Pater Friedrich Lorenz OMI

Propsteigemeinde St. Johannes, Stettin


Schon als Junge kam der im Jahr 1897 geborene kleine Friedrich in Kontakt mit der Ordensgemeinschaft der Oblaten in der Stadtpfarrei St. Bernward in Hildesheim. Und früh erwachte in ihm der Wunsch, Priester zu werden. Mit vierzehn Jahren verließ er seine Familie, um in St. Karl, dem Auslandskolleg der deutschen Oblatenprovinz, das Abitur zu erwerben. Nach dem Ordenseintritt wurde er als Novize zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen. Zwei Verwundungen hatte er zu überstehen.

Nach Beendigung des Krieges empfing er im Jahre 1924 die Priesterweihe. Jahre wirkte er als Volksmissionar deutschlandweit. Das St. Nikolauskloster bei Neuss, Band Langenau in Schlesien, Niederlassungen in Gelsenkirchen und Saarbrücken dienten ihm als zeitweilige Heimatstation. Im September des Jahres 1931 erfolgte die Versetzung nach Stettin. Mit dem Ausbruch der Kriegshandlungen wurde Pater Lorenz wieder zum Militärdienst einberufen. Als Divisionspfarrer erlebte er den Krieg in Polen. Fassungslos musste er mit ansehen, wie seine polnischen priesterlichen Mitbrüder von deutschen Soldaten gezielt verfolgt und ermordet wurden. Der Klerus des Bistum Kulm wurde nahezu ausgelöscht. Die Gräueltaten, die der Pater seitens der SS gegenüber der jüdischen Bevölkerung erlebte, waren in Worten nicht zu fassen. Pater Lorenz gelang es in dieser Zeit, dem damaligen Nuntius in Berlin von dem brutalen Vorgehen der deutschen Truppen und der bedrängten Lage der Kirche Bericht aus ersten Hand zu erstatten.

Im Jahre 1941 wurden alle Ordenspriester aus der Militärseelsorge entlassen. Pater Lorenz kehrte nach Stettin zurück. An eine gewöhnliche Arbeit als Volksmissionar war nicht mehr zu denen. Die Kriegserlebnisse hatten seine Augen gegenüber den Machthabern geöffnet. Klar positionierte er sich gegen die nationalsozialistische Ideologie und ihren Anspruch der „Gleichgestaltung“ des öffentlichen Lebens in Deutschland. In seinem Mitbruder Kaplan Simoleit, der mit ihm als Kaplan in St. Johann in Stettin arbeitete, hatte er einen Gleichgesinnten an seiner Seite. Kaplan Lorenz nahm an den wöchentlichen Treffen im Pfarrhaus, dem „Mittwochskreis“, teil. Diesen Gesprächskreis hatte Kaplan Simoleit als Standortpfarrer ins Leben gerufen, um den Soldaten eine Möglichkeit des Austausches und des ehrlichen Gespräches zu geben.

Die Gestapo schleuste in diesen Kreis einen Spitzel ein, um Material zur Anklage gegen die katholischen Geistlichen in Stettin zu gewinnen. Der Plan ging auf. In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1943 wurden 40 Personen von der Gestapo verhaftet, darunter 14 Geistliche. Bis zur Anklage und dem Gerichtsverfahren vergingen qualvolle Monate. Mit perfiden Methoden setzte man die Gefangenen unter Druck. Man erpresste weitere Geständnisse zur Verfolgung der Priester. Dazu gehörten auch Versuche, die Geistlichen „umzudrehen“, um sie selber als Spitzel einsetzen zu können.

Das Todesurteil wurde am 13. November 1944 kurz nach 16.00 Uhr vollstreckt. Mit Pater Lorenz starben Kaplan Simoleit und der inzwischen selig gesprochene Prälat Dr. Carl Lampert unter dem Fallbeil. Nach dem Krieg wurde die Urne mit den sterblichen Überresten von Pater Lorenz zum Hünfelder Oblatenfriedhof überführt und dort beigesetzt.

Autor:
Prälat Prof. Dr. Helmut Moll
Beauftragter der Dt. Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts