„125 Jahre in bester Gesellschaft": Unter diesem Motto begeht St. Johannesberg, eine Einrichtung der Caritas Familien- und Jugendhilfe, ihr 125-jähriges Jubiläum. 1899 gründeten die Dominikanerinnen St. Johannesberg mitten in Oranienburg. Hier finden bis heute junge und ältere Menschen mit Beeinträchtigungen einen Ort zum Lernen, Leben und Arbeiten – einen individuellen Raum zur Entfaltung. Es gibt eine Schule, eine große Werkstatt für behinderte Menschen und betreute Wohnformen. Etwa acht Millionen Menschen in unserem Land haben eine Behinderung. Manche Handicaps sind offensichtlich. Wenn jemand blind ist oder im Rollstuhl sitzt, fällt das auf. Menschen mit psychischen oder geistigen Behinderungen werden hingegen oft übersehen oder man schaut über sie hinweg. Wenn sie keine Beachtung bekommen, bleiben sie allein – am Rande der Gesellschaft. Nach unserem christlichen Menschenbild besitzt jeder Mensch einen absoluten Wert und ist von unserem Schöpfer gewollt. „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“, heißt es auch im Grundgesetz. Menschen mit Behinderung sollen die gleichen Möglichkeiten haben wie alle anderen. Sie sollen am gemeinschaftlichen Leben teilhaben. Doch dafür gibt es nicht nur einen Weg. Für manche ist es sinnvoll in einer Regelschule zu lernen – andere würden hier untergehen. Sie brauchen eine besondere Umgebung, um ihre Stärken entwickeln zu können. Jede und jeder von uns ist einzigartig und doch so verschieden. Genau so wenig wie es die Normalen gibt, gibt es die Behinderten. Viele haben Angst, etwas falsch zu machen, wenn sie einen Menschen mit Behinderung treffen. Sie vermeiden den Kontakt. Genau diesen Kontakt brauchen wir aber, um zusammenzuleben – uns kennen zu lernen und die individuelle Persönlichkeit zu entdecken. Dafür gibt es viele Möglichkeiten. In St. Johannesberg gibt es eine Fahrradwerkstatt, die für alle offen ist. Manche Betreute leben in einer Wohngemeinschaft in der Stadt oder arbeiten in verschiedenen Betrieben Oranienburgs. Die Schülerinnen und Schüler fahren jeden Tag nach Hause. Es gibt also viele Gelegenheiten, sich zu begegnen und in bereichernden Austausch zu kommen. Ich möchte Sie alle einladen, offen und neugierig aufeinander zuzugehen. Miteinander zu sprechen und zusammen zu lachen - dann sind wir alle in bester Gesellschaft.
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und einen gesegneten Sonntag.