Erzpriester G.R. Paul Gediga

Im Jahr 2008 schuf ein Baseler Künstler eine fast fünf Meter hohe Bronzefigur des heiligen Tarzisius. Die Kirche hat das Gedenken an diesen frühen jugendlichen Märtyrer nie vergessen. Der Junge war unterwegs, um kranken Mitglieder der kleinen Christengemeinde in der damaligen Weltstadt Rom die hl. Kommunion zu bringen. Unterwegs hielten ihn Gleichaltrige an. Neugierig wollten sie wissen, was er bei sich trüge. Tarzisius weigerte sich, den Leib des Herrn in der Gestalt des Brotes zu zeigen oder herauszugeben. Er war ihm zu kostbar. Mit seinen Händen umklammerte er das Gefäß. Der Zorn der Widersacher steigerte sich, traf aber auf die Standhaftigkeit des jungen Christen. Es wurde gewalttätig. Tarzisius erlitt den Märtyrertod. Die große Statur erinnert an ihn. Im Jahr 2010 wurde sie anlässlich der Internationalen Ministrantenwallfahrt Papst Benedikt XVI. geschenkt. Er veranlasste ihre Aufstellung bei der Kalixtuskatakombe, dem damaligen Begräbnisort des jungen Christen, den sein Mut und Ehrfurcht vor der Gegenwart Christi in der Eucharistie das Leben gekostet hatte.

In vielem gleicht sein Leben dem Schicksal des Erzpriesters und Geistlichen Rates Paul Ernst Gediga. Geboren am 18. Juni 1887 im oberschlesischen Ostrosnitz empfing er mit 25 Jahren die Priesterweihe im Dom zu Breslau. Gewissenhaft führte er seinen Dienst in den verschiedenen Diasporagemeinden aus, die ihm anvertraut wurden. Man schätzte seine aufrichtige, freundliche und bescheidene Art. Allein durch seine priesterlichen Dienste geriet der Pfarrer aber in Konflikt mit den NS-Machthabern. Er musste mit ansehen, wie die Arbeit der kirchlichen Jugendverbände verboten wurden, eine Predigt mit kritischen Bemerkungen zu Rosenbergs „Mythus des 20. Jahrhunderts“ führte zu einer Vorladung, seine Verbreitung der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ wurde aktenkundig. Beim Einmarsch der russischen Soldaten am Ende des Zweiten Weltkrieges im Januar des Jahres 1945 suchten junge Frauen Schutz vor ihrem drohenden Missbrauch in Pfarrkirche in Stolp (Pommern). Pfarrer Gediga stellte sich den Soldaten entgegen, doch ohne Erfolg. Er wurde zusammengeschlagen, die Kirche geschändet, die Frauen weggeführt und ihrem Schicksal preisgegeben.

Zwei Tage später erbat eine Familie für ein sterbendes Mitglied die hl. Kommunion und das Sakrament der Krankensalbung. Ohne zu zögern machte sich der Pfarrer auf den Weg. Doch es handelte sich um eine Falle. Russische Soldaten griffen Pfarrer Gediga auf, nahmen den unliebsamen Geistlichen gefangen. Im Lager Graudenz an der Weichsel starb der gewissenhafte Pfarrer völlig erschöpft am 28. Mai 1945.

Autor:
Prälat Prof. Dr. Helmut Moll
Beauftragter der Dt. Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts