„Pacem in Terris“ – „Friede auf Erde“, so singen nicht nur die Engel in der Weihnachtsgeschichte, so heißt auch eine „Enzyklika“, also ein etwas umfangreicherer Brief von Papst Johannes XXIII. aus dem Jahr 1963. Der „Papa Buono“, der „gute Papst“, wie er auch genannt wurde, hatte diesen Brief nicht nur für „seine“ Katholiken weltweit geschrieben, sondern für „alle Menschen guten Willens“. Schon im ersten Satz von „Pacem in Terris“ geht der Papst davon aus, dass „alle Menschen zu allen Zeiten sehnlichst“ nach dem Frieden auf Erden verlangen.
„Alle Menschen zu allen Zeiten sehnlichst“? Schon damals, vor 60 Jahren, war das eine tapfere These, manche würden sagen ein naiver Glaube an das Gute im Menschen. 1963 war die Kuba-Krise gerade erst abgewendet worden, die Berliner Mauer stand fest und scheinbar unüberwindlich, der kalte Krieg und der Vietnamkrieg schienen unendlich.
Papst Johannes XXIII., der im selben Jahr 1963 verstarb, hat mit seinem Brief über den Frieden auf Erden auch sein Vermächtnis hinterlassen. Und er war ganz und gar nicht naiv: Während des Zweiten Weltkriegs gelang es ihm als Diplomat Juden zur Flucht aus dem besetzten Ungarn zu verhelfen, er kannte die Schrecken von Krieg und Holocaust, er wusste um die Folgen des „totalen Kriegs“, den Nazi-Deutschland über die ganze Welt gebracht hatte.
Und trotzdem hatte er den Glauben an das Gute im Menschen nicht verloren, an die Sehnsucht der Menschen – an die Sehnsucht aller Menschen – nach Frieden.
Vor knapp einer Woche haben wir die Geburt Gottes gefeiert. Er ist in Jesus Mensch geworden wie wir. Und die Engel haben ihm gesungen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“ Wir haben Weihnachten gefeiert, weil wir damit dem Krieg widersprechen, dem Krieg in der Ukraine, dem Terror der Hamas gegen Israel und allen Kriegen auf dieser Welt.
„Friede auf Erden“ – das haben wir bis heute nicht erreichen können. Aber auch wenn es trotzig oder vielleicht naiv klingt, ich halte mit Johannes XXIII. daran fest, dass „alle Menschen zu allen Zeiten sehnlichst“ nach dem Frieden auf Erden verlangen. Ich glaube daran und will mich mit Ihnen gemeinsam nicht entmutigen lassen, dafür einzustehen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Übergang in ein hoffentlich friedvolles 2024.
