Nein, Taratra Rakotomamonjy (Taratscha Rakutumamunzi) ist nicht zur Internationalen Tourismusbörse aus Madagaskar nach Berlin gekommen, auch wenn sie sehr stolz auf ihre Heimat ist – ein Sehnsuchtsort für viele Touristen. Die Sozialwissenschaftlerin will in Berlin über die Armut reden, die in ihrem Land herrscht, aber auch über Lösungsansätze: Sie ist Geschäftsführerin für 674 Schulen mit fast 12.000 Schülerinnen und Schülern. Und zwar dort, wo sich selten Touristen verirren, auf dem Land, weit weg von der nächsten staatlichen Schule. Taratras Idee: sie ermutigt – natürlich nicht allein – Dorfgemeinschaften zur Gründung einer eigenen Schule und bildet Frauen aus den Dörfern zu Lehrerinnen aus. Denn gerade für die „ABC-Schützen“ ist der Weg zur nächsten Schule oft zu weit und zu gefährlich. Wer einmal die Dorfschule durchlaufen hat, hat bessere Chancen auf einen Platz an einer staatlichen Schule.
Und nur durch Bildung – davon ist Taratra überzeugt – können letztlich auch die anderen Probleme Madagaskars angegangen werden: Fast die Hälfte der Menschen im Urlaubsparadies kann sich kaum mit ausreichend Nahrung versorgen, jedes zweite Kind ist mangelernährt. In den Dörfern gibt es nur selten sauberes Wasser, es gibt keinen Strom, keine Gesundheitsversorgung, die Straßen zum nächsten größeren Ort sind schlecht.
Für das katholische Hilfswerk MISEREOR ist es kein Zufall, dass es Frauen wie Taratra und die von ihr ausgebildeten Lehrerinnen sind, die die Probleme angehen. Ihre diesjährige Kampagne steht unter dem Motto „Frau. Macht. Veränderung.“ Mit anderen Worten: wenn man sie nur lässt und unterstützt, schaffen Frauen Veränderungen. Das muss man nicht schon „feministische Entwicklungspolitik“ nennen, aber MISEREOR kann aus vielen Partnerprojekten weltweit bestätigen, was Entwicklungsministerin Svenja Schulze so formuliert: „Frauen sind stark, Frauen haben innovative Ideen, Frauen haben Wissen. Keine Gesellschaft kann es sich leisten, auf dieses Potenzial zu verzichten, wenn sie vorankommen will.“
Taratra erzählt in Berlin davon, wie motivierend es auch für sie selbst ist, zu sehen, wie Frauen und Kinder eine Perspektive für ihr Leben bekommen. Sie macht uns aber auch deutlich, dass es für jede Veränderung einen ersten mutigen Schritt braucht.
Frauen. Macht. Veränderung. – in Madagaskar und Berlin!
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und einen gesegneten Sonntag.