Arno Ertner

Bildnachweis: Diözesanarchiv Berlin

Gemeinde St. Joseph, Luckenwalde

Geboren am 03. April 1904 in Luckenwalde. Im KZ Dachau gestorben am 15. Februar 1943.

Der Ingenieur und Vater von fünf Mädchen - die Jüngste, während seiner Haftzeit geboren, durfte er nicht kennen lernen - war mit seiner Familie fest verankert in der katholischen Gemeinde von Luckenwalde. Schon vor der nationalsozialistischen Machtergreifung hatte er Position bezogen: gegen die Nazis ebenso wie gegen die Kommunisten.

Nach Kriegsbeginn begleitete er seinen Pfarrer zu Gottesdiensten mit polnischen Kriegsgefangenen in das nahe gelegene berüchtigte „Stalag“ (Stammlager), wo er von der menschenunwürdigen Behandlung insbesondere der Polen erfuhr. In Familie, Gemeinde und Nachbarschaft wurde offen auch über die politische Situation gesprochen. Als der Münsteraner Bischof von Galen im Sommer 1941 in mehreren Predigten Nazi-Unrecht, insbesondere den Mord an psychisch kranken und geistig behinderten Menschen, öffentlich brandmarkte, verschaffte sich auch Arno Ertner die Predigt-Texte, die trotz Verbot und Verfolgungen tausendfach abgeschrieben und verbreitet wurden. Bevor er selbst solche Abschriften weitergeben konnte, wurde Ertner am Nikolaustag 1941 an seinem Arbeitsplatz, einer Maschinenfabrik in Luckenwalde, verhaftet. Man brachte ihn zu tagelangen Gestapo-Verhören nach Potsdam und lieferte ihn danach ohne Gerichtsverhandlung in das Konzentrationslager Sachsenhausen ein, ein Jahr später wird er ins KZ Dachau verlegt.

Wochenlang wurden ihm die Briefe seiner Angehörigen vorenthalten, er selbst durfte auf vorgedruckten KZ-Briefbogen schreiben, alle zwei Wochen jeweils 16 Zeilen. Die SS-Zensoren sorgen dafür, dass darin kein Wort über den Grund der Haft oder deren Bedingungen vorkam.

Wie konnte er diese Situation durchhalten? In einem Brief an seine Frau versichert er ihr in der Karwoche 1942: „Mein Gottvertrauen ist und bleibt unerschütterlich! Gewiss manchmal übermannen einen Gefühle und Schwächen. Aber auch diese Karwochen vergehen und Ostern kommt! Meine ganze Sorge gilt nur Euch. Was ich zu ertragen habe, ist auszuhalten, wenn es auch oft nicht leicht ist.“

Er leidet schwer darunter, dass er die Geburt seines fünften Kindes nicht erleben darf. Nachdem ihn die Nachricht von der Geburt der kleinen Tochter erreicht, schreibt er seiner Frau: „Die schönsten Tage meines Lebens waren die, an denen ich durch Gottes Güte von Dir die Unterpfänder unserer Liebe, unsere Kinder, empfangen durfte. Ich bete für Dich um Kraft und Stärke.“

Ende Januar 1943 erhält Maria Ertner das letzte Lebenszeichen ihres Mannes, einen Geburtstagsbrief aus dem KZ-Dachau: „Möge Dir der Allmächtige auch im kommenden Jahr alle Kraft und Stärke geben, unsere Kinder allein weiter zu führen und die Schwere unseres Geschickes zu tragen. Vielleicht geht die Prüfung für uns bald vorüber, wenn nicht, so müssen wir für uns das Beste daraus entnehmen, damit es uns zum Segen gereicht.“ Zwei Wochen später kommt die Todesnachricht.

Dr. Jürgen Meyer-Wilmes