Kinofilm: Das Tagebuch der Anne Frank

Erzbischof Dr. Heiner Koch mit der Hauptdarstellerin und dem Regisseur. Foto: Walter Wetzler

„Es ist wie eine Sklavenjagd in früherer Zeit: die guten, unschuldigen Menschen mit weinenden Kindern und die furchtbaren Kerle, die sie schlagen, peinigen und vorwärtstreiben. Niemand wird geschont, weder die Alten noch Babys, schwangere Frauen, Kranke (…) Ganz schlecht finde ich mich, weil ich hier in meinem warmen Bett liege, während meine besten Freundinnen irgendwo draußen furchtbar leiden, vielleicht schon zusammengebrochen sind (…). Sie sind den grausamsten Menschen ausgeliefert, die es nur gibt. Und alles nur, weil sie Juden sind….“.

Diese Sätze hat das 13jährige Mädchen Anne Frank in ihr Tagebuch geschrieben, am 19.November 1942. Zwei Jahre lang lebte sie mit ihrer Familie und weiteren Untergetauchten in einem Hinterhaus-Versteck in Amsterdam, auf engstem Raum, in ständiger Angst vor Entdeckung und Deportation durch die Nazis.

Anne vertraute ihrem Tagebuch alles an, was sie sonst niemandem erzählte. Ihre Gefühle gegenüber Mutter, Vater und Schwester, ihre Sehnsüchte und Hoffnungen, aber auch Ärger und Unwillen. So ist ein außergewöhnliches Stück Literatur entstanden, das auch heutige Leser noch in seinen Bann zieht und aktueller ist denn je. Denn auch in unseren Tagen werden wieder viel zu oft Andersdenkende ausgegrenzt, Minderheiten diskriminiert und Flüchtlinge schlecht behandelt.

In diesen Tagen kommt ein neuer Film über das Leben der Anne Frank im Amsterdamer Versteck in unsere Kinos. Es ist ein berührender Film, nicht zuletzt wegen der herausragenden schauspielerischen Leistung der jungen Hauptdarstellerin. Das Besondere an diesem Film ist, dass er Anne Frank nicht wie eine heilige Märtyrerin auf den Sockel stellt, sondern dass er sie auch in ihren Konflikten und Widersprüchen darstellt und uns dadurch viel näher bringt.

„Wenn wir hier wieder herauskommen, werde ich eine Stunde lang nur in einer Badewanne voll mit Wasser liegen“, schreibt Anne Frank in ihr Tagebuch. Doch dazu kam es nicht. Das Versteck wurde verraten, Anne, ihre Schwester und ihre Mutter starben im KZ, nur wenige Wochen vor Kriegsende. Das Tagebuch der Anne Frank hat kein Happy-End.

Diesen Film möchte ich Ihnen besonders empfehlen. Er ist ein herausragendes Zeugnis für den Glauben an das Gute. Ein Impuls für alle, die die Hoffnung niemals aufgeben, dass es sich lohnt, für eine bessere Welt einzutreten.