Kinder vor Armut bewahren

In aller Welt feiern Katholikinnen und Katholiken heute das Hochfest Verkündigung des Herrn. In der Bibel wird berichtet, wie ein Engel Maria verkündet, dass sie ein Kind bekommen wird. An Weihnachten wird dieses Kind dann in aller Armut in einem Stall geboren. In seiner Verkündigung wird Jesus später selbst die Kinder in den Mittelpunkt stellen, die zu den vulnerabelsten Mitgliedern einer jeden Gesellschaft gehören.

Jedes fünfte Kind in Deutschland ist armutsgefährdet - in Berlin betrifft es sogar jedes vierte. Fast drei Millionen Kinder in unserem Land sind betroffen. Die aktuellen Preissteigerungen verschärfen die Lage noch weiter. Nach den Schulschließungen in der Pandemiezeit haben viele Kinder und Jugendliche Bildungsrückstände, gerade solche aus einkommensschwachen Familien. Noch immer gibt es bei uns keine wirkliche Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche. Ihre Entwicklungsmöglichkeiten hängen viel zu oft von der Bildung und den finanziellen Möglichkeiten ihrer Eltern ab. Hier dürfen wir nicht weiter tatenlos zusehen. Es muss sich etwas ändern. Bessere Chancen gibt es aber nicht zum Nulltarif. Deshalb plant die Bundesregierung die Einführung der Kindergrundsicherung. 2025 soll sie das Kindergeld ablösen und einkommensschwachen Familien besser gerecht werden. Als Familienbischof ist es mir ein großes Anliegen, diese Reform zu unterstützen. Kindergrundsicherung ist Kinderchancensicherung – soziale Gerechtigkeit bedeutet, dass alle Kinder und Jugendlichen mit gleichen Lebenschancen aufwachsen können. Das muss die Politik sicherstellen. Aber auch wir können aus unserer christlichen Überzeugung heraus einen Beitrag leisten, um die Lebenssituation von Kindern zu verbessern. Es gibt viele ehrenamtliche Möglichkeiten. Ob als Familienpate beim Projekt „Bärenstark“ des Sozialdienstes katholischer Frauen oder als „Bildungsbuddy“ bei der Caritas, der sich im Kinderheim um junge Menschen kümmert. Sie können beim gelegentlichen Vorlesen in einer Kita die Sprachentwicklung von Kindern fördern oder sich als ehrenamtlicher Vormund für minderjährige Geflüchtete einsetzen. Armut darf kein unabänderliches Schicksal sein. Armut führt zu Ausgrenzung und zu einer Spaltung unserer Gesellschaft. Auch deshalb müssen wir schon bei den Jüngsten beginnen, Armut entgegenzuwirken, um Kinder davor zu bewahren.

Ich wünsche Ihnen einen gesegnetes Fest Verkündigung des Herrn und morgen einen gesegneten Sonntag.