten hatte. Er war eine Art "Prügelknabe", an dem die Wärter grundlos ihre schlechte Laune ausließen. Das Urteil am 19. Dezember 1943 bestimmte eineinhalb Jahre Zuchthaus. Anfang des Jahre 1944 setzte man den Geistlichen im berüchtigten "Bewährungsbataillon" als Soldat an der Front ein. Nach der Ausbildung während der Fahrt an die "Ostfront" geriet der Zug unter Beschuss und Berger fand mit vielen anderen am 25. Oktober 1944 den Tod. Im August des Jahres 1996 wurden die sterblichen Überreste von Leonhard Berger auf dem neugestalteten deutschen Soldatenfriedhof in Mlawak (Polen) umgebettet.

Autor:
Prälat Prof. Dr. Helmut Moll
Beauftragter der Dt. Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts