Ein Feiertag für die Rechte der Frauen

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„So geht’s nicht weiter. So wenige Feiertage gibt es sonst nur in Bremen und Hamburg. Wir brauchen einen zusätzlichen Feiertag!“, so schallte es immer lauter durch Berlin. Ich habe noch nie erlebt, dass erst feststeht, dass es einen neuen staatlichen Feiertag geben wird, und man erst danach überlegt, was man an diesem Tag denn eigentlich feiern oder bedenken will.

Dass es kein christlich begründeter Feiertag sein sollte, haben in Berlin schnell jene Kräfte energisch postuliert, die unbedingt einen nicht-religiösen Feiertag forderten. Auch dass in Umfragen sich die meisten Berlinerinnen und Berliner für das Reformationsfest oder den 9.November mit seinen so bedeutsamen und für uns alle wichtigen Erinnerungsinhalten  als zusätzlichen Feiertag aussprachen, konnte die Regierungsparteien im Abgeordnetenhaus nicht umstimmen: So viel Basisdemokratie scheint wohl doch nicht gefragt, wenn sie gegen das eigene Wählerpotential steht. Also wird in diesem Jahr in Berlin zum ersten Mal – und bundesweit einmalig – der internationale Frauentag am 8. März arbeitsfrei sein.

100 Jahre nach Einführung des Wahlrechts für Frauen soll dies, wie es wörtlich in der Begründung der Linkspartei heißt, „ein starkes Signal (sein)… im Kampf um die Gleichstellung der Geschlechter und gegen nach wie vor bestehende patriarchalische Herrschaftsstrukturen“. Mich erinnern diese Worte an die biblischen Erzählungen über mutige und kämpfende, selbstbewusste und freie Frauen; von der einzigartigen Bedeutung Mariens im christlichen Glauben ganz zu schweigen.

Sich für die Freiheit von Frauen  und ihrer Lebensentwürfe einzusetzen, ist eine politische und gesellschaftliche Aufgabe – zu der wir auch als Christen stehen und die auch für uns  als Kirche heute kritischer Maßstab und Ansporn sein muß.

Dies muss aber auch dann gelten, wenn Frauen sich entscheiden, ihr Leben sehr bewusst in einer Weise zu gestalten, die der Mainstream eher als altmodisch und unmündig ansieht. Die Rentenzuweisungen an Frauen etwa, die mehrere Jahre ihre Berufslaufbahn unterbrechen, um ganz für ihre Kinder da zu sein, sind eine einzige Ausbeutung und Diskriminierung. Das zeugt von einer Gesellschaft, in der nur der Erwerbsberuf  finanzielle Sicherheit verspricht und sich vorrangig am Beruf für viele die Freiheit und Größe einer  Person bemisst.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und in der kommenden Woche einen erholsamen und nachdenklichen Feiertag.