Alfred Andreas Heiß

Gemeinden Mater Dolorosa, Berlin-Lankwitz, und St. Ludwig, Berlin-Wilmersdorf

Adressen: Kaiser-Wilhelm-Str. 56 und Georg- Wilhelm-Str. 3

Geboren 18. April 1904, in Triebenreuth, hingerichtet am  24. September 1940 im Zuchthaus Brandenburg.

Als sechstes Kind einer katholischen Bauernfamilie mit schmalem Einkommen wurde Alfred Heiß 1904 in Oberfranken geboren. Die Eltern schickten den aufgeweckten Jungen in die Volksschule und anschließend zur Handelsschule nach Bamberg. Voller Wissensdurst durchlief er mehrere Anstellungen. Später, während der Wirtschaftskrise 1930, zieht Heiß nach Berlin. Dort sucht er nicht nur Arbeit, sondern als gläubiger Katholik auch Anschluss an eine Gemeinde. Innerhalb eines Monats findet er beides. Er erhielt die Stelle eines „Hilfsarbeiters im Mittleren Justizdienst“. Daneben arbeitet er als Stenotypist für Kaplan Fahsel, der viele Vorträge in ganz Deutschland hält und bald mit den Nationalsozialisten in Konflikt gerät. Fahsel emigriert bereits 1934 in die Schweiz. Heiß bleibt, besucht den Märkischen Katholikentag im Juni 1934. Seine Bilder vom Reichstag vor und nach dem Brand und von Erich Klausener als Redner zeugen von seinem politischen Interesse.

Als er bei einem Besuch bei den Eltern im September  1934 in einem Gespräch davon spricht, er glaube auf keinen Fall, dass einer in das Reichstagsgebäude hineingekommen wäre, wenn ihm von den Nationalsozialisten nicht absichtlich dazu verholfen worden wäre, und von christenfeindlichen Auswüchsen der Blut- und Boden-Politik  berichtet, wird er denunziert. Am 26. März 1935 nimmt man Heiß in Schutzhaft im KZ „Columbia“. In einem Brief bittet er seine Familie, sich nicht zu sorgen, und schreibt weiter: „Ich bitte Euch, haltet möglichst Frieden auch mit XX (dem Denunzianten). Es lohnt sich wirklich nicht, dass ihr Euch seinetwegen aufregt und mich zu verteidigen sucht. Heute ruhig sein gegen politische persönliche Angriffe, aber umso lauter sein, wenn es sich um Angriffe unserer Religion gegenüber handelt, ist die beste Politik.“ Im Oktober 1935 wird Heiß freigesprochen, seine Arbeit jedoch ist er los. Er findet eine Anstellung im Steuerbüro des Gesamtverbandes der katholischen Kirchengemeinden,  später nimmt man Heiß jedoch wieder in den Staatsdienst auf. Seine Erleichterung ist groß. Mit seiner Verteidigung des Christentums und des Glaubens fährt er fort. Er, so wird berichtet, ging mit der Caritas-Sammelbüchse den Kurfürstendamm auf und ab und brachte 18 Reichsmark zusammen und habe sich gewundert, welch guter Klang das Wort „katholisch“ trotz allem in Berlin noch habe. 

1940 schließlich wird Heiß zum Wehrdienst einberufen. Als ihm auf dem Kasernenhof der Hitlergruß abverlangt wird, weigert er sich mitzumachen. Einen Tag später meldet er seinem Kompanieführer, dass er die mit dem Hakenkreuz versehene Uniform nicht mehr tragen könne. Dabei blieb er auch bei der sich anschließenden richterlichen Vernehmung. In der Anklageverfügung des Reichskriegsgerichts ist seine Begründung nachzulesen: „Da der Nationalsozialismus antichristlich eingestellt sei, müsse er es ablehnen, für den Nationalsozialistischen Staat Dienst als Soldat zu tun.“  Trotz der drohenden Todesstraße änderte Heiß seine Meinung nicht. Er wurde in Untersuchungshaft genommen und kam nach Berlin-Tegel. Heiß gehörte keiner Widerstandsgruppe an, er bekam keinen Besuch, keinen Zuspruch eines Geistlichen. Er war mit sich und seinem Entschluss allein, aber mit Gott. Am 20. August 1940 wurde er wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode verurteilt.  „So muss ich denn morgen meinen letzten Gang antreten“,  beginnt sein letzter Brief an seine Familie. „Der Herrgott wolle mir gnädig sein. Eine Bitte an Euch: Haltet fest an Christus und seiner Kirche. Lebt wohl! Euer Alfred Andreas“.

Dr. Jürgen Meyer-Wilmes