Erich Klausener

Bildnachweis: Diözesanarchiv Berlin

"Sei wahrhaftig in deinem Handeln!" (E. Klausener)

Gemeinde St. Matthias, Berlin-Schöneberg

Adresse: Berlin-Schöneberg, Keithstr. 8 (früher Martin-Luther-Str. 47)

Geboren 25. Januar 1885 in Düsseldorf. Ermordet am 30.Juni 1934 in seinem Büro im Reichsverkehrsministerium in Berlin.

„Katholisch sein, heißt aktiv sein! Katholisch sein, heißt optimistisch sein! Wenn jeder von uns seinen Glauben kennt, nach ihm lebt und sich zu ihm vor der Welt bekennt,  dann werden wir die Gottlosen durch unser Beispiel für Gott zurückgewinnen“, schreibt Erich Klausener im Juni 1933 in einem Aufruf zum Berliner Bistumstag.   Ein Jahr später wurde der gläubige Jurist in seinem Büro im Reichsverkehrsministerium in Berlin hinterrücks erschossen. Dr. Erich Klausener gilt als erster Blutzeuge des Bistums während der NS-Zeit. Seine Ermordung blieb nicht – wie viele andere – geheim. Noch wenige Tage vor seinem Tod hatte Klausener vor 60.000 Gläubigen, die sich zum „Märkischen Katholikentag“ im Hoppegarten versammelt hatten, gesprochen. War das der Grund für seine Ermordung? Der ausgewiesene Zentrumsmann, dessen Glaube sein ganzes Leben und auch seine Berufsauffassung prägte, hatte den Hass der Nationalsozialisten schon vorher auf sich gezogen.

1885 in Düsseldorf geboren, studierte Klausener in Bonn, Berlin, Würzburg und Kiel Jura. Er heiratete die Rheinländerin Hedwig Kny und zog 1914 als Leutnant in den Krieg. Später lebte er als Landrat mit seiner Familie im ländlichen Adenau. 1919 zog es den Juristen nach Recklinghausen. Dort machte er sich durch sein Engagement für die Schaffung sozialer Einrichtungen für Jugendliche, Erwerbslose und die Not leidende Arbeiterschaft einen Namen. 1924 wurde er als Ministerialdirektor nach Berlin in die Abteilung Jugend- und Erwerbslosenfürsorge berufen. Die Familie siedelte nach Berlin um. Die weitgehend säkulare Stadt war eine Herausforderung für den vom rheinischen Milieukatholizismus geprägten Juristen. Klausener stellte sich den Herausforderungen der Diaspora. 1928, noch vor der Gründung des Bistums wurde er an die Spitze der Katholischen Aktion Berlin berufen. Die Vertiefung des Glaubens, die Stärkung der Zusammengehörigkeit der Berliner Katholiken waren ihm wichtige Beweggründe. Sein Blick war auf die Verantwortung des Christen in Gesellschaft und Staat gerichtet. Auch beruflich hatte er eine immer wichtiger werdende Position inne. Als Ministerialdirektor im Innenministerium war Klausener seit 1926 Chef der preußischen Polizei und nun damit beschäftigt, die junge Republik gegen rechte und linke Gewalt zu verteidigen. Beides tat er gleichermaßen unnachsichtig. Einmal, so lässt sich in den aus dieser Zeit vorhandenen Zeugnissen (Mitarbeiter Klauseners, nach 1945 Ankläger im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess) nachlesen, habe er versucht, wegen der im Auftrag und im Namen der NSDAP begangenen Straftaten einen Gerichtsentscheid zur Ausweisung des Österreichers Hitler zu erwirken. Der Versuch scheiterte.

Dass Klausener 1933 mit der Machtübernahme der Nazis umgehend ins Verkehrsministerium, zuständig für die Schifffahrtsabteilung,  versetzt wurde, verwundert nicht. Damit war er politisch kaltgestellt.

Als Gründe für seine Ermordung, die vom preußischen Ministerpräsidenten und Chef der Gestapo, Hitlers langjährigem Vertrauten Göring persönlich angeordnet worden war, gelten sowohl sein Wirken als früherer Polizeichef gegen die nun zur Herrschaft gelangten Feinde der Republik als auch sein Einfluss als Katholikenführer.

Sein Pfarrer Albert Coppenrath  als auch Bischof Nikolaus Bares widersprachen öffentlich der Darstellung der Mörder, wonach Erich Klausener sich selbst das Leben genommen habe. Mit der Beisetzung der Urne in der 1963 geweihten Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Berlin würdigte die Kirche das über seinen Tod hinauswirkende Glaubens- und Lebenszeugnis  Erich Klauseners.

Dr. Jürgen Meyer-Wilmes