Über den Kirchturm hinausgeblicktIm Hochhaus: Pressegespräch zu 5 Jahre Pastoraler Prozess

Blick über dem Pastoralen Raum (v. r.): Wolfgang Klose, Markus Weber, Inge Kerschkewicz, Generalvikar Kollig, Brigitta Boenigk. Foto: Wetzler

Pressegespräch im Panoramaraum im 26. Stock. Foto: Wetzler

Generalvikar Manfred Kollig im Gespräch mit Journalisten. Foto: Wetzler

Inge Kerschkewicz (M.) und Wolfgang Klose (l.) berichteten über ihre Arbeit im Leitungsteam Neukölln-Süd. Foto: Wetzler

Markus Weber, Leiter der Stabsstelle "Wo Glauben Raum gewinnt". Foto: Wetzler

Wolfgang Klose und Inge Kerschkewicz vom Pastoraler Raum Neukölln-Süd. Foto: Wetzler

Hoch über der Berliner Gropiusstadt, im 26. Stock des Hochhauses am Joachim-Gottschalk-Weg 1 sprachen Vertreter des Erzbistums und des Pastoralen Raums Neukölln-Süd mit der Presse über fünf Jahre „Wo Glauben Raum gewinnt“.

Inge Kerschkewicz und Wolfgang Klose vom Leitungsteam des Pastoralen Raums sowie Generalvikar Pater Manfred Kollig und Stabsstellenleiter Markus Weber berichteten im Panorama-Raum der degewo über ihre Erfahrungen und den Stand des Pastoralen Prozesses. „Wir sind hier nicht über den Wolken, können aber deutlich über den eigenen Kirchturm hinausblicken“, deutete Generalvikar Kollig den außergewöhnlichen Ort der Veranstaltung. Es gehöre zu dem Prozess, sich nicht nur als katholische Kirche wahrzunehmen, sondern auch den Kontext, in dem sich Kirche bewege.

Nach fünf Jahren Weg „Wo Glauben Raum gewinnt“ gehe es nicht darum, Erfolge zu feiern, sondern „nachzuhalten, ob wir richtig verstehen, was wir in diesem Prozess tun, ob wir viele mitgenommen, oder zu viele abgehängt haben“. In der Findungsphase, resümierte Generalvikar Kollig die nun abgeschlossene erste Phase des Prozesses, haben sich Pfarreien und Orte kirchlichen Lebens tatsächlich gefunden oder neu als Kirche entdeckt. In dieser Zeit sei unter anderem ein stärkeres Bewusstsein gewachsen, „sich selbst als Kirche zu begreifen und in die Pflicht nehmen zu lassen“. Als besonderes Anliegen unterstrich er, die Haltung der „Findungsphase“ auch in Zukunft nicht aufzugeben.

In der Entwicklungsphase, in der die Pfarreien eines Pastoralen Raums ihre Zukunft als gemeinsame Pfarrei entwickeln, gelte es nun, sich angemessen selbsteinzuschätzen: „Manchmal ist es zielführender, innezuhalten und auf Karte und Kompass zu schauen, statt sofort loszurennen.“ Als Karte der Gemeinden bezeichnete Pater Kollig die Bibel und die Situation in der Gesellschaft, als Kompass: Jesus Christus. In diesem Sinne versteht der Generalvikar „Wo Glauben Raum gewinnt“ als Pastoralen und nicht als Strukturprozess. Alle strukturellen und ökonomischen Entscheidungen dienten dem einen Ziel: „ein glaubwürdiges Zeugnis als Kirche Jesu Christi zu geben“.

„Einen blühenden Garten pflegen“

Inge Kerschkewicz und Wolfgang Klose vom Leitungsteam des Pastoralen Raums Neukölln-Süd gewährten einen Einblick in die Praxis vor Ort. „Wir haben nicht ein Museum zu hüten, sondern einen blühenden Garten zu pflegen“, zitierte Klose Papst Johannes XXIII., um den Auftrag der drei Pfarreien im Neuköllner Süden im Prozess zu beschreiben. Es handle sich nicht um eine Reorganisation oder eine klassische Fusion, sondern „wir stellen uns die Frage, wie Gott in der heutigen Welt wirkt“.

Dass ein Priester und zwei Ehrenamtliche ein Leitungsteam für die Entwicklungsphase eines Pastoralen Raums bilden, bezeichnete Klose als richtungsweisendes Modell für zukünftige Strukturen. Ein solches Experiment gebe es nur noch in zwei weiteren Räumen, ansonsten befänden sich überall Priester in der Leitungsfunktion: „Gemeinsam zu dritt sind wir ständig im Dialog, das fördert einen wohlüberlegten Entscheidungsprozess und ist die Basis für die gemeinsame Umsetzung.“

Was den Pastoralen Prozess vor Ort betrifft, betonte Klose: „Es geht nur Miteinander – und es geht nur, wenn wir möglichst viele mitnehmen.“ Keine leichte Aufgabe, gab er zu. Nicht alle in den drei Pfarreien seien überzeugt und machten mit. „Einige wollen die Wärme ihrer Kirche nicht verlieren, Bestehendes und Bewährtes wird als wichtiger erachtet als Veränderungen und Aufbruch.“ Auch sei es nicht leicht, in die Gesellschaft hinein zu kommunizieren, was die katholische Kirche gerade macht. Und dennoch: „Wir wollen wissen: Was erwarten die anderen von uns? Was würde den Menschen hier fehlen, wenn wir nicht da wären?“

„Der Prozess braucht Zeit“

Markus Weber, Leiter der Stabsstelle „Wo Glauben Raum gewinnt“, erläuterte Daten und Fakten des Prozesses. Die 105 Pfarreien bilden 35 Pastorale Räume, aus denen sich in den kommenden Jahren 35 neue Pfarreien entwickeln. 30 Pastorale Räume haben selbständig zusammengefunden, so dass sie ein gemeinsames Votum einreichen konnten, das durch den Erzbischof bestätigt wurde. Nur fünf Räume mussten durch den Erzbischof entschieden werden, verwies Weber darauf, wie gut der Weg der Findungsphase funktioniert hat.

26 Pastorale Räume befinden sich bereits in der Entwicklungsphase, acht werden in den kommenden Wochen und Monaten starten und einer – St. Franziskus in Reinickendorf-Nord – hat sich bereits zu einer neuen Pfarrei entwickelt. Die nächste neue Pfarrei werde voraussichtlich zum 1. Januar 2019 aus dem Pastoralen Tiergarten-Wedding gegründet. Für das Jahr 2023 sind die letzten Pfarreigründungen vorgesehen, so Weber, gut zehn Jahre nach dem Adventshirtenbrief von Kardinal Rainer Maria Woelki, mit dem der Pastorale Prozess angestoßen wurde.

Der Stabsstellenleiter betonte, dass jeder Pastorale Raum seine eigenen Herausforderungen mitbringt und es daher keine einheitlichen Lösungen geben könne. „Der Prozess braucht Zeit, etwas länger, als zu Anfangs gedacht, und das ist auch gut so. Wichtig ist, dass man sich diese Zeit nimmt.“

<link file:30706 _blank>Statement Generalvikar Pater Manfred Kollig

 


<link file:30707 _blank>Statement Leitungsteam Neukölln-Süd

 

 

<link https: www.domradio.de themen bilanz-des-reformprozesses-im-erzbistum-berlin _blank>Interview Wolfgang Klose Domradio.de